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Bezahlmodelle im NetzKlicken und zahlen

Inhalte im Netz sollen Geld kosten, wünschen sich die Verleger. Damit sie diese auch bezahlen, müssen die Leser erst mal daran gewöhnt werden.

Kosten üblicherweise zwischen 79 Cent und einigen Euro. Bild: Giuseppe Leto BaroneCC-BY-ND

Dass Inhalte im Netz künftig Geld kosten sollen, predigen die Verlagsbosse schon seit Beginn der Medienkrise. Ganz praktisch heißt das: Die Leser sollen die Kreditkarte zücken oder die Kontonummer herausrücken und einzelne Texte für einige Cent pro Stück bezahlen oder ein Abonnement abschließen, das ihnen ständigen Zugriff erlaubt.

Da das aber bislang keinesfalls die Regel ist und ein direkter Umschwung von kostenlos auf bezahlt nicht möglich scheint, sind zunächst so genannte "Freemium"-Modelle geplant. Dabei werden Teile des Angebots einer Zeitung oder eines Magazins, etwa einfache Nachrichten, gratis dargeboten. Will man Hintergründe, heißt es dann künftig freundlich: "Zahlen bitte!"

Außerhalb des über den PC zugänglichen Web sind Bezahlmodelle einfacher umzusetzen, etwa auf Apples Handy iPhone, das Springer nun als erster deutscher Verlag erobern will. Hier gibt es einen speziellen Online- Shop, den man vom Gerät aus aufrufen kann. Eine "App", wie sich Programme auf dem Gerät nennen, in denen die kostenpflichtigen Inhalte dann stecken, wird mit wenigen Klicks ausgewählt und nach Eingabe des Passworts bezahlt.

Die Summe, die üblicherweise zwischen 79 Cent und einigen Euro liegt, wird dann über die bei Apple hinterlegte Kreditkarte oder eine Guthabenkarte abgebucht. Der Computerkonzern, der auch höchst erfolgreich Filme, Hörbücher und Musik über das Internet verkauft, kassiert dabei als Zwischenhändler 30 Prozent der Umsatzsumme, der Rest geht an die Medienkonzerne.

Neben Handys gelten auch sogenannte E-Book-Reader als mögliche neue Einnahmequelle. Diese Lesegeräte für elektronische Bücher oder Zeitungen bieten ebenfalls eingebaute Online-Shops, in denen man dann einzelne Titel auf Klick erwerben kann. Auch die taz ist in einer solchen Form seit kurzem verfügbar – als digitales Abo im "EPUB"- Format, das sich auf vielen Handys, aber auch direkt am Rechner lesen lässt. Der Preis beträgt 10 (Standardpreis) bzw. 20 Euro (Politischer Preis) im Monat und umfasst die gesamte aktuelle Ausgabe, die bereits am Vortag heruntergeladen werden kann.

Bei der Paid-Content-Debatte derzeit noch weitgehend außer Acht gelassen werden unterdessen die Journalisten, die die neuen teuren Inhalte ja erst schaffen müssen. Die sehen, egal ob festangestellt oder frei, nach bisheriger Planung keinen Cent mehr für die Bezahlinhalte, während sich der Druck durch die Verlagschefs erhöht.

Redakteure müssen aufgrund der weiter laufenden Entlassungswellen in immer kleineren Redaktionen immer mehr arbeiten, was längst Einfluss auf das Endergebnis, den vom Leser zu konsumierenden Text, hat. Ob das die Qualitätsprodukte sind, für die die neugewonnenen Kunden zahlen wollen?

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8 Kommentare

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  • N
    Nordwind

    Da muß die Journaille aber in Vorleistung gehen und erst mal den Beweiß antreten, daß noch anderes als Kampagnenjournalismus, PR und Hofberichterstattung möglich ist.

     

    Wenn man sich die Verlagslandschaft anschaut, kann man nur zu einem Schluß kommen: Inhaltlich soll alles beim alten bleiben aber die Leute sollen dafür bezahlen.

     

    Oder glaubt jemand ernsthaft, daß sich die Grundhaltungen der hinter den Verlagen stehenden Köpfe und der in Abhängigkeit stehenden Journalisten ändern werden weil der Bürger für seinen Informationsbedarf zahlen muß?

  • B
    Boris

    Bevor sie sich überlegen ob, wann, wofür und wieviel zu Zahlen ist sollten sie sich erstmal ein vernünftiges Bezahlsystem ausdenken.

    Denn, sich erst irgendwo (sprich: bei jedem Anbieter einzeln) registrieren und Kreditkarten-/Kontodaten eingeben zu müssen hat in meinen Augen die größere Abschreckung als Cent- oder gar Eurobeträge.

  • VK
    vom Kothen

    Da einerseits eh nur noch Lobbyistenpropaganda verbreitet wird, und andererseits sich News und Artikel gleichen, also wenn Agenturmeldungen identisch in Spiegel Online und Focus Online und dann auch noch in Welt Online stehen...

    Was soll da bezahlt werden?

    Soll ich drei oder vier mal zahlen für ein und dieselbe und zudem völlig unreflektierte Version einer einzigen Nachricht?

  • SS
    Susi Sorglos

    Ich hätte überhaupt kein Problem damit, wenn ein Teil der Wirtschaftspropagandamaschinen, die uns das Magd- und Knechtsein als alternativlose Lebensperspektive verkaufen wollen, hinter einer PayWall verschwänden. Es kommt auch nicht oft vor, daß mich Googleanfragen auf eine Zeitungsseite leiten. Wahrscheinlich, weil ich gerade nicht nach dem suche, was sie mit ihrer »Qualität« anzubieten haben: Halbwissen, Geschichtsklitterung, Schleichwerbung, Hype, Panikmache, PR-Desinformation und vor allem Schweigen.

     

    Mal ein Beispiel: Die Ereignisse des 17. Juni 1953 werden uns regelmäßig mit medialen Breitseiten in Erinnerung gebracht - aber wem sagt der 12. November 1948 etwas? An diesem Tag sind über neun Millionen Arbeiter in der britischen und amerikanischen Besatzungszone in einen Generalstreik (der natürlich nicht so heißen darf) getreten. Als einzige Zeitung hat der »Freitag« mal darüber berichtet (http://www.freitag.de/2003/46/03461001.php).

     

    Also sollen sie ruhig mit »Freemium«-Modellen die Nutzer ärgern, auf daß sie beim Aufpoppen der Zahlungsaufforderung das Weite suchen...

  • L
    Linda

    Kontrovers weil Springer

     

    Ich wäre sofort bereit, für eine taz-App zu zahlen. Ich habe die online taz ausprobiert und das Format ist bisher für mich nicht praktikabel. Da sollte mehr passieren ..

  • M
    Martin

    Aus Verlegersicht ist das schon zu verstehen, aber warum sollte ich für Welt Online bezahlten Content buchen, der doch bekanntermaßen tendenziös gefärbt ist? Gut, das ist er bei anderen Mainstreammedien auch, aber dort unangemessen überdeutlich.

    Außerdem wird im Forum zensiert, was nicht auf Linie ist.

     

    Nun hat Hr. Döpfner zwar gesagt, Qualitätsjournalismus rechtfertigt Bezahl-Content oder so ähnlich. Aber dieses liniengetreue Geschreibsel als Qualitätsjournalismus zu bezeichnen ist IMO einfach lächerlich. So bekommt er höchstens Kunden, die so was lesen wollen. Aber keine wirklich neue Zielgruppe.

  • K
    Kommentator

    Qualität hat ihren Preis:

    deswegen sind lokale, üble Unions-Propagada-Blätter jetzt schon für unsummen im netz erwerbbar.

    Und deswegen wollen Springer voran und die taz (noch?) nicht.

    Deswegen sind telepolis und super investigative Blogs (zu speziellen Themen) kostenfrei.

     

    Lasst die Dumpfbackenblätter wie Welt, Spiegel, Stern und Focus, Bild, BZ und co. nur voran.

    Dann habt ihr mehr Visits, Clicks, mehr Abonnenten, mehr Neukunden.

     

    Was bezahlt wird, sind allgemein nur opportunistische Redakteure, die genug Kohle wollen*, die dpa-Lügen-Maschine etc.

     

    *taz ist hiervon nicht betroffen, da ihr doch noch n paar Idealisten hocken, denen ihre ernsthafte Arbeit wichtiger ist als ein hohes Einkommen.

    Diesbezüglich: Hut ab!

     

    Fehlt nur noch, dass ihr zur ausgewogenen, detailreichen und unabhängigen Berichterstattung zurückgekehrt und ihr seid ne (moralische) Geldanlage wert.

  • MC
    Moped City

    Ganz ehrlich: Qualität hat seinen Preis - und wir sind eben leider eine Aldi-Gesellschaft geworden, die alles umsonst haben möchte. Ich finde es okay, wenn ich für Inhalte zahlen müsste - auch bei TAz.de. Ich habe vor einigen Monaten ein Archiv-Abo beantragt für ´nen Fuffi und ehrlich gesagt: Der Fuffi hat sich gelohnt. Nur: die Einnahmen müssen für seriösen Journalismus ausgegeben werden und nicht für den Gewinn der Verleger! Und zum Thema Zeitung: Ich bin so krass dass ich mediengesetzlich fordere: die möglichen Online-Gewinne müssen in den Erhalt der Zeitungslandschaft in Deutschland fließen. Es lebe der Meinungspliuralismus!