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Bewegungstermine in BerlinMehr Bizimness statt Business

Dank Staat und Kapital wird Wohnen in der Hauptstadt immer mehr zur Herausforderung. Doch auch der Widerstand der Ber­li­ne­r:in­nen lässt nicht nach.

Kämpft seit zehn Jahren für eine solidarische Stadt: die Initiative Bizim Kiez Foto: IMAGO / Christian Mang

D ie Kieze in Berlin verändern sich fortwährend. Meist zuungunsten der Lebensqualität der Anwohnenden. Freiflächen verschwinden, weil Investoren stets auf das nächste gute Geschäft lauern. Unmengen an Büroflächen stehen leer, während Wagenplätze und Hausprojekte geräumt werden. Es wird zunehmend schwerer, geeigneten Wohnraum zu finden.

Wer eine Bleibe hat, versucht sie zu halten, aber auch das ist oft nicht möglich. Vor allem für sozial schwächere oder marginalisierte Menschen wachsen die Herausforderungen in Zeiten der Gentrifizierung. Dabei sollte Wohnen schon lange neu und solidarischer gedacht werden. Konzepte wie Clusterwohnen und Haus- und Wohngemeinschaften versuchen eine Verbesserung der Lebensbedingungen für die Be­woh­ne­r:in­nen der Hauptstadt zu kreieren.

Inklusives Wohnen in einer Wohngemeinschaft oder einem inklusiven Haus bietet zum Beispiel Menschen mit Behinderung eine selbstbestimmte Alternative. In Berlin gibt es mehrere Projekte dieser Art. Im JUP gibt es eine Soli-Küfa für ein solches Projekt des inklusiven Wohnens. Auf freiwilliger Basis wird gemeinsam gekocht, meist vegan, das Essen geht gegen Spende raus. Es gibt einen barrierearmen Zugang (Mittwoch, 16. Juli, Florastr. 84, 18 Uhr).

10 Jahre Bizim Kiez

Vor mittlerweile 10 Jahren gab es laute Proteste aus der Nachbarschaft im Wrangelkiez gegen die Kündigung des Gemüseladens Bizim Bakkal. Aus den wöchentlichen Kundgebungen wuchs die Initiative Bizim Kiez, eine Bewegung für eine solidarische Stadt und gegen Verdrängung, die viel bewirkt hat – obwohl es weiterhin sehr viel Luft nach oben gibt.

tazplan

Der taz plan erscheint auf taz.de/tazplan und immer Mittwochs und Freitags in der Printausgabe der taz.

Unter dem Motto 10 Jahre Bizimness statt Business“ findet eine Jubiläumskundgebung statt, auf der es unter anderem Interviews zu aktuellen Kämpfen sowie anekdotische Rückblicke mit Fotos und Musik geben wird (Mittwoch, 16. Juli, Wrangelstr. 77, 18 Uhr).

Unter dem Titel „Eine soziale Wohnraumversorgung ist möglich“ findet in der Berliner MieterGemeinschaft eine Diskussion mit dem Stadtsoziologen Andrej Holm und dem Architekten Steffen Adam statt. Letzterer ist Herausgeber der Schrift „100 Jahre GEHAG“ – ein in den 1920ern gegründetes, ursprünglich gemeinnützig ausgerichtetes Wohnungsunternehmen, dessen Bestände heute zur Deutschen Wohnen gehören. Die Veranstaltung des MieterEchos zeigt an dem historischen Beispiel und an einem aktuellen Konzept auf, wie bezahlbare Wohnungen entstehen können (Donnerstag, 17. Juli, Sonnenallee 101, 19 Uhr).

Der Görli bleibt offen

Das Recht auf angemessene Wohnung ist ein völkerrechtlich verbindliches, soziales Menschenrecht. Wie man dieses Recht für wohnungspolitische Kämpfe einsetzen kann, will die Veranstaltung „Das soziale Menschenrecht auf Wohnen für Alle endlich umsetzen und in der wohnungspolitischen Praxis verankern!“ aufzeigen. Im Institut für Sozialwissenschaften an der HU Berlin sollen zentrale Fragen zur Rechtslage aufs Tableau gebracht werden.

Es wird Beiträge von Sozialrechtsexperten, Wissenschaftlern, Mieterinitiativen und von Ver­tre­te­r:in­nen Berliner wohnungspolitischen Initiativen geben. Zum Abschluss ist eine offene Diskussion mit allen Teilnehmenden geplant. Eine kurze Rückmeldung zur Teilnahme unter info@sozialemenschenrechtsstiftung.org ist erwünscht (Freitag, 18. Juli, Universitätsstraße 3b, 18 Uhr).

Nicht nur der private Wohnraum ist elementar, sondern auch die Umgebung des Wohnortes, also etwa Grünflächen und Parks. Auch diese tragen zur Lebensqualität in Berlin bei. Diese allerdings schwindet. Der Senat will den Görlitzer Park für sehr viel Geld umbauen lassen und ihn ab Ende des Jahres nachts und gegebenenfalls auch tagsüber schließen. Ak­ti­vis­t:in­nen sehen dahinter rassistische und populistische Gründe. Die Initiative Görli 24/7 freut sich daher auf vielfältigen Protest und Widerstand bei der Demonstration mit dem Motto: „Unser Görli bleibt offen!“ (Sonntag, 20. Juli, Görli, Skalitzer Straße, 16 Uhr).

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Desiree Fischbach
Jahrgang 1984, Magistra Artium Kunstgeschichte/ Theaterwissenschaft, FU Berlin. In der taz seit 2011: Webentwicklung Abteilungsleiterin. Hauptthemen Subkultur und soziale/ politische Bewegungen in Berlin.
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