■ Kommentar: Bewährungsprobe
Wachsweich formuliert ist der Beschluß des Senats, aber knallhart wird der Konflikt sein, wenn das Vorhaben einer Dienstzeitreform bei der Polizei umgesetzt wird. Wenn Innensenator Jörg Schönbohm die Umstellung auf die Achtstundenschicht schafft, dann kann er sich des Lobes bis in die Linke hinein gewiß sein. Freilich: An diesem Vorhaben haben sich die Innensenatoren seit fast zwanzig Jahren die Zähne ausgebissen. Polizeigewerkschafter und Personalräte verteidigen unnachgiebig eine Zwölfstundenschicht, um den attraktiven Freizeitausgleich zu behalten. Ein Vorgeschmack, welch harter Kampf auf den Innensenator zukommt, hat er bereits spüren dürfen. Auf die ersten Hinweise hin, daß die Reform des öffentlichen Dienstes auch vor den Polizeistrukturen nicht haltmachen dürften, ließen die Ordnungshüter im Frühsommer ihre Muskeln spielen. Quasi als Entlastungsangriff unter tätiger Mithilfe der Boulevard-Presse wurde die angeblich miserable technische Ausrüstung der Polizei zum Thema gemacht. Die massive Kampagne zeigte prompt Wirkung; Schönbohm gelobte Besserung. Der Innensenator hat sich auf diese erste wirkliche Bewährungsprobe deshalb gut vorbreitet. Der Termin für die Haushaltsaufstellung des Senats wurde unter anderem auch deswegen bis in den Oktober verschoben, weil Schönbohm vorher das Einsparpotential im Personalbereich abklären wollte. Gerd Nowakowski
Siehe Bericht Seite 22
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