: Betr.: Gilles Peress: "Telex Iran"
1979 schickt der Fotograf Gilles Peress ein Telex nach Paris: Man möge bei der Entwicklung einiger Filme auf einen Streifen mit Opiumrauchern achtgeben. Möglicherweise sei das Material beschädigt, weil die Kamera von iranischen Revolutionsgarden kontrolliert und geöffnet wurde. Es sind solche ironischen Details, die in dem Band „Telex Iran“ von 1983, der jetzt faksimiliert wiederaufgelegt wurde, Fotos und Kurznachrichten lesbar machen. Tatsächlich stand Peress vor einem Problem: Während er für die Bildagentur Magnum in Teheran arbeitete, kehrte Khomeini aus dem Pariser Exil zurück, der Schah wurde gestürzt und die US-Botschaft besetzt. Binnen weniger Monate war der Islam in westlichen Medien zum größten Feindbild aufgestiegen. Peress demontiert diese Art der Dämonisierung, indem er die Banalität der Bildproduktion selbst bei Aufnahmen von religiösen Demonstrationen dagegenhält. Die Krise ist der Markt des Fotografen.
Gilles Peress: „Telex Iran“. Scalo Verlag, 102 Seiten, 78 DM
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