Bestand altert, Geld fehlt: Denkmäler kommen in die Jahre
Zwanzig Jahre nach der Vereinigung steht der Denkmalschutz in Berlin vor neuen Herausforderungen. Denn der größte Teil der Anlagen stammt aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg.
Die Erinnerung muss ab und zu aufgefrischt werden. "Es wird Zeit, der Architektur und dem Städtebau der 60er, 70er und 80er Jahre mehr Aufmerksamkeit zu schenken", sagte am Freitag Jörg Haspel, Direktor des Landesdenkmalamts. An diesem Wochenende ist wieder einmal Tag des offenen Denkmals.
Von den knapp 7.000 Berliner Baudenkmälern und einigen hundert unter Schutz stehenden Gartenanlagen stammten nur 8 bis 9 neun Prozent aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, erklärte Haspel. Auch Kerstin Wittmann-Englert, die sich als Vorsitzende des Landesdenkmalrats als Mittlerin zwischen Politik und Verwaltung sieht, forderte: "Wir sollten die Nachkriegsmoderne in den Blick nehmen. Berlin hat hier ein großes Potential, das inzwischen sanierungsbedürftig ist."
Den Berliner Denkmaltag nutzten Haspel und seine Mitstreiter am Freitag für eine Standortbestimmung des Denkmalschutzes zwei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung. Was die personelle Ausstattung angeht, fällt die Bilanz negativ aus: Seit der Einrichtung des Landesdenkmalamts 1995 sei die Zahl der Stellen von 75 auf 33,5 gestrichen worden, so Haspel. "Ich erwarte, dass das Land die Kürzungen stoppt."
Zurzeit habe seine Zunft mit Ausnahme von Hessen und Hamburg in ganz Deutschland einen schweren Stand, sagt auch Gerd Weiß, Chef der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger. "Wir brauchen eine Minimalausstattung, um die Bauten in der Zukunft zu sichern."
Als eine Herausforderung sieht Haspel den demographischen Wandel: Gebäude müssen altengerecht angepasst werden. Auch der Klimawandel stelle den Denkmalschutz vor Probleme. "Solardächer sind nur selten ohne Beeinträchtigung in das Erscheinungsbildes von Denkmalen zu integrieren, von der Problematik der Außendämmung ganz zu schweigen", so Haspel.
Aufgrund der Zuwanderung müsse auch die Art der Vermittlung überdacht werden. "Wir brauchen Angebote für Bevölkerungsgruppen nichtdeutscher Herkunft", ist Haspel deshalb überzeugt.
Das sieht Wittmann-Englert ähnlich: "Für wen bewahren wir die Denkmäler auf? Auch Migranten werden die Besitzer von morgen sein." Als erste Schritte nannte Haspel mehrsprachige Flyer und Führungen. Inhaltlich sieht er ebenfalls Veränderungsbedarf: In Berlin seien etwa mit den Hugenotten Einflüsse aus ganz Europa zusammengekommen. "Diese Anknüpfungspunkte sollten wir besser herausstellen."
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