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Besser billiger

■ Flüchtlinge im Bezirk Nord müssen nicht länger im Hotel wohnen

Bezirksamtsleiter Mathias Frommann (SPD) freut sich: 545 Flüchtlinge und Wohnungslose, die zuvor in Hotels in Hamburg-Nord leben mußten, sind nun „näher an der gesellschaftlichen Normalität“ in Unterkünften und Wohnungen untergebracht – und der Bezirk wird dieses Jahr rund 3,2 Millionen Mark sparen. Damit ist Nord nach Bergedorf der zweite Bezirk, der die Hotelunterbringung beendet und auch zukünftig nicht wieder praktizieren will.

Möglich wurde das „normalere Leben“ für die in Hamburg lebenden Flüchtlinge allerdings vor allem durch den Umstand, daß es viele andere Betroffene gar nicht mehr bis hierher schaffen: Seit der Änderung des Asylbewerberrechtes 1993 ist die Zahl der Asylbewerber, die jährlich neu in die Hansestadt kommen, von zuvor rund 20.000 auf heute 2500 gesunken. Die Grundhaltung, sie menschenwürdig unterzubringen, habe sein Bezirk aber auch zu Zeiten des „dramatischen Zustroms“ schon gehabt, betont Frommann. 160 neue Plätze in Gemeinschaftsunterkünften hat Nord in den letzten beiden Jahren eingerichtet. Der Rest der HotelbewohnerInnen zog in Unterkünfte von „pflegen und wohnen“.

Rund 10 Mark kostet den Bezirk ein Platz in einem Pavillondorf oder einem angemieteten Haus pro Tag und Person, statt 27 Mark im Hotel. Zudem stünden den Betroffenen nun durchschnittlich sechs bis acht Quadratmeter plus Gemeinschaftsräumen zur Verfügung, erläutert Klaus Lühr, Leiter des Sozialamtes Nord. Im Hotel waren es acht Quadratmeter für die erste und vier für jede weitere Person.

Hamburgweit leben noch rund 360 Flüchtlinge und Wohnungslose in Hotels. 1996 waren es noch fast zehnmal so viele. „Dieser Trend betrifft alle Bezirke“, bestätigt Petra Bäurle, Pressesprecherin der Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales. Die Behörde hat 1995 eine eigene „Hotel-Räumungsgruppe“ eingesetzt. Bis Ende dieses Jahres soll diese Unterbringungsform in ganz Hamburg abgeschafft werden. Heike Dierbach

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