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Beschnullertes Konzert

■ So schlechten Geschmack können Kinder haben: Rolf Zuckowski beklampfte die ausverkaufte Bremer Stadthalle und 4.500 Kleine waren hin und weg

„So, und jetzt spiel' ich das Lied mal etwas schneller als auf der Cassette!“ 9.000 Arme in der ausverkauften Stadthalle fliegen nach oben, hunderte Lippen schließen sich fester um Latex-Schnuller. Schnell fügen sich in einen beschleunigten Vier-Viertel-Takt, den der Mann auf der Bühne mit C-Dur-Akkordfolgen auf seiner Gitarre untermalt. „Und jetzt alle zusammen: Nackidei, nackidei, keiner findet was dabei.“

Ein ausverkauftes Konzert in der Stadthalle, und das an einem Montag nachmittag – sowas schafft nur Rolf Zuckowski. Rolf Zuckowski? Noch nie etwas von dem Mega-Star Rolf Zuckowski gehört? Dann haben Sie keine Kinder, und schon gar keine zwischen vier und zehn. Denn sonst hätten Sie gestern nachmittag mitgemußt. Und hätten sich die banalen Dauerdudler von lustigen Häschen, lieben Mammis und verschlafenen Pappis in Stadtfest-Lautstärke um die Ohren hauen lassen müssen. Seit über einem Jahr tourt Zuckowski schließlich schon mit seinem Programm „Du brauchst ein Lied“ durch Deutschland, und jetzt – endlich – ist er in Bremen angekommen.

Ach, und wie oft hätten Sie in den Jahren zuvor schon den Cassetten-Recorder ihrer lieben Kleinen verflucht. Bis das Band reißt haben die darauf ihren Zuckowski um- und umgedreht. Und selbst der kleine Trost, daß damit auch ein bißchen Verkehrserziehung verbunden sein könnte, hätte Ihnen nicht über die Kopfschmerzen hinweggeholfen, die beim zweihundertdreiundachzigsten Abspielen des Zuckowski-Hits „Zebras streifen, Zebrasteifen“ auch das schwerhörigste Elternteil übermannen.

Auch gestern nachmittag waren die Zebras der Knaller im Kinderkonzert. Hunderte hatten sich das Liedchen gewünscht, und Rolf Zuckowski wäre der letzte, der ihre Begehren schnöde abwiese. Schließlich hatte „Heidi, der gute Geist, daß hinter der Bühne immer alles klappt“ (Zuckowski) die Sache extra „ausgewertet – auswerten heißt zählen und ausrechnen“ (Zuckowski) und „Michael“ ließ dazu herzergreifend schön seine Hammond-Orgel jaulen.

Und dann waren da noch die sieben Kinder, die sich öffentlich dazu bekannt hatten, am Tag des Konzertes Geburtstag zu haben. Sie hatten die Ehre, die einzig schrägen Töne des aalglatt Programms beizusteuern. Aber nicht sie bekamen dafür den verdienten Beifall, sondern neben ihnen der liebliche Kinder-Einseifer an der Klampfe.

Wenn nicht gleich Bremen, so doch zumindest die Zukunft Bremens war begeistert von Rolf Zuckowski. So schlechten Geschmack können Kinder haben! Oder sind sie nur so dankbar für den blonden Blödelbarden, weil ihnen an einem Montag nachmittag bei schlechtem Wetter sowieso niemand was Anständiges bietet? Ase

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