Bernward Janzing über die Wirtschaftlichkeit von Stromspeicherung: Zur Ramschware degradiert
Zur Speicherung von Strom gibt es längst vielfältige Möglichkeiten auf solidem technischem Niveau. Ob durch klassische Batterietechnik oder Redox-Flow-Batterien, ob mittels Pumpspeicherwerken oder mit synthetischem Gas generiert mit überschüssigem Strom („Power-to-gas“) – das Spektrum an Speichern ist beachtlich.
Hinzu kommen außerdem die Optionen zur Verlagerung von Stromverbräuchen, die von ihrer Wirkung auf das Netz einer Speicherung ebenbürtig sind. Das zeigt gerade die Aluhütte der Firma Trimet in Essen, die einen virtuellen Stromspeicher aufbaut, indem sie durch Umbauten ihren Leistungsbezug für 48 Stunden um bis zu 22 Megawatt hochfahren kann, sobald im Netz Strom im Überschuss vorhanden ist. Später kann die Anlage im Gegenzug die Leistung in ebensolchem Umfang unter das Normalniveau absenken.
All diese Beispiele zeigen, dass Stromspeicherung kein überwiegend technisches Problem mehr ist, sondern vielmehr ein wirtschaftliches. Denn so vollmundig EWE sein spannendes Projekt ankündigt, so deutlich ist auch: Unter den aktuellen Rahmenbedingungen ist es nicht realisierbar. Die Situation ist paradox: Während in der politischen Debatte stets ein wachsender Bedarf an Speichern im Stromnetz postuliert wird, werfen am Markt solche Flexibilitäten keine auskömmlichen Erträge ab.
Die Gründe sind vielfältig. Neben politischen – etwa Abgaben für Speicheranlagen – ist einer besonders bitter: Strom aus alten, abgeschriebenen und schmutzigen Kohlekraftwerken hat den Strom im Großhandel zur Ramschware degradiert. Wer Strom zur richtigen Zeit am Markt anbieten kann, wird dafür heute nicht angemessen entlohnt. So lassen die Strommärkte klugen Techniken derzeit kaum Raum. Die Politik muss also an die Kohle ran, nicht nur aus Gründen der Emissionen, sondern auch, weil die alten Kraftwerke vielen neuen Ideen im Weg stehen.
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