Bernhard Pötter über die Klimakonferenz in Marrakesch: Frühreif dank Donald Trump
Es gibt nicht viele Bäume in Marrakesch, aber trotzdem ist ein Verhalten derzeit weit verbreitet: das Pfeifen im Walde. Denn um ihre Angst vor der nächsten Sackgasse in der internationalen Klimapolitik mit einem US-Präsidenten Donald Trump zu übertönen, machen Delegierte und Umweltgruppen derzeit oft auf Optimismus: Mal sehen, heißt es da, man weiß ja nichts Genaues.
Man sollte Trump nicht schon wieder unterschätzen. Die UNO ist ihm ein Horror, der American Way of Life steht schon seit George Bush dem Älteren, seit 1992 nicht zur Verhandlung, auch wenn die Welt daran zugrunde geht. Und der nötige Abschied von der Kohle bis 2030 ist ja nicht einmal bei den deutschen Ökospinnern durchzusetzen, wie der „Klimaschutzplan 2050“ gerade zeigt.
In den letzten Jahren sind zum Glück die CO2-Emissionen aus Kohle, Öl und Gas nicht mehr gestiegen. Mit dieser Atempause im Rücken könnten die Staaten jetzt tun, was für echten Klimaschutz wirklich nötig ist: schnell die Emissionen runterbringen, gegen Methan vorgehen, den Wald sichern, Kohlepläne begraben – und zwar in den nächsten vier Jahren. Aber das Beste, was die Welt von der Amtszeit Trumps da erwarten kann, ist: dass er nichts tut.
Das ist ein furchtbarer Rückschlag. Aber der Klimaprozess muss jetzt zeigen, ob er erwachsen geworden ist. Ob er aus der Nische der gutwilligen Weltretter wirklich einbricht in die Welt der Konzerne, die neue Märkte suchen. Ob er die Finanzmärkte überzeugt und konservative Politiker, die für ihre Klientel Modernisierung und Sicherheit suchen. Ob wir statt pathetischer Erklärungen über die Rettung der Welt schon einfach tun, was das Beste für uns ist. Eine solche Kraftanstrengung wird es mit Trump nicht geben. Die Frage ist, ob und wie man es ohne ihn schafft. Der Klimaprozess steht auf wackeligen Füßen. Trotzdem muss er schnell, vielleicht zu schnell laufen lernen. Erwachsen werden kann schmerzhaft sein.
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