Bernhard Clasen über Lukaschenkos „Friedensangebot“ an die Ukraine: Worte allein genügen nicht
Es sind wunderschöne Worte, die Alexander Lukaschenko an seine Zuhörer richtet. Und er weiß, dass man ihm auch in der Ukraine zuhört. Er kündigt einen Truppenanzug von der Grenzregion zur Ukraine an. Und erklärt, dass Belarussen und Ukrainer doch keine Feinde sein können. Man gehöre ja irgendwie zusammen, sagt er, offenbar in Anspielung darauf, dass das Belarussische und das Ukrainische sprachlich so nahe beieinander sind, dass sich Ukrainer und Belarussen problemlos verständigen können, wenn sie gleichzeitig in ihrer jeweiligen Muttersprache sprechen. Man muss doch nur miteinander reden, so der belarussische Machthaber in väterlichem, etwas weinerlichen Tonfall. Eskalation sei doch nur möglich, wenn man nicht miteinander spreche. Deswegen müsse man mehr miteinander reden.
Er habe sein Volk beruhigt, habe erklärt, dass es keinen Krieg mit der Ukraine geben werde. Und überhaupt lebten in der Ukraine sehr viele vernünftige Menschen. Mit ihm werde es jedenfalls keine Eskalation an der Grenze geben. Bei so viel warmen Worten können einem fast die Tränen kommen. Wieso herrscht bei so viel Süßholzraspelei des Putin-Freundes denn noch Krieg gegen die Ukraine?
Doch schöne Worte genügen nicht. Schon gar nicht in der aktuellen Situation, in der die Ukraine kein Vertrauen in Lukaschenko hat. Solange Lukaschenko sein Territorium den russischen Truppen für Angriffe auf die Ukraine zur Verfügung stellt, wird ihm niemand in der Ukraine seine Worte abkaufen.
Lukaschenko wäre schnell ein allseits anerkannter Vermittler, wenn er statt mit Worten mit Taten zeigen würde, dass in Belarus ein neuer Wind weht. Ein einfacher Satz von Lukaschenko, etwa „Von belarussischem Territorium wird nicht mehr auf die Ukraine geschossen“, sowie die Freilassung von politischen Gefangenen wie zum Beispiel von der Bürgerrechtlerin Maria Kolesnikowa würden ihm die notwendige Glaubwürdigkeit geben, die ein Vermittler braucht.
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