Berlins neue parteilose Umweltsenatorin: Von Marrakesch nach Moabit
Tapetenwechsel für Regine Günther: Von der Umweltstiftung WWF geht's als Sentorin für Verkehr und Umwelt in den Berliner Senat.
Unstrittig ist das Renommee der 53-Jährigen. Seit 17 Jahren leitet sie bei der Umweltstiftung WWF das Ressort Klima- und Energiepolitik und hat sich auch international einen Namen gemacht. Sie wird als zugänglich, freundlich und kompetent beschrieben – sie seilt sich nicht mit Transparenten von Brücken ab, um Missstände zu skandalisieren, sondern geht auf Politik und Wirtschaft zu. Günther hat Politikwissenschaften und Geschichte in Heidelberg, Madrid und Berlin studiert. Vor ihrem Engagement beim WWF war sie Projektleiterin bei der Berliner Energieagentur und Geschäftsführerin bei den Kritischen Bayer-Aktionären.
Ein langjähriger Weggefährte beschrieb sie vergangene Woche bei der UN-Klimakonferenz in Marrakesch als etwas abgelenkt. Vielleicht war sie da auch schon mit den Gedanken bei den Autos Unter den Linden.
Als Expertin war es ihr Job, die Politiker vor sich herzutreiben. Sie forderte eine grundlegende Sanierung des Emissionshandels und einen massiven Ausbau der erneuerbaren Energien. Dabei lag der Fokus der gebürtigen Kaiserslauterin zwar auf Deutschland, doch ging ihr Blick stets auch nach Brüssel und in Richtung EU-Politik.
Der Wechsel in die Berliner Landesregierung ist deshalb in mehrfacher Hinsicht ein drastischer Perspektivwechsel. Aus der großen Welt der multilateralen Verhandlungen tritt sie ein in die Lokalpolitik eines Stadtstaats, in dem der jährliche Zuzug von rund 45.000 Menschen Stadt- und Verkehrsplanung vor große Herausforderungen stellt.
Zwar ist Günther profiliert in den Bereichen Klima und Energie, aber die große Verkehrsexpertin ist sie (noch) nicht. Statt wie bisher kluge Ideen reinzurufen, muss sie sie nun umsetzen.
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