Berlins Grünen-Chef zur Wahl: „Das werden vier krasse Jahre“
Grünen-Landeschef Werner Graf empfiehlt seiner Partei Demut angesichts einer möglichen Regierungsbeteiligung und sieht die Grünen im Bundestag als Gegenpol zur AfD.
taz: Herr Graf, die Grünen legen gegenüber der letzten Bundestagswahl zu. Die Regierungsbeteiligung in einer Jamaika-Koalition mit CDU und FDP steht an, nachdem die SPD keine Große Koalition mehr will. Sind Sie zufrieden?
Werner Graf: Natürlich freuen wir uns darüber, dass wir zugelegt haben – dafür haben wir auch gekämpft mit einer weltoffenen Politik als Gegenpol zur AfD.
Opposition oder Jamaika, das ist die Wahl zwischen Pest und Cholera, hieß es nach ersten Hochrechnungen von den Grünen in Friedrichshain-Kreuzberg. Was ziehen Sie vor: Pest oder Cholera?
So würde ich das nicht sehen. Wir ziehen als zweitkleinste Partei in den Bundestag ein, da gehört auch bisschen Demut dazu. Wenn die CDU uns zu Sondierungsgesprächen einlädt, dann muss man da hingehen, und dann muss man ausloten, was geht. Bei Themen wie der Flüchtlingspolitik und der Bekämpfung von Fluchtursachen, Waffenlieferungen oder Bekämpfung des Klimawandels weiß ich allerdings nicht, wie man da mit der FDP zusammenkommen soll. Das ist jedenfalls kein Selbstläufer.
Jamaika im Bund, Rot-Rot-Grün in Berlin – spaltet sich der Berliner Landesverband demnächst von der Bundespartei ab?
Nein. Wir werden gemeinsam weiterkämpfen.
geboren 1980 in der Oberpfalz, ist seit Dezember 2016 gemeinsam mit Nina Stahr Vorsitzender der Berliner Grünen.
Die AfD ist drittstärkste Partei – welche Konsequenzen hat das für die Grünen?
Das werden vier krasse Jahre mit einem Bundestag werden, in den nun auch Nazis einziehen. Es ist die Aufgabe von uns Grünen, da den Gegenpol zu machen mit einer Politik, die Menschenwürde und Menschenrechte in den Mittelpunkt stellt.
Und das geht mit Jamaika?
Wir wissen ja noch nicht, ob es Jamaika tatsächlich geben wird.
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