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Berliner WärmewendeServerfarmen im Nebel

Künftig soll Abwärme aus Rechenzentren Berliner Wohnungen heizen. Konkrete Erkenntnisse dazu halten sich beim Senat allerdings bislang in Grenzen.

Auch bei der Erzeugung dieses Symbolbildes ist ein wenig Abwärme entstanden Foto: IMAGO / Westend61

Berlin taz | Die Berliner Wärmewende – also der Ausstieg aus Kohle, Gas und Öl, um Wärme für die Wohnungen der HauptstädterInnen zu erzeugen – sieht einen Mix aus ganz unterschiedlichen Energieträgern vor: neben unzähligen privaten kleinen Wärmepumpen auch große Anlagen, die Wärme aus dem Berliner Abwasser oder der Spree ziehen sollen, sowie die Nutzung von Abwärme aus Industrieananlagen, U-Bahnhöfen – und aus IT-Rechenzentren. Gerade Letzteres betont auch Wirtschafts- und Energiesenatorin Franziska Giffey (SPD) immer wieder, zuletzt in einer Sitzung des Wirtschaftsausschusses.

Aus der gerade veröffentlichten Antwort der Senatsumweltverwaltung auf eine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Stefan Taschner geht allerdings hervor: So ganz genau weiß die Landesregierung auch nicht, welches Wärmepotenzial die Serverfarmen bereithalten, die am Standort Berlin den wachsenden Datenhunger stillen und bei der Kühlung ihrer Prozessoren jede Menge Abwärme erzeugen, die zumindest theoretisch nutzbar ist.

Sicher ist: Aktuell liegt die Energiemenge, die bestehende Rechenzentren in Fern- oder Nahwärmenetze einspeisen, exakt bei Null. Zumindest sind dem Senat nach Auskunft Umweltverwaltung solche Fälle nicht bekannt – ebenso wenig wie die genaue Anzahl an Rechenzentren, die derzeit überhaupt in Berlin operieren. Lediglich zwei größere Zentren mit einem Verbrauch von mehr als 10 Megawatt hat Klima-Staatssekretärin Britta Behrendt auf dem Schirm.

Geplant, so Behrendt, seien allerdings „mehrere Vorhaben“, bei denen die Datenverarbeitung mittelbar zum Heizen genutzt werden soll: Ein Projekt soll demnach ab kommendem Jahr den Wärmebedarf des Schönberger „Pallasseum“-Wohnkomplexes zu rund 65 Prozent bereitstellen (jährlich rund 7 Gigawattstunden/GWh). Und in Mariendorf sollen die prognostizierten 29 GWh Abwärme eines Rechenzentrums „teilweise über ein Wärmenetz nutzbar gemacht werden“.

Zudem befänden sich sechs größere Rechenzentren „in der Umsetzung“. Der landeseigenen Stromnetz Berlin GmbH, die für den Anschluss dieser Unternehmen zuständig ist, seien außerdem „21 Anfragen von größeren Rechenzentren bekannt“.

„Keine Aussage zum jetzigen Zeitpunkt“

Ob und wie viel Wärmeleistung einmal aus diesen potenziellen Zentren kommen wird, darüber kann die Senatsverwaltung „zum jetzigen Zeitpunkt keine Aussage“ machen. Das hänge unter anderem von deren Standorten ab, aber auch von der „Abnahmekapazität und -bereitschaft der potenziellen Wärmeabnehmer“.

Immerhin: Eine 2023 veröffentlichte Studie im Auftrag der Umweltverwaltung macht ein großes Potenzial aus. Aktuell vermuten die VerfasserInnen einen theoretisch nutzbaren Abwärmeausstoß von lediglich 119 Gwh, der aber schon bis 2030 auf 1.348 GWh anwachsen soll. Das wäre – wie gesagt: rein theoretisch – das Doppelte der Wärmemenge, die derzeit in der Müllverbrennungsanlage der BSR in Ruhleben erzeugt wird, und rund 4 Prozent des gesamten Berliner Wärmebedarfs.

Stefan Taschner ist von der Antwort des Senats etwas enttäuscht: „Es gibt es keine richtige Klarheit, mit welcher Leistung man tatsächlich rechnen kann“, so der energie- und klimapolitische Sprecher seiner Fraktion zur taz, „ich erwarte da, dass man im Rahmen der Berliner Wärmeplanung bald auf mehr Zahlen verweisen kann.“

Auch eine konkrete Ansiedlungspolitik des Senats in Bezug auf die Rechenzentren sei ihm nicht bekannt, so Taschner. Lobenswert findet er allerdings die Arbeit der Stromnetz Berlin: „Die macht sich da ordentlich auf den Weg.“ Es zeige sich auch hier, wie wichtig die Rekommunalisierung des Unternehmens vor einigen Jahren gewesen sei.

Nicht ohne Probleme

Dass die Abwärmenutzung von Rechenzentren nicht völlig unproblematisch ist, sieht auch Taschner: Einerseits seien diese vom Gesetz aufgefordert, ihren Wärmeausstoß durch Effizienzsteigerung zu reduzieren. Zum anderen ergäben sich Planungsschwierigkeiten aus dem Umstand, dass solche privaten IT-Betriebe von den jeweiligen Standorten auch schnell wieder abgezogen werden könnten.

„Die Herausforderung wird sein, da langfristige Verträge abzuschließen“, sagt der Grünenpolitiker. „Fakt ist aber, dass diese Zentren entstehen werden. Das liegt ja auch an unserem Nutzungsverhalten.“ Dann komme es aber darauf an, dass sie dort entstünden, wo die Abwärme auch genutzt werden kann.

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