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Berliner SzenenEin unangenehm vertrauter Geruch

Michael Brake
Kolumne
von Michael Brake

Es stinkt in der Wohnung. Dann wieder nicht. Dann wieder doch. Die Katze hat damit zu tun. Aber wo kommt es her? Eine verzweifelte Suche.

Ist sich keiner Schuld bewusst: die Katze Foto: Michael Brake

W eil ich bei einem Festival war, muss ich ein Zelt auslüften. Über Nacht hänge ich es im Wohnzimmer ins offene Fenster, die Tür ist dabei zu, wegen der Katze. Am nächsten Morgen mache ich Fenster zu und Tür auf, und während ich dusche, klettert die Katze ins Zelt und hampelt da ein wenig herum. Das sieht natürlich lustig aus.

Ich hole sie heraus und plötzlich rieche ich einen unangenehm vertrauten Geruch. Katzenurin. Sofort die Befürchtung: Sie hat in eines der beiden Zeltteile gemacht, weil so was Weiches, Rascheliges auf dem Boden, da kann das leider mal passieren. Und es ist ein geliehenes Zelt.

Die Katze wird erst mal aus dem Zimmer genommen, die Tür geschlossen, das Zelt abgeschnüffelt. Alles okay. Vielleicht nur Einbildung? Aber der Geruch taucht wieder auf, immer wieder, völlig random in der ganzen Wohnung. Ich überprüfe die Dusche und eine andere Stelle, wo die Katze manchmal hinmacht: sauber. Ich bringe das Zelt in die Küche, um zu klären, ob es am Zelt oder am Wohnzimmer liegt. Nützt alles nichts.

Ich wische eine verdächtige Ecke im Wohnzimmer feucht durch. Ich reinige das Katzenklo komplett und streue es neu ein. Immer noch stinkt es. Vielleicht liegt es nur noch in der Luft, denke ich, hoffe ich, und mache mich straßenfein, denn ich habe eine Verabredung.

Mehrere Stunden später komme ich zurück, es riecht nicht mehr. Im Wohnzimmer, beim Katzenklo, in der Küche: alles sauber. Ich dusche erneut, weil es draußen viel zu heiß ist. Danach ziehe ich mir eine Turnhose an und verstehe alles. Die Katze hatte auf die Hose gepinkelt. Deswegen tauchte der Geruch überall dort in der Wohnung auf, wo ich mich gebückt habe.

Ich tue die Hose in die Wäsche und hoffe, dass das alles letzte Nacht passiert ist. Am Abend davor hatte ich sie nämlich noch beim Volleyball an.

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Michael Brake
wochentaz
Jahrgang 1980, lebt in Berlin und ist Redakteur der Wochentaz und dort vor allem für die Genussseite zuständig. Schreibt Kolumnen, Rezensionen und Alltagsbeobachtungen im Feld zwischen Popkultur, Trends, Internet, Berlin, Sport, Essen und Tieren.
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1 Kommentar

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  • Dazu von mir ein Tipp, der das Problem mit den Katzengerüchen im Ansatz beseitigt, selbst wenn die Katze gelegentlich irgendwelche Ecken als Toilette nutzt: Versuchen Sie es mal mit Rohfütterung.

    Katzen sind ihrer Natur nach natürlich nicht für Dosenfutter gemacht, und für Trockenfutter erst recht nicht, weil die Gefahr besteht, dass sie nicht genug dazu trinken und dadurch einen Nierenschaden bekommen. Diese Futterarten enthalten einen hohen Anteil an Kohlenhydraten, die Katzen als reine Carnivoren gar nicht verwerten können und deshalb ungenutzt wieder ausscheiden. Dieser unverdauliche Futteranteil verursacht die unangenehmen Gerüche der Ausscheidungen.

    Meine ganz normale 4kg-Katze bekommt nur rohes Fleisch (mit notwendigen Zusätzen wie z. B. Taurin und Salz etc.), und davon benötigt sie ziemlich wenig - am Tag bekommt sie insgesamt ca. 90 g, schätze ich. Außerdem noch ein wenig Trockenfutter zum Spielen, so 30-40 Stück. Und sie trinkt Wasser mit Sahne im Verhältnis 2:1, um mehr Fett zu sich zu nehmen, bekommt auch mal ein Stück Gänseschmalz, notfalls auch Butter.

    Ihre Toilette riecht kaum, Feststoffe gibt sie sowieso nur etwa alle 2 Tage ab, weil sie ihre Nahrung fast völlig verdaut. Ich kenne den Unterschied zu "konventionell" ernährten Katzen, deshalb kann ich die Rohfütterung nur empfehlen. Sie ist auch nicht wesentlich teurer als Fertigfutter - je nach Sorte sogar billiger, weil so wenig benötigt wird. Und das, obwohl ich ausschließlich Fleisch für den menschlichen Bedarf verwende, weil das nicht nur einfacher in der Beschaffung, sondern auch appetitlicher als das aus Tierbedarfshandlungen ist.

    Allerdings muss man sich vorher unbedingt gründlich zum Thema informieren. Und man braucht ein Gefriergerät und ein paar Minuten mehr Zeit, um das Futter für's Einfrieren zu portionieren.