Berliner Szenen: Das güldene Sofa
Ein neues altes Sofa zu kaufen ist nicht so schwer. Man muss es nur auch in den richtigen Transporter stecken. Nicht jedes Möbeltaxi ist geeignet.
M ein Glück, dass diese nette Frau zu verplant ist, um ihren Umzug zu organisieren, und nun ihr güldenes Sofa am letzten Tag des Monats zu einem wirklich unglamourösen Preis loswerden muss.
Es stört sie nicht wirklich. „Ich hab schon vier Sofas, weißt du“, sagt sie, „ich hab zwar jetzt 140 Quadratmeter in der neuen Wohnung, aber fünf Sofas brauche eigentlich nicht.“ Nö, wa? Mein Glück auch, dass sie generell und überhaupt so wenig Zeit hat. „Ich wollte es eigentlich noch aufarbeiten lassen, bevor ich es verkaufe, aber hab ich jetzt gar nicht mehr geschafft.“ Nicht so schlimm.
Es sieht wunderschön aus, wie es in der Sonne vor dem Haus steht, es hat einen Rahmen aus dunklem Holz und einen güldenen Bezug mit draufgestickten Rosen und ist sehr alt. Wir sitzen drauf und warten auf das Möbeltaxi, das ich bestellt habe. Bei jedem Transporter, der vorbeifährt, sagen wir „Der?“, aber alle fahren vorbei.
Nur einer, ein weißer, fährt ganz langsam und der Fahrer guckt aus dem Fenster. Als er zu uns sieht, winke ich, und er nickt und fährt rechts ran. „Hallo“, sage ich, „sind Sie das Möbeltaxi?“ „Wie viel?“, fragt er, „nur das Sofa?“ Ja, sage ich, und er streckt den Kopf aus dem Fenster und sagt: „Sieht ja noch ganz gut aus.“
Er stellt den Motor ab, sagt: „Ich mach mal hinten auf“, und genau in dem Moment hält direkt hinter ihm ein zweiter Transporter, genau das gleiche weiße Auto, aber mit der Aufschrift „Möbel Taxi Berlin“.
„Oh“, sage ich zu dem ersten Fahrer, „warten Sie mal.“ Aus dem Möbeltaxi steigt ein Mann aus und geht zu S., der neben dem Sofa steht. Sie reden kurz und heben dann das Sofa zusammen an. „Hat sich geklärt“, sag ich zu dem ersten Mann. Er sagt, „Okay, aber wenn was ist, meine Nummer“ und gibt mir einen Flyer, auf dem steht: „Kostenlose Schrottabholung.“ Ich gehe zum Möbeltaxifahrer und sage: „Gut, dass Sie da sind.“
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!