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Berliner SzeneDie Szene mit der Maus

Kolumne
von René Hamann

Hausfreund und Schreck: Die Abenteuer der moribunden Maus Mortimer.

Da freut sich die Maus noch des Lebens. Aber der Kammerjäger ist schon bestellt! Foto: dpa

I ch habe eine Maus. Vielleicht sind es sogar mehrere, ich weiß es nicht, gesehen habe ich immer nur die eine. Die aber dreimal. Falls es jeweils dieselbe war. Wie auch immer: Es gibt da also mindestens eine Maus in meiner Wohnung.

Angefangen hatte alles bei einem Viertelfinalspiel. Bayern gegen einen Klub aus den Ostgebieten der Ukraine. Das Spiel war früh entschieden, ich knusperte gelangweilt an einer Tüte Kartoffelchips. Da lugte sie plötzlich unter meinem Sofa hervor, um einen Krümel abzugreifen – ich habe mich so erschreckt, dass ich das Spiel sein lassen musste und die Nacht nicht schlafen konnte: Eine Maus! Ich war nicht mehr Herr im eigenen Haus!

Schrecklich, wie neurotisch ich bin, wie melodramatisch und grüblerisch, dachte ich und versuchte zunehmend verzweifelt, Schlaf zu finden. Am nächsten Tag rief ich die Hausverwaltung an und bestellte den Kammerjäger. Der hatte eh gerade im Haus zu tun, weil auch andere Mieter Mäuse gemeldet hatten – ein Berliner Problem, lernte ich, das bevorzugt in Altbauten vorkam. Mäuse verstecken sich gern unter den Dielen, aha.

Der Kammerjäger sah selbst wie eine Maus aus. Leicht gebückt ging er durch die Wohnung, schnüffelte in den Ecken, und tatsächlich machte er Löcher in den Leisten und sonstwo aus. Er stopfte sie mit Drahtwolle aus und stellte Giftfallen auf. Von denen dann reichlich gefressen wurde.

Trotzdem sah ich die Maus noch einmal wieder. Und dann sehr lange nicht mehr, bis der KJ seine Fallen abholte. Kurz darauf huschte sie ein drittes Mal durch mein Wohnzimmer. Ich schrie auf, sie verzog sich. Die Löcher waren fast alle gestopft.

Neulich machte ich auch das letzte Loch zu – das große unter der Spüle. Ein paar Tage später hörte ich noch einen langen, sehr lauten Klagelaut. Das war es dann.

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