Berliner Stadtnatur: Bäume sind angezählt
An Berlins Straßen werden mehr Bäume gefällt als gepflanzt, kritisieren Umweltschützer. Bezirke lehnen Spenden ab - weil Geld für die Pflege der Bäume fehlt.
An Berlins Straßen stehen immer weniger Bäume. Das ist die Bilanz einer Umfrage des Umweltverbands BUND Berlin bei den Bezirksämtern. Die Umweltschützer erkundigten sich, wie viele Straßenbäume in den vergangenen Jahren gefällt und wie viele nachgepflanzt wurden und wie hoch der Gesamtbestand an Straßenbäumen ist.
"In der Summe der letzten fünf Jahre haben wir 10.000 Bäume verloren", sagt Andreas Jarfe, Geschäftsführer des Verbands. Der überwiegende Teil, 9.211 Bäume, gehe dabei auf Fällungen zurück, die nicht durch Nachpflanzungen ausgeglichen wurden. Demnach stehen im Zeitraum von 2005 bis 2009 genau 24.753 Fällungen in Berlin nur 15.542 Neupflanzungen gegenüber. Darüber hinaus seien kleinere Teile des Bestands etwa durch Stürme zerstört worden und fielen daher aus der Statistik.
Erklärtes Ziel der Bezirke ist es eigentlich, jeden gefällten Baum, durch einen neuen zu ersetzen. Doch das funktioniert in den einzelnen Bezirken unterschiedlich gut: Während das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg in den Jahren 2008/2009 meldete, 138 Bäume mehr gepflanzt als gefällt zu haben, sieht es beispielsweise in Steglitz-Zehlendorf ganz anders aus: Hier gab das Grünflächenamt 325 gepflanzte und 881 gefällte Bäume an.
Um die Kosten für die Grünflächenämter niedrig zu halten, setzen einige Bezirksämter auf Baumspenden. So plant der Bezirk Mitte im kommenden Frühjahr 210 Baumpflanzungen - 70 davon sind gespendet. Doch auch Baumspenden schaffen nur punktuell Abhilfe. Monika Osteresch aus dem Fachbereich Naturschutz und Grünflächen des Bezirksamts Steglitz-Zehlendorf sieht die Ursache der geringen Zahl an Nachpflanzungen vor allem in einer schlechten finanziellen Ausstattung der Bezirke.
Das Grünflächenamt ihres Bezirks hatte ein Gesamtbudget von jährlich gut einer Million Euro angegeben. Eine Baumpflanzung kosten lauf Osteresch rund 1.000 Euro. Inbegriffen seien die Anschaffung, das Pflanzen und die Pflege in den ersten Jahren. Dabei sei der Kostenfaktor Kauf eher gering, ins Geld gehe vor allem die Pflege. Deshalb könne man Baumspenden nicht immer annehmen: "Wenn ein Baum gespendet wird, gehen wir eine Verpflichtung ein, den Baum großzuziehen. Damit sind personelle und finanzielle Konsequenzen verbunden. Und momentan müssen wir ehrlicherweise sagen, dass wir die nicht haben."
Christian Hönig vom BUND sieht die Spenden ohnehin kritisch: "Mitte ist natürlich besonders beliebt, da gehen die Großspender gerne hin." Randbezirke würden dagegen oftmals vernachlässigt.
"Wir können nicht jedes Jahr eins zu eins neu pflanzen", sagt hingegen Peter Bechly, Inspektionsleiter in der Grünanlagenpflege in Friedrichshain. Wichtig sei einfach, sich ständig um ein ausgeglichenes Verhältnis von gefällten und gepflanzten Bäumen zu kümmern. Das hänge auch von zahlreichen äußeren Faktoren wie der Länge der Frostperiode ab.
Der BUND fordert nun, die Grünflächenämter besser auszustatten. Um den Bestand an Straßenbäumen dauerhaft auch nur aufrechtzuerhalten, benötigten die Bezirke im Durchschnitt eine halbe Million Euro mehr pro Jahr.
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