Berliner Senat will mehr Corona-Tests: Ein bisschen mehr austesten
Die rot-rot-grüne Landesregierung beschließt ein neues Testkonzept und stellt weitere Lockerungen in Aussicht. Corona-Ampel bleibt im grünen Bereich.
Regierungschef Michael Müller (SPD) zog in der Pressekonferenz nach der Senatssitzung zudem eine erste Bilanz der vor einer Woche beschlossenen Corona-Ampel: Übersteigen bei ihr zwei von drei Indikatoren an drei aufeinanderfolgenden Tagen bestimmte Grenzwerte, können Lockerungen wieder passé sein oder bereits angekündigte verschoben werden. Bei allen drei Indikatoren – dem R-Faktor, der besagt, wie viele Menschen ein Infizierter ansteckt, der Intensivbetten-Auslastung und der Neuinfektionsrate pro 100.00 Einwohner – zeigte die Ampel am Dienstag laut Müller „Grün“.
Beim R-Faktor allerdings gab es eine deutliche Steigerung gegenüber dem vor einer Woche verzeichneten Wert: Lag der damals bei 0,79, so ist er nun bei 1,07 – nur noch drei Hundertstel unter dem Grenzwert für die Stufe „Gelb“. Bei der Betten-Auslastung und der Zahl der Neuinfektionen hingegen sanken die Werte.
Beim Testsystem tat sich Senatorin Kalaycı nicht leicht, das neue Konzept zu erläutern – was möglicherweise daran liegt, dass es dabei nicht nur einen einzigen Weg gibt und zudem mehrere Arbeitsgruppen inklusive des Virologen Christian Drosten noch festlegen sollen, wie punktuell getestet wird. Zu der Idee einer flächendeckenden Testung sagte Kalaycı: „Wir können nicht 3,8 Millionen Menschen testen – wenn irgendjemand diese Idee hat, muss man ihm den Zahn jetzt ziehen.“ Die Tests sollen freiwillig sein. In Altenheimen können laut Kalaycı dies auch Pflegekräfte übernehmen, „mobile Menschen“ hingegen sollten in ein Testzentrum gehen.
Corona-Ampel steht auf „Grün“
Nachdem es in der vergangenen Woche Kritik von Amtsärzten in den Bezirken an der Corona-Ampel gab, wies Müller nun ausdrücklich darauf hin, dass die Amtsärzte in das neue Konzept eingebunden sein sollen.
Laut Innensenator Andreas Geisel (SPD) hat die Landesregierung zudem beschlossen, die 14-tägige Quarantäne für aus EU-Staaten und einigen weiteren Ländern Einreisende aufzuheben. Er stellte weitere Lockerungen in Aussicht, die der Senat kommende Woche in zwei Sitzungen besprechen will. Dazu soll die Öffnung von Fitness-Studios und Freiluftkinos gehören. Das sei möglich, „weil die Entwicklung viel positiver ist, als wir das selber noch vor wenigen Wochen eingeschätzt haben.“ Als Entwarnung mochte Geisel das aber nicht gedeutet wissen: „Die Lage ist fragil.“
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