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Es ist wirklich traurig:
- Jeden Tag sehe ich auf meinem Radweg ins Büro 3-5 Falschparker auf meinem Radschutzstreifen. Das Ordnungsamt greift nicht ein. Direkte Mails und Meldungen via Wegeheld-App helfen nicht.
- Als Radfahrer wird man in Berlin nach wie vor auf Radwegen tüchtig durchgeschüttelt, weil die vorhandenen Wege nicht verbessert werden.
- Auch als Fussgänger verbessert sich nichts: Ich wohne an der Warschauer Straße und brauche für die Überquerung der Straße immer noch 2 Grünphasen. Autoverkehr hat auch hier immer noch Vorrang.
Warum soll ich die Grünen wählen, wenn nichts passiert?
Das ist alles wahr.
Bei der gefährlichen Oranienstraße, vom Moritzplatz bis zum Görlitzer Bahnhof, ist nichts passiert. Oder wer von der Warschauer Straße durch Kreuzberg Richtung Hallesches Tor- Mehringdamm radeln will, fährt über holprige, manchmal glitschige und immer viel zu enge Radwege, die zuletzt vor 40 Jahren renoviert wurden. Zwischen Kotti und Halleschem Tor ist die Strecke am giftigsten und unangenehmsten.
Für den Hauptverkehrsweg in einem Bezirk mit fast 300.000 Einwohnern wirklich eine Schande. Da ich öfters von Autofahrern verletzt wurde, habe ich inzwischen das Radfahren stark reduziert.
Der Klimawandel – die physikalische Konsequenz unserer Blödheit – ist da. Dass das 1,5-Grad-Ziel nicht zu halten ist, macht den Kampf nicht zwecklos.
Berliner Radwegeplanung: Einfach zu viel Kredit verspielt
Kein Ressort im rot-rot-grünen Senat hat die Erwartungen so enttäuscht wie die Verkehrsverwaltung von Senatorin Regine Günther (Grüne).
Lässt sie die Radfahrenden im Regen stehen? Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) Foto: dpa
Sie und ihre Verwaltung würden Neues versuchen, und dieses Neue könne Fehler beinhalten, war am Dienstag von Regine Günther zu hören. „Und dafür brauchen wir Toleranz und nicht nur Häme.“ Da hat sie erst mal grundsätzlich recht, die Verkehrssenatorin von den Grünen. Bloß gibt es kein Ressort im gesamten Senat, das die Erwartungen in einem Feld so sehr enttäuscht hat wie Günthers Verwaltung beim Thema Radverkehr. Das rechtfertigt immer noch keine Häme, wohl aber harte Kritik.
Auf solche Kritik heißt es aus Günthers Lager, so etwas brauche Zeit, das müsse ordentlich geplant sein. Stimmt auch. Aber gerade beim jüngsten Aufreger, den umstrittenen neuen Spurbreiten auf der Oberbaumbrücke, hat ihre Senatsverwaltung ja durchaus nicht überhastet geplant. Und dennoch steht am Ende eine simple Einsicht: dass die Autos breiter geworden seien und nicht mehr zu den weiter aktuellen Vorgaben der Verwaltung passen.
Da ist es keine Häme, wenn hier nun der Satz folgt: Das ist einfach peinlich. Eine ganze Verwaltung verplant sich bei einer Sache, wo sich per Zollstock nachmessen lässt, dass da was nicht passt.
Günther ist 2016 zwar mit vielen Erwartungen, aber auch mit viel Kredit gestartet. Wenn sie schnell etwas zum Vorzeigen gehabt hätte, hätten ihr viele der heutigen Kritiker zugestanden, dass dabei auch mal ein Fehler passieren kann. Die Toleranz, die Günther nun fordert, sie war da.
Hätte sie zügig die abgepollerten Schutzstreifen dort errichten lassen, wo es dem Autoverkehr wehtut, aber sofort Radler schützt, und hätte sie vielleicht am Ende wieder ein Stück abbauen müssen – wer kämpft, kann verlieren. Bloß ist das nicht passiert. Und wer die längste und überflüssigste Pollerstrecke im Südwesten neben einem breiten ungenutzten Fußweg langradelt, dem ist nicht nach Häme, sondern nach Heulen.
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Kommentar von
Stefan Alberti
Redakteur für Berliner Landespolitik
Jahrgang 1967. Seit 2002 mit dreieinhalb Jahren Elternzeitunterbrechung bei der taz Berlin. Schwerpunkte: Abgeordnetenhaus, CDU, Grüne.
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