Berliner Polizeiparty in Hamburg: Es gibt auch Lob
Nicht alles, was über die feiernden Polizisten behauptet wird, sei wahr, warnen Polizeikreise. Die Berliner Clubcommission dankt.
Als Moderatorin Cathrin Böhme Polizeipräsident Klaus Kandt am Dienstag in der „rbb Abendschau“ fragt, ob er an Rücktritt gedacht habe, entfährt dem verblüfften Kandt ein prustendes Lachen. „Das ist aber sehr hoch gegriffen“, erwidert er, um Fassung ringend.
Die Szene verdeutlicht, wie sehr die Vorkommnisse in Hamburg aufgebauscht wurden. 220 Berliner Polizistinnen und Polizisten, die die Sicherheitsvorkehrungen beim kommende Woche beginnenden G-20-Gipfel unterstützen sollten, waren am Montag von den Hanseaten nach Hause geschickt worden, weil sie sich bei einer Party danebenbenommen haben sollen. Nicht nur die Boulevardmedien, auch der RBB zeigte sich zutiefst empört. „Polizeiskandal, Shisha, Schimpf und Schande“, titelte die „Abendschau“ und sendete gleich noch ein „rbb Spezial“ zum Thema.
Kandt hatte am Dienstag von möglichen Disziplinarmaßnahmen gesprochen und die Vorgänge als „misslich“ und „grenzüberschreitend“ bezeichnet. Wie unangemessen die Feier gewesen sei, werde zurzeit untersucht, teilte das Social-Media-Team der Polizei am Mittwoch mit. In der Bereitschaftspolizei arbeiteten vor allem junge Menschen. Die Party habe auf einem abgeschlossenen Gelände stattgefunden. „Dabei wurde getrunken, getanzt, gepinkelt und ja scheinbar auch gebumst“ – vieles sei aber auch Spekulation.
Medienberichten zufolge hatten Wachschützer der Unterkunft von der Hamburger Polizei den Auftrag, ein Auge auf die Berliner zu haben. Darstellungen, wonach eine Beamtin im Bademantel mit der Dienstwaffe in der Hand auf einem Tisch getanzt haben soll, hätten sich bislang nicht bestätigt, sagte Polizeisprecher Thomas Neuendorf am Mittwoch.
Dienstwaffen müssten in der Freizeit eingesammelt und sicher verwahrt werden, sagte GdP-Sprecher Benjamin Jendro. Möglicherweise habe die Beamtin einen ganz anderen Gegenstand in der Hand gehabt.
Reaktionen kommen auch von anderer Seite. Die Berliner Polizisten hätten den G-20-Gipfel „mit viel Lebensfreude, Körpereinsatz und Hingabe begleitet“, lobte die Clubcommission. Das Einsatzteam aus der deutschen Hauptstadt sei „seiner Vorbildfunktion gerecht geworden“. Als Dank stünden den Beamten „ein paar Gästelistenplätze in einem Club Eurer Wahl bereit“. In Lichtenberg lud die Partei „Die Partei“ am Mittwochabend zur Soliparty ein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten