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Berliner Philharmoniker übers Musizieren„Ich war nicht so der Flöten-Typ“

Dominik Wollenweber spielt seit 30 Jahren Englischhorn bei den Berliner Philharmonikern. Ein Gespräch über traurige Melodien und glückliche Momente.

Dominik Wollenweber mit seinem Instrument, dem Englischhorn, in der Berliner Philharmonie Foto: Jens Gyarmaty
Felix Zimmermann
Interview von Felix Zimmermann

Kantine der Berliner Philharmonie, hinter dem Tresen geschäftiges Treiben in Erwartung hungriger Gäste. Vom Saal her weht der Schluss von Isoldes Liebestod herbei, Generalprobe für das Konzert am Abend. Wenig später öffnen sich die Türen, füllt sich der Raum mit den Philharmonikern.

Aus der Menge ragt einer heraus: Dominik Wollenweber, der Englischhornist, lang und schlank wie sein Instrument, das zur Oboenfamilie gehört und immer zum Einsatz kommt, wenn’s melancholisch wird. Mit ihm wollen wir über Hausmusik sprechen und über Kinder, die ein Instrument lernen und sogar dabeibleiben. Wollenweber kennt sich damit aus: Er und seine Frau, Solo-Oboistin im Konzerthausorchester, haben sechs Kinder, alle spielen ein Instrument. Wer Wollenweber auf Instagram folgt, erlebt manchmal Mini-Hauskonzerte: der Abendsegen aus Humperdincks Oper „Hänsel und Gretel“, für Oboe, Flöte, Englischhorn, Posaune, Cello und Geigen oder die „Winnetou“-Filmmusik – auf Socken oder Schlappen zu Hause im Wohnzimmer.

wochentaz: Herr Wollenweber, gerade haben wir hier Isoldes Liebestod gehört. Haben Sie da viel zu tun mit Ihrem Englischhorn?

Dominik Wollenweber: Nein, nicht so wahnsinnig. In der Oper ansonsten ja, da gibt es die berühmte Hirtenmusik, da spielt man ganz alleine backstage, und der Sänger auf der Bühne tut so, als würde er das spielen.

Im Interview: Dominik Wollenweber

Der Mensch

Dominik Wollenweber, 1967 im bayerischen Gräfelfing geboren, ist seit 1993 Englischhornist der Berliner Philharmoniker. Als Kind spielte er zunächst Flöte und wechselte mit 14 zur Oboe. Wollenweber ist mit einer Oboistin verheiratet, das Paar hat sechs Kinder. Alle machen Musik.

Das Instrument

Wenn jemand Englischhorn spielt, müssen Zuhörer manchmal weinen – weil der Klang so schön ist. Das langgestreckte Instrument mit dem birnenförmigen Schallbecher am unteren Ende gehört zur Oboenfamilie.

Typisch Englischhorn: immer allein, immer schön, meistens schwermütig.

Ja! Melancholisch, lyrisch, traurig, das ist meine Rolle – und es nervt!

Ja?

Nein, eigentlich nicht. Aber ich bin so festgelegt.

Man hört Englischhorn nur selten, aber wenn es kommt, schmelzen alle dahin. Berühmtestes Solo ist das aus der Neunten von Dvořák, „Aus der Neuen Welt“. Ist das schwierig?

Das kann ich gar nicht so schlecht spielen, dass nicht alle Leute sagen: Ach, war das schön! Da müsste ich schon auf eine falsche Klappe drücken.

Selten spielen kann aber riskant sein.

Bei Gustav Mahler ist es oft so, dass ich fast nie spiele, und wenn ich spiele, spiele ich allein. In seiner Neunten ist es extrem. Da haben die Streicher 90 Seiten, ich habe vier und bin der letzte Bläser, der spielt – mit relativ heiklen Sachen.

Wie ist das?

Auf der einen Seite toll: Ich spiele, alle hören zu und alle finden mich ganz wunderbar. Auf der anderen Seite kann das ein ziemlicher Druck sein. Wenn ich nur genau ein Solo zu spielen habe, nur acht Töne, und von den acht Tönen funktioniert einer nicht, dann hab ich eine sehr schlechte Trefferquote im Vergleich zu einem Streicher, der von 100.000 Tönen 20 danebengesetzt hat. Der geht trotzdem glücklich nach Hause.

Was kann schiefgehen beim Englischhorn? Bei den Hörnern und Trompeten gibt es diese Kiekser.

Kieksen kann ich auch! Oder dass ein Ton lauter und härter ist, als man möchte. Oder plötzlich ist der Ton ganz weg. Englischhorn und Oboe sind prädestiniert dafür.

Liegt das an diesen kleinen, hölzernen Mundstücken?

Rohre heißen die.

Bauen Sie die selbst?

Wer Oboe spielt, baut sich seine Rohre selbst. Aber ich habe das Glück, dass ich meiner Frau manchmal welche stibitzen kann. Weil ich mit ihren schlechten Rohren ganz gut zurechtkomme.

Wie wichtig sind die Rohre?

Sehr wichtig. Sie zu bauen ist eine Wissenschaft für sich. So, wie man das Instrument lernt zu spielen, so lernt man auch, die Rohre zu bauen. Das ist genauso kompliziert, genauso komplex.

Was ist das Problem?

Es ist Holz, und man ist von der Qualität des Holzes abhängig, von der Feuchtigkeit, vom Vollmond und von sonst was. Wenn man Rohre baut, weiß man nie, ob es was wird oder nicht. Jetzt habe ich zum Beispiel gerade ein neues Rohr. Das ist noch nicht so, wie ich es mir vorstelle, und ein älteres funktioniert auch nicht mehr so gut. Also, ich muss heute Nachmittag noch richtig arbeiten.

Sie müssen da noch dran rumschnitzen oder wie geht das?

Ja, irgendwie rumfummeln. Ich habe so eine Werkzeugtasche mit 1.000 Messern und allem möglichen Zeugs.

Was ist das für Holz?

Das ist ähm, also …

Oder ist das geheim?

Nein, nein, nein. Das ist so Schilfrohr, was in Südfrankreich angebaut wird, aber auch einfach so an der Straße rumsteht.

Sie verwahren Ihre Rohre in so einem schönen Holzkästchen mit Ihren Initialen darauf.

Das hat mir mein Vater geschenkt. Er war Oboist an der Staatsoper in München. Der hat gerne so ein bisschen vor sich hin geschnitzt und gehobelt und dann hat er mir das gemacht.

Das Englischhorn sitzt im Orchester ganz am Rand der Bläser. Passt das zu Ihnen?

Würde ich sagen, ja. Ich bin gerne dabei, aber nicht in der Mitte.

Wie kamen Sie zum Englischhorn?

Ich habe mit Querflöte angefangen, als ich neun war. Das war eigentlich therapeutisch, weil ich als Kind sehr gestottert habe und meine Eltern gedacht haben, bei der Flöte fließt es so schön, ohne Druck, das hilft bestimmt. Dann war ich 14, und meine Eltern haben, weise, wie sie waren, gedacht, dass ich, obwohl ich schon diesen Berufswunsch geäußert hatte, vielleicht doch nicht so der Flöten-Typ bin. Außerdem war die Konkurrenz bei der Flöte damals viel größer. Ich sollte also noch was anderes lernen. Für ein Streichinstrument war es zu spät mit 14, Klarinette fand ich doof, Fagott war mir zu langweilig, ich schwankte zwischen Horn und Oboe, dann wurde es die Oboe, obwohl mein Vater immer gesagt hat, seine Kinder können alles lernen, nur nicht die Oboe. Er musste dann in den sauren Apfel beißen und ertragen, dass ich auch Oboist geworden bin. Wir haben aber viel Spaß miteinander gehabt, haben oft zusammengespielt. Das war super.

Und jetzt sind Sie seit 30 Jahren bei den Philharmonikern.

Da hatte ich einfach Glück. Als ich am Ende des Studiums war, waren sehr viele sehr große Oboen-Stellen frei. Ich habe mich überall für Solo-Oboe vorgestellt, aber die wollten mich nicht. Dann habe ich einmal für Englischhorn vorgespielt, und die wollten mich. Seitdem bin ich hier. Dass ich nie irgendwo anders war, betrachte ich als Defizit, aber so ist es halt gekommen.

Ist doch toll, wenn man direkt oben anfangen kann.

Ja, na ja, aber dann ist die Gefahr schon groß, noch mehr von sich überzeugt, noch überheblicher zu sein als andere, die auch mal erlebt haben, wie es in weniger guten Orchestern zugeht. Meine Frau ist Solo-Oboistin im Konzerthausorchester, das ist ja auch ein super Orchester, und trotzdem sehe ich da in puncto Verwöhntsein oder Nichtverwöhntsein einen großen Unterschied.

Ihre Frau spielt Oboe, Ihr Vater war Oboist …

… und unser ältester Sohn spielt Oboe und ist sogar in der Orchesterakademie hier bei uns gelandet. Aus irgendwelchen Gründen, die mir nicht so ganz klar sind, ist der sehr begabt für das Instrument und hat’s geschafft, hierhin zu kommen.

Bei Instagram sieht man Ihre Familie manchmal zusammen Hausmusik machen. Und ich denke: Wie schön, das hätte ich auch gerne. Aber meine jüngere Tochter hat nach zwei Stunden den Cello-Unterricht aufgegeben und die ältere hat mit Klavier aufgehört. Was haben Sie richtig gemacht?

Also, ich kann nichts anderes, ich bin Musiker, ich spiele katastrophal Fußball, ich bin kein Intellektueller. Ich würde gerne auch andere Sachen weitergeben. Aber das, was ich wirklich kann, ist die Musik. Und mein erster Vorschlag an meine Kinder war, dass ich das weitergebe, was ich kann.

Muss man bei Ihnen ein Instrument spielen?

Natürlich ist Musik sehr präsent bei uns. Aber wir haben immer zu den Kindern gesagt, es ist uns egal, was ihr macht, ihr sollt nur irgendwas machen. Balint, unser Jüngster, zum Beispiel, der ist zehn, spielt Cello, hat aber überhaupt keine Lust. Das ist eine Qual für ihn. Wir sagen immer: Wenn du irgendwas anderes findest, einen Fußballklub, Basketball, Schach oder keine Ahnung, mach das. Als Musiker lernt man, dass es richtig Spaß macht, wenn es aufwärtsgeht, dass es aber nicht immer aufwärtsgeht und man Täler durchschreiten muss. Deswegen hätten wir wahrscheinlich an ihrer Stelle zu der Tochter mit dem Cello gesagt, ja, okay, du hast jetzt keine Lust, aber mach mal noch ein bisschen weiter …

… das habe ich auch zu meiner Tochter gesagt: „Komm, bis Ende Februar.“ Darauf sie: „Aber wenn ich jetzt schon weiß, dass ich keine Lust habe?“ Ich hab nachgegeben.

Manchmal entwickelt es sich, ohne dass man viel tut. János, der Oboist, hat ganz nett Klavier gespielt, und dann sollte er hier ans musische Gymnasium, auch, weil es in der Nähe war. Er wusste, wenn er nicht in den Chor gehen will, muss er ein Orchesterinstrument lernen. Er hat das angefangen, was Mama und Papa machen. Oboe. Hat er auch ganz gut gespielt, hat sich aber nie besonders für Musik interessiert. Als das Abitur in die Nähe kam, hat er plötzlich gesagt, er will Oboist werden. Das hätte ich nie gedacht. Und dann wollte er auch noch bei mir studieren und sitzt jetzt im Orchester manchmal neben mir.

Wie ist es, der Professor des eigenen Sohns zu sein?

Es klappt gut. Sehr gut. Wussten wir am Anfang nicht und haben es ausprobiert. Nur muss ich mich echt zusammen­reißen, kritisch zu sein. Der spielt so wie ich, nur viel besser.

Gehen wir Ihr Familienorchester mal durch: Sie haben Oboe …

… eine halbe Posaune, weil Laszlo, der Zweitälteste, kaum noch spielt …

… auf Instagram, wo Sie „Winnetou“ spielen, macht er aber mit …

… da musste er, weil uns sonst eine Bassstimme gefehlt hätte …

… ah …

… dann kommen die Mädchen, Katalin und Ildikó, die spielen Geige und Querflöte, die machen das sehr ernsthaft. Die Größere macht jetzt Abi und ist am Überlegen, was werden soll.

Und die jüngsten Söhne?

Cello, noch, und Tibor, der größere, spielt sehr gut Geige.

Und dann machen alle Hausmusik und spielen „Hänsel und Gretel“.

Wir haben das zusammen in der Deutschen Oper gesehen. Als wir nach Hause kamen, dachte ich, ich schreib das jetzt mal für uns um, die Partitur hatte ich da. Den „Abendsegen“ zusammen zu spielen – total schön.

Sie sagen: So, Kinder, heute mal wieder Hausmusik, und alle machen mit?

So ungefähr. Manchmal klappt’s, und alle haben Lust. Die Probe, die dafür stattfindet, ist Comedy pur, total nervig! Wir sind zum Beispiel zu sechst, und der Kleine versteht nicht unbedingt sofort, wann er spielen muss und welche Vorzeichen da sind. Dann bin ich mal eine Minute mit dem zugange, währenddessen spielt Katalin ihr Tschaikowsky-Konzert, das sie gerade probt, und Laszlo an der Posaune sagt: „Och, Papa, wie lang dauert’s noch, ich muss weg.“ János sagt: „Ich muss Rohre bauen.“ Es ist grauenhaft, ganz schlimm. Man muss es mit Humor nehmen, eine andere Chance hat man bei sechs Kindern eh nicht. Und dann macht’s einfach auch sehr viel Spaß.

Wie oft machen Sie das?

Ab und zu. Im Sommer hatten wir ein Hausfest, da haben wir gespielt, wobei der Posaunist einen Angel-Wettbewerb hatte, und der kleine Geiger hatte auch irgendwas, da mussten wir mit zwei Aushilfen arbeiten. Die Nachbarin, die seit Jahrzehnten schon nicht mehr Cello gespielt hat, musste ran. War lustig.

Wie ist es Ihnen und Ihrer Frau gelungen, dass Sie so ein richtiges Ensemble haben?

Wir haben niemandem vorgeschrieben, welches Instrument er oder sie lernen soll. Aber ein bisschen drauf geschaut, dass es passt, haben wir schon.

Sagen Sie Ihren Kindern: „Du musst mal wieder üben“?

Jaaaa, natürlich! Die ganze Zeit, ständig. Aber es sollte schon irgendwann zu einem Punkt kommen, wo die Kinder das von alleine machen.

Wie kommt man da hin? Drohungen, Belohnungen?

Die Wenn-Sätze helfen sehr: Wenn du das jetzt nicht machst, dann passiert irgendwas­ Unangenehmes, oder: Wenn du das machst, dann darfst du danach das und das.

Ans Handy oder an die Playstation.

Genau so.

Wann haben Ihre Kinder angefangen mit Musikinstrumenten?

Die beiden Geigen mit vier oder fünf. Die anderen mit sechs oder sieben.

Ich kann mich nicht erinnern, dass meine Freunde mit vier, fünf Jahren außer Klanghölzer aneinanderschlagen schon richtige Instrumente gespielt haben. Sind wir heutigen Eltern vielleicht etwas überambitioniert, was unsere Kinder angeht?

Da ist bestimmt was dran. Aber manchmal hilft es auch: Bei Geige, sagt man, sollte man die Grundlagen gelernt haben, bevor man anfängt nachzudenken. Geige ist einfach eine totale Quälerei, und deswegen ist es gut, wenn Kinder das in einem Alter anfangen, in dem sie trottelig machen, was die Eltern sagen.

Empfehlen Sie irgendein Instrument zum Einstieg? Früher hieß es immer, man solle erst mal Blockflöte lernen. Abtörnend eigentlich, oder?

Blödflocke sagt man ja auch. Blockflöte, Blödflocke.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Klavier als Einstieg?

Habe ich selbst nicht gelernt. Meine Frau ist Ungarin, und in Ungarn war zumindest damals noch ein ganz strenger Wind. Da musste jedes Kind, das was spielen wollte, Klavier lernen und Harmonielehre. Das haben die alle gehasst, aber sie hatten eine super Ausbildung in den ganz normalen Musikschulen.

Gibt’s hier nicht.

Das deutsche Modell ist ja so: völlig ohne Druck und …

spielerisch …

… genau. Nur nach dem Lustprinzip, so ungefähr. In Ungarn oder auch in Frankreich an der Musikschule muss man Leistung bringen. Einmal im Jahr gibt es dort eine Prüfung, die musst du bestehen. Du kannst auch rausfliegen, wenn du nicht genug übst. Ich weiß nicht, was besser ist. Ich fände eigentlich so ein Mittelding gut. In Deutschland ist es schon sehr dünne, was den Musikunterricht angeht, auch in den Schulen, in den Kitas. Das ist total deprimierend.

Wie ist es an den Hochschulen?

Ich bin Gastprofessor an der „Hanns Eisler“. Ich habe jetzt János, meinen Sohn, aber ansonsten Deutsche? Nicht in Sicht. Die sind nicht gut genug.

Wirklich?

Wenn die gut spielen: gerne. Aber die Deutschen haben inzwischen den Exoten­bonus bei der Aufnahmeprüfung. Kein Witz. Letztens waren wir in ­Korea mit dem Orchester auf Tournee, da habe ich so eine Masterclass ge­geben. Das war eine Gruppe von 12- bis 17-Jährigen, fast nur Mädchen. Das war auf einem Niveau, Wahnsinn! Da ist mir die Kinnlade einen Meter weit nach unten geklappt. Da war zum Beispiel eine, die hat das Oboenkonzert von Richard Strauss so gespielt, wie das bei uns die Master-Absolventen können, wenn man Glück hat. Blitzsauber, auswendig, einfach so durchgespielt. Danach hat sie mir glaubhaft versichert, dass sie 14 ist.

Hatten Sie das Gefühl, dass die alle getriezt waren?

Total! Da herrscht ein ziemlicher Druck in der Ausbildung. Wenn hier ein Oboen­lehrer so anfangen würde, würden alle sagen, der tickt ja wohl nicht richtig. Ich weiß nicht, ob ich das gut finde. Die spielen mit 14 alle so toll, und mit 19, wenn niemand mehr Druck macht, hören sie auf. Weil sie es wahrscheinlich gar nicht wollten.

Und die, die übrig bleiben, landen hier an der Hochschule.

Ich habe auch koreanische Studentinnen, natürlich. Heute Abend zum Beispiel. Die, die die zweite Oboe spielt, ist eingesprungen, weil ein Kollege krank geworden ist. Die spielt super, die ist total nett. Die sagt selber, das Modell ist bescheuert, als Kind so einen unglaublichen Druck zu haben.

Üben Sie selbst viel?

Jetzt kommen die ganz intimen Fragen!

Sie üben gar nicht?

Doch, ich übe schon.

Sie müssen doch einen Ansatz haben.

Da ist wieder das Englischhorn so schön, weil die wenigen Soli, die ich habe, die kann ich auch ohne Ansatz spielen. Wenn ich müde werde, dann ist das Solo schon vorbei. Ich bin ein bisschen wie ein Quartalssäufer. Für Anlässe übe ich sehr viel. Aber dieses Dauerüben, jeden Tag mindestens zwei Stunden Tonleitern, das mache ich überhaupt nicht.

Wären Sie enttäuscht gewesen, wenn keins Ihrer Kinder irgendwas mit Musik gemacht hätte?

Das kann ich nicht beurteilen, denn es ist ja nicht so. Ich möchte, dass die was machen, was ihnen Spaß macht und wofür sie, wenn möglich, noch ein bisschen bezahlt werden. Aber es soll ihnen Spaß machen.

Sind Sie ein glücklicher Mensch, wenn Sie da so strumpfsockig stehen und mit Ihrer Familie die Winnetou-Musik spielen?

Jaaa! Wenn es klappt nach diesen desaströsen Proben, ist es super. Und es macht allen total Freude, auch den Kindern. Das geben sie dann sogar vielleicht mal zu.

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