Berliner Museen: Verkorkste Situation
Insgesamt 460 eingereichte Entwürfe, zehn (vorläufige) Preisträger aber keine zündende Idee: Der Wettbewerb um den Neubau eines Museums für das 20. Jahrhundert am Berliner Kulturforum hat bislang alle enttäuscht – bis auf die Auslober, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz und die Geldbeschafferin Monika Grütters. Die Kulturstaatsministerin hatte dem Haushaltsausschuss des Bunds 200 Millionen Euro für das Vorhaben abgetrotzt. Doch mit Geld allein ist es nicht getan, genauso wenig wie mit der nassforschen Festlegung des Standorts durch Grütters für diesen Riesenbau an der Potsdamer Straße.
Auch unter den zehn ausgewählten Preisträger, die sich in einer zweiten Runde mit weiteren vierzig Architekten messen lassen müssen, findet sich nicht die fulminante Lösung. Die Situation am Kulturforum bleibt verkorkst, neben den Architekturikonen von Nationalgalerie und Philharmonie ist es nicht leicht zu bestehen. Bei der Diskussion zur Eröffnung der Ausstellung zum Ideenwettbewerb am Donnerstag brachte der Architekturkritiker Jürgen Tietz das Problem schnell auf den Punkt: „Vielleicht ist die Fragestellung falsch.“
Dass ein Neubau die städtebauliche Situation am Kulturforum mit einem Schlag lösen könnte, scheint reines Wunschdenken. Selbst Udo Kittelmann, als Direktor der Nationalgalerie der zukünftige Hausherr im Museum des 20. Jahrhunderts sieht in dem geplanten Neubau nur den ersten Schritt für die weitere Gestaltung des Kulturforums. Neben musealer Funktionalität wünscht sich Kittelmann durchaus eine neue zeitgenössische Architekturikone. Darin unterscheidet er sich deutlich von Berlins Senatsbaudirektorin Regula Lüscher, die stattdessen lieber „klare Bezüge“ zu den vorhandenen Bauten von Mies van der Rohe und Hans Scharoun erwartet.
Von „Überforderung“ und „Überfrachtung“, wie Kritiker Tietz, sprachen auch Einzelne aus dem Publikum. Vielleicht müsse man noch einmal von vorn anfangen, so ein Vorschlag. Dazu müsste es aber einen Plan für das gesamte Kulturforum geben, der die vielen Ungereimtheiten mit ins Visier nimmt. Von der verunglückten Eingangsrampe zu den Museen bis zur Autoschneise, die das Areal zerschneidet. Doch die Akteure von Land, Bund und Preußenstiftung lassen dazu bislang kaum Bereitschaft erkennen. Ronald Berg
Kulturforum Berlin: Zentrale Eingangshalle bis 13. 3.
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