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Berliner Inzidenzwert unter 50Der Coronacountdown

Kommentar von Stefan Alberti

Der Blick auf die sinkenden Corona-Inzidenzwerte in Berlin macht glücklich – zumal man selbst dazu beitragen kann.

Jeden Tag ein Stückchen weiter abschneiden vom Corona-Inzidenzwertmaßband Foto: dpa

W ir sind drunter! Unter den magischen 50, erstmals seit dem 8. Oktober, als Berliner fortan nicht mehr in Brandenburg und anderswo urlauben durften, weil sie über diesem Corona-Inzidenzwert lagen. Den zweiten Tag in Folge verzeichnete das Robert-Koch-Institut am Donnerstag einen Inzidenzwert von 48 für Berlin, also 48 Neuansteckungen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen.

Macht das den bis zum 7. März verabredeten Lockdown kürzer? Nein. Aber es hilft trotzdem. Ich hab schon immer gern Tabellenstände verfolgt und mich über immer weiter abgearbeitete Trainingspläne zum Wettkampf hin gefreut. Ich habe in den Nächten nach dem 4. November nach jedem Zehntel Prozentpunkt, den Joe Biden in Georgia und Pennsylvania aufholte, vor dem CNN-Bildschirm „Hurra“ geschrien.

Natürlich änderte das faktisch gar nichts: Ich hätte auch erst drei Tage später den Computer einschalten und mir dann von John King, Wolf Blitzer und Co das offizielle Endergebnis berichten lassen können.

Aber das hätte mir diese sich steigernde Freude genommen, dass Trump, der sich schon zum Sieger erklärt hatte, womöglich doch nicht gewinnt.

Und so ist es auch jetzt bei den Coronawerten. Es war ein echtes Glücksgefühl, Berlin vor einer Woche im Bundesländer-Niedrigwert-Ranking ganz vorne zu sehen – und auch die aktuellen „48“ bedeuten immer noch Platz 3 in der 16er-Tabelle.

Kleine Freuden

Kleine Freuden sind das, und so werde ich mit Blick auf die Inzidenzwerte weiter runterzählen bis zum noch magischeren Wert von 35, mit dem ab dem 7. März Lockerungen bei Einzelhandel, Museen und Galerien möglich sein sollen – wie es die Ministerpräsidenten mit der Kanzlerin verabredet haben.

Ein bisschen muss das bei den Kollegen so gewesen sein, die in grauen, aber coronafreien Vorzeiten ihren oft allzu drögen Grundwehrdienst bei der Bundeswehr ableisteten: Da gab es für die letzten 100 Tage – manche erinnern sich auch an 150 – ein immer mitzuführendes Maßband, von dem jeden Tag ein Zentimeter-Schnipsel abzuschneiden war. Das soll tatsächlich die letzten Monate erträglicher gemacht haben, weil das ersehnte Ende dadurch sichtbar näher rückt.

So werden die einschlägigen Internetseiten – des RKI oder der Berliner Corona-Ampel, die leicht höhere Werte anzeigt – zur digitalen Form dieses Reste-Maßbands, und der Blick darauf ermuntert sogar dazu, noch mehr selbst zu tun, damit die Werte noch schneller runtergehen.

Das unterscheidet die Situation nämlich deutlich von den Nach-Wahl-Nächten vom November: Da war nur Freuen und Hoffen, aber kein eigenes Zutun möglich, denn die Stimmen waren ja in den USA längst alle abgegeben und nur noch auszuzählen.

Bei den Inzidenzwerten aber kann jeder und jede tun, was sich im Bundesligafußball ein Hertha-Fan sehnlichst wünschen würde: nämlich aktiv mitzuhelfen, um Berlin in der Niedrigstwert-Tabelle vorne zu halten.

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Redakteur für Berliner Landespolitik
Jahrgang 1967. Seit 2002 mit dreieinhalb Jahren Elternzeitunterbrechung bei der taz Berlin. Schwerpunkte: Abgeordnetenhaus, CDU, Grüne.
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