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Mindestens durchgefallen

Fast die Hälfte der Drittklässler erfüllt nicht die Mindeststandards in Lesen und Rechtschreibung

Von Anna Klöpper

Knapp ein Drittel der Berliner DrittklässlerInnen verfehlt Mindeststandards beim Lesen, fast die Hälfte fällt in Rechtschreibung durch: Die Ergebnisse der landesweiten Vergleichsarbeiten (Vera-Tests) in den dritten Klassen fallen damit ähnlich aus wie in den Vorjahren – also gewohnt desaströs. „Wir müssen noch mehr dafür tun, dass die Schülerinnen und Schüler in Berlin besser gefördert werden“, twitterte der SPD-Abgeordnete Joschka Langenbrinck am Montag mit Blick auf die Ergebnisse.

Die Senatsbildungsverwaltung hatte die alljährlichen Vera-Resultate in diesem Jahr überhaupt nur auf Druck Langenbrincks veröffentlicht, der auf seine Auskunftsrechte als Parlamentarier pochte. Eigentlich hatte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) bereits angekündigt, Vera nicht länger in der Öffentlichkeit diskutieren zu wollen. Ihr Argument: Die Ergebnisse seien für die schulinterne Analyse gedacht und das Design der Tests zu kompliziert für vereinfachende Interpretationen. Auch die anderen Bundesländer, bis auf Brandenburg, veröffentlichen die Ergebnisse nicht.

Eine Art Frühwarnsystem

So kompliziert ist es dann allerdings doch wieder nicht. Man muss im Blick haben, dass die Tests in Lesen, Rechtschreibung und Mathematik am Ende der dritten Klasse Wissen abfragen, das die Kinder nach einer fünfstufigen Mindeststandard-Definition der Kultusministerkonferenz zum Ende der vierten Klasse parat haben sollen – dann, wenn in allen Bundesländern außer in Berlin und Brandenburg die Grundschulzeit endet. Eine Art Frühwarnsystem für das letzte Grundschuljahr also.

Für Berlin mit der sechsjährigen Grundschule kommt der Test also zeitig. LehrerInnen sagen oft, dass sie zu diesem Zeitpunkt mit den Vergleichstests nicht viel anfangen können. Rot-Rot-Grün hatte im Koalitionsvertrag 2016 deshalb auch angedacht, Vera erst am Ende der vierten Klasse schreiben zu wollen.

Und dennoch sind die Testergebnisse auch in Berlin aussagekräftig. Auffällig ist vor allem, dass es offenbar einfach nicht gelingen will, die Ergebnisse bei den Kindern zu verbessern, deren Muttersprache nicht Deutsch ist: Hier verfehlten beim Lesen sogar 48 Prozent der SchülerInnen die Mindeststandards, im Rechtschreiben waren es 61 Prozent. Auch in Mathe, wo es zwei verschiedene Testbereiche gab, schneiden diese Kinder schlechter ab: 52 Prozent verfehlten bei „Größen und Messen“ die Mindeststandards, der berlinweite Schnitt lag bei 36 Prozent.

Die Problematik sei bekannt, sie vermisse aber Lösungen, sagte die bildungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Hildegard Bentele auf Twitter. Langenbrinck erneuerte dar­aufhin seine Forderung nach einer Kita-Pflicht und einer besseren Ausbildung der vielen QuereinsteigerInnen ohne Pädagogikstudium in den Schulen. Für Letzteres gibt es bereits Geld: Rot-Rot-Grün investiert 60 Millionen Euro in ein „Qualitätspaket“, das unter anderem einen vierwöchigen Crash-Kurs vor Job­antritt und eine Begleitung durch erfahrene Lehrkräfte in den ersten Monaten vorsieht.

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