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Berliner CSD soll politischer werdenVereint in Liebe, Stolz und Protest

„United in LOVE! Gegen Hass, Krieg und Diskriminierung“ ist das Motto des diesjährigen Berliner CSD. Eine halbe Million Menschen werden erwartet.

Kein Foto vom CSD, sondern vom Marzahn Pride im Juni 2022 – der CSD findet erst am 23. Juli statt Foto: Florian Boillot

Berlin taz | Die Parade zum Berliner CSD soll am nächsten Samstag, den 23. Juli, erstmals nach zwei Jahren Pandemie wieder ohne größere Einschränkungen stattfinden. Das verkündete der Vorstand des Berliner CSD e. V. auf einer Pressekonferenz am Mittwoch.

Unter dem Motto „United in LOVE! Gegen Hass, Krieg und Diskriminierung“ erwarten die Veranstalter 500.000 Menschen, die durch die Innenstadt von Berlin laufen. Ab 11.30 Uhr soll die Demonstration von der Leipziger Straße aus Richtung Westen in den Regenbogenkiez um den Nollendorfplatz in Schöneberg führen. Von dort geht es nordwärts vorbei an der Siegessäule, über die Straße des 17. Juni bis zur Abschlusskundgebung am Brandenburger Tor.

Der Umzug markiert auch das Ende des ersten „Pride Month Berlin“, in dessen Rahmen bereits seit Anfang Juli täglich diverse Workshops, Talks und Partys stattfinden. Der Fokus der Angebote liegt dabei auf den Themen Religion und Spiritualität, FLINTA* und lesbische Sichtbarkeit, Trans* und PoC, aber auch auf mentaler Gesundheit und Inklusion.

So wird unter anderem am Vorabend des CSD der traditionelle Dyke* March stattfinden, der die Präsenz von Lesben innerhalb der LGBTIQ*-Community feiert. Außerdem wollen die Ver­an­stal­te­r:in­nen auf die angespannte Lage der Pride-Paraden weltweit hinweisen. In Istanbul waren beispielsweise vorigen Monat bei einer Demonstration in Erinnerung an die Stonewall-Proteste über 200 Menschen festgenommen worden. Die Aufmerksamkeit soll auch auf die Situation der Community in Osteuropa gelenkt werden, wo im September in Belgrad der Euro-Pride stattfindet.

Politische Dimension

Neben dem Unterhaltungsprogramm soll also die politische Dimension des CSD betont werden. Der Verein hat über sechs Monate in einem offenen Prozess einen Forderungskatalog erstellt, der sich direkt an Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft richtet. Angefangen bei der Erweiterung von Artikel 3 des Grundgesetzes, versprach der Vorstand nicht locker zu lassen, bis diese erfüllt seien.

Die Forderung nach einer konsequenten gesundheitlichen Aufklärung im Bereich HIV/Aids wurde auch im Hinblick auf die Verbreitung der MPX-Viren, die die Affenpocken verursachen, formuliert. Die Community werde stigmatisiert, stellte CSD-Vorstandsmitglied Ulli Pridat klar. Gerade vor dem Hintergrund der historischen Stigmatisierung in der HIV/Aids-Pandemie sei dies problematisch.

In Berlin-Mitte hatten am Mittwoch fast zeitgleich mit der CSD-Pressekonferenz die ersten Impfungen gegen Affenpocken stattgefunden. Der Impfstart in Berlin kam im Vergleich zu anderen Bundesländern mit einiger Verzögerung, obwohl die meisten Fälle derzeit in der Hauptstadt registriert werden. Über die Hotline 030-901 84 10 00 können jetzt Termine ausgemacht werden. Auch der CSD e. V. werde in einer Social-Media-Kampagne über das Virus informieren, kündete Vorstandsmitglied Patrick Ehrhardt an.

Vor dem Hintergrund dieser vielfältigen Bedrohungen und Diskriminierungen erscheint die Demonstration zum CSD in diesem Jahr besonders wichtig. Die Community wird in anderthalb Wochen bei hoffentlich gutem Wetter dafür sorgen, dass ihre Forderungen gehört werden.

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