Berliner CDU stimmt gegen Homo-Ehe: Union lehnt Heiratsantrag ab
Klares Ergebnis: Die Mitglieder der Berliner CDU lehnen mit 45 zu 35 Prozent die Ehe für alle ab. Vor allem die Älteren stimmten mit Nein.
Dass die Abstimmung zu so einem eindeutigen Ergebnis führen würde, war nicht zu erwarten. Denn statt die einfache Frage „Homo-Ehe – ja oder nein?“ mit Ja oder Nein zu beantworten, konnten die AbstimmungsteilnehmerInnen zwischen gleich sieben Antwortmöglichkeiten wählen: Fein nuanciert vom klaren „Ja“ über „Stimme eher zu“ und „Teils/Teils“ bis „Ich finde das Thema nicht wichtig“. Es gebe eben „bei dieser Frage nicht nur Schwarz und Weiß“, hatte Wegner dies gegenüber der taz erläutert. Die Mitglieder sahen das anders: Lediglich 7 Prozent stimmten „eher zu“ oder „eher dagegen“.
Ende Juni hatte der Vorstand der in der Frage der Homo-Ehe gespaltenen Berliner CDU-Fraktion die Mitgliederbefragung beschlossen – die erste in der Geschichte der christdemokratischen Partei. Im Bundesrat stand eine Abstimmung zum Thema an. Die SPD wollte zustimmen, die Union nicht, es kam zum Koalitionskrach. Am Ende enthielt sich das Land.
Für die CDU, die sich gern als liberale Großstadtpartei präsentierten will, bedeutete das trotzdem einen Imageschaden. Mit der fix anberaumten, vielschichtigen Abstimmung hatte Berlins CDU-Chef und Innensenator Frank Henkel deshalb versucht, eine klare Positionierung zu vermeiden. Vergeblich. Am Freitag versuchte er das Ergebnis schönzureden: „Die CDU ist weiterhin eine moderne Volkspartei.“ Begründung: Die unter 30-Jährigen stimmten zu 61 Prozent für die Homo-Ehe.
Das Ergebnis soll für das Berliner Parteipräsidium „bindend“ sein. Mehr Wirkung als ein Stimmungsbild hat es dennoch zunächst nicht. Denn bei der Abstimmung im Bundesrat erhielt die Ehe für alle eine Mehrheit. Über einen Gesetzentwurf entscheidet am Ende der Bundestag. Auch dort ist die CDU in der Frage gespalten.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Forscher über Einwanderungspolitik
„Migration gilt als Verliererthema“
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
Abschied von der Realität
Im politischen Schnellkochtopf
US-Außenpolitik
Transatlantische Scheidung
Russlands Angriffskrieg in der Ukraine
„Wir sind nur kleine Leute“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
USA entwerfen UN-Resolution zum Krieg in der Ukraine ohne jede Kritik an Russland