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Berliner Adventskalender (9)9 Eisbären tollten Berlin

Neben Weltstar Knut leben noch acht andere Eisbären in Berlin. An Schlagzeilen übertrumpfen sie Knut eigentlich nie - außer wenn sie sterben.

Knut als Geburtstagskind am 5. Dezember 2009 Bild: reuters

Neun Eisbären konnte die Stadt Berlin dieses Jahr präsentieren. Fünf im Zoo, vier im Tierpark. Neben Weltstar Knut im Zoo machte nun jedoch eine Eisbärin aus dem Tierpark eher traurige Schlagzeilen: Vor gut einer Woche ging Bärengreisin Lisa in die ewigen Jagdgründe. Knuts Oma musste im für ihre Art stolzen Alter von 32 Jahren wegen zahlreicher Krebsleiden eingeschläfert werden.

Lisa war wie Kollege Yogi eine Leihgabe des Münchner Zoos, denn da wird gerade umgebaut. Ihren Enkel Knut kennt jeder. Eisbär Yogi indes schafft es nur selten in die Zeitung und hockt nun alleine auf den Schieferfelsen im Tierpark. Alle viere von sich gestreckt, guckt er trüb ins Nieselwetter und gähnt. Im Nachbargehege tollen drei Brillenbären durch die Steinlandschaft, irgendwo hämmert ein Specht.

Yogi ist elf Jahre alt. Damit steckt er mitten in der Pubertät, laut Pfleger Michael Horn ist er ein "rotzfrecher Piepel". Der Yogi-Bär kann stundenlang in seinem Wasserbassin Bahnen ziehen. Diese Sturm und Drang-Phase haben Aika und Troll lange hinter sich. Sie sind 28 und 21 Jahre alt und die echten Berliner Eisbären im Tierpark. Die drei Tiere betreiben Anlagen-Sharing: Ein paar Tage darf Yogi raus, dann wieder Aika und Troll. Wären sie zusammen, kämen sich die beiden männlichen Eisbären zu sehr ins Gehege. Doch so neugierig und frech Yogi sein kann, so schnell verkriecht er sich, wenn die orangene Kehrmaschine naht. Ein halbes Jahr lebt er schon hier, etwa genauso lange soll er noch bleiben.

Einmal am Tag bekommt Yogi eine große Portion Rindfleisch. Zur Abwechslung kann es auch mal Fisch oder Gemüse sein. Sogar Kuchen mag der Yogi-Bär. In unregelmäßigen Abständen gibt es tagsüber Überraschungs-Snacks, damit es spannend bleibt, sagt Pfleger Horn. Nebenbei fungiert Yogi als Barometer. Unter Zoo-Enthusiasten hält sich hartnäckig die Theorie: Wenn der Bär baden geht, bleibt es warm. Geht er nicht ins kühle Nass, wird es kälter. Die aktuelle Badesituation deutet auf ein Absinken der Temperaturen hin. Das käme Yogi gerade recht: Er liegt gerne im Schnee und robbt darin herum. Dann erst wird sein Fell richtig sauber und weiß. Bei eisigem Winterwetter soll der Wasserfall wieder sprudeln; Plastik-Eisschollen werden dann in der Anlage installiert. Dann kann der Yogi-Bär seine jugendliche Energie in nordpolhafter Umgebung ausleben.

Der Eisbär ist ein Einzelgänger. Doch Yogi und die alte Lisa hatten sich aneinander gewöhnt. "Je länger er jetzt alleine ist, desto weniger vermisst er sie", sagt Pfleger Horn. Im Hinterzimmer komme es vor, dass Yogi die ältere Eisbärdame Aika durch das Gitter erotisch anpustet. Dieser Bär riskiert dicke Backen.

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