Es gibt wahrscheinlich viele Gründe dafür, dass es im Kino mehr Helden mit dem Beruf des Auftragskillers gibt als mit dem des Lektors. Ein ziemlich überzeugender besteht darin, dass das Rotstiftanlegen einfach nicht so viel hermacht. Selbst wenn es Oscar-Preisträger Colin Firth persönlich ist, der hier schwungvoll ganze Sätze aus einem Manuskript streicht – eine richtig aufregende Szene wird daraus nicht, geschweige denn ein spannender Film.
Was kann schon schiefgehen, wenn man einen Film macht, der von wichtigen und klugen Männern handelt, mag sich der britische Theaterregisseur Michael Grandage gefragt haben. In seinem ersten Kinofilm geht es um die Zusammenarbeit des Schriftstellers Thomas Wolfe (Jude Law) mit seinem Lektor Maxwell Perkins (Firth). Man sieht „Genius“ (auch der Titel zeugt ja schon von einem gewissen von Selbstbewusstsein) tatsächlich vom ersten Bild an an, dass er sich auf der sicheren Seite vermutet, nämlich dort, wo große Geistesgeschichte als Männerfreundschaft geschrieben wird.
"Genius"
17. 2., 9.30 Uhr, Haus der Berliner Festspiele; 15.30 Uhr, Friedrichstadtpalast; 20. 2., 18.15 Uhr, Haus der Berliner Festspiele; 21.02., 9:30 Uhr, Friedrichstadtpalast
Leider verstärkt das nur das Ressentiment, das man ebenso vom ersten Moment an gegen diesen Film empfindet. Einerseits nämlich wird gönnerhaft all den Ungebildeten kurz erklärt, wer dieser von Firth gespielte Perkins ist, indem die Kamera die Bücherwand in seinem Büro abfährt, wo Fitzgeralds Bücher neben denen von Hemingway stehen. Und andererseits müssen die Gebildeten Szenen glauben wie der, dass Wolfe zusammen mit Perkins seine Manuskriptseiten im Stehen und Gehen auf New Yorks Straßen und Bahnhöfen redigierte.
Obwohl Letzteres, eine Art „Walk and Talk“-Lösung, um die Textarbeit etwas aktionsreicher erschienen zu lassen, noch zu den originellen Seiten dieses ansonsten durch und durch einfallslosen Films zählt.
Berlinale 2016
Der „Goldene Bär für den besten Film“ ging an „Fuocoammare“. Der Preis ist ist die höchste Auszeichnung der Internationalen Filmfestspiele in Berlin. „Fuocoammare“ hält das Leben der Menschen auf Lampedusa fest. Er wurde erstmals am 13. Februar im Wettbewerb der Berlinale gezeigt.
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Blitzlichtgewitter, ein selbstfahrendes Auto und jede Menge Stars – das war die Berlinale 2016. Am Sonntag geht sie zu Ende.
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Silberne Bären bekamen Majd Mastoura als „Bester Darsteller“ in „Inhebbek Hedi“ und Trine Dyrholm als „Beste Darstellerin“ in „Kollektivet“ (v.l.). Außerdem erhielt Danis Tanovic den „Silbernen Bären Großer Preis der Jury“ für seinen Film „Smrt u Sarajevu“. Der „Silberne Bär Alfred-Bauer-Preis“ ging an den Film „Hele Sa Hiwagang Hapis“ von Lav Diaz.
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Preisträgerin Mia Hansen-Love ist glücklich über ihren Silbernen Bären für die beste Regie von „L'avenir“. Auch Tomasz Wasilewski erhielt einen für das Beste Drehbuch von „United States of Love“. Auch Mark Lee Ping-Bing konnte sich glücklich schätzen: Er erhielt einen „Silbernen Bären für eine Herausragende Künstlerische Leistung“ in „Crosscurrent“.
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Kameramann Michael Ballhaus hat den Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk bekommen. Sein Markenzeichen: 360-Grad-Kamerafahrten. Bei der Preisverleihung wurde auch „Gangs of New York“ mit Leonardo DiCaprio und Cameron Diaz gezeigt.
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Meryl Streep erhielt 2012 auch einen Goldenen Ehrenbären für ihr Lebenswerk. Die dreifache Oscar-Gewinnerin war in diesem Jahr die Präsidentin der internationalen Jury. Diese verleiht den Goldenen und den Silbernen Bären der Berlinale. Die US-Schauspielerin ist derzeit im Film „Suffragette“ zu sehen.
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Nur durch seine bloße Anwesenheit stach George Clooney bei der Eröffnung der Berlinale am 11. Februar hervor. Selfies mit Fans zu machen gehört zur Berlinale einfach dazu. Clooney spielt die Hauptrolle im Film „Hail, Caesar!“ und zeigte sich mit seiner Frau Amal Alamuddin auf dem Roten Teppich. Am 12. Februar sprach er mit Kanzlerin Angela Merkel über die Flüchtlingskrise.
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In „Hail, Caesar!“ mimt George Clooney den Hollywoodstar Baird Whitlock. Der Film von den Coen-Brüdern entführt den Zuschauer in eines der großen Filmstudios im Hollywood der frühen Fünfzigerjahre. 2011 eröffneten die Coens bereits mit „True Grit“ die Berlinale. „Hail, Caesar!“ ist seit dem 18. Februar in den deutschen Kinos zu sehen.
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Der deutsche Filmstar Daniel Brühl erregte ebenfalls Aufsehen, als er zur Eröffnungsgala der Berlinale in einem selbstfahrenden Auto erschien. Zudem spielt er im Berlinale-Film „Alone in Berlin“ einen Kommissar, der die Herkunft von Anti-Hitler Postkarten aufdecken soll. Mit Emma Watson ist Brühl abseits der Berlinale auch im Kinofilm „Colonia Dignidad“ zu sehen.
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Der Künstler Ai Weiwei hat am 13. Februar das Berliner Konzerthaus mit Rettungswesten von der griechischen Insel Lesbos einkleiden lassen. Damit will er auf die Flüchtlinge, die auf ihrer Flucht nach Europa ertrunken sind, aufmerksam machen. Ai Weiwei ist Ehrenpräsident des „Cinema for Peace“, das zeitgleich zur Berlinale stattfand.
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Der einzige deutsche Film im Wettbewerb heißt „24 Wochen“. Was macht ein Paar, bei dessen ungeborenem Kind Trisomie 21 diagnostiziert wird?
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Außerdem war im Wettbewerb: der Film „Chang Jiang Tu“. Kapitän Gao Chun fährt mit seinem Frachter auf dem chinesischen Jangtse flussaufwärts. Er soll die Seele seines verstorbenen Vaters befreien und ist gleichzeitig auf der Suche nach der großen Liebe. Der Film ist am 21. Februar im Haus der Berliner Festspiele zu sehen.
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Johnny Oritz ist erst 19 Jahre alt und hat bereits seine erste Hauptrolle im Film „Soy Nero“, der im Wettbewerb gezeigt wurde. Darin verkörpert er den mexikanischen Jungen Nero, der US-Bürger werden will. Oritz hat eine besondere Verbindung zum Thema: Seine Familie ist auch in die USA migriert.
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Der Schauspieler Gérard Depardieu bewarb am Freitag „Saint Amour“. Der Film gewann keinen Bären, er lief außer Konkurrenz.
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Geschenkt, dass die Frauenrollen klischeehafter nicht sein könnten (Laura Linney als nachsichtige Gattin, Nicole Kidman als neurotische Geliebte). Wenn uns Grandage nur wenigstens erspart hätte, Dominic West als Hemingway, Schnauzbart und Fischfang inklusive, auftreten zu lassen. Da kann auch der Hinweis nicht trösten, dass „Genius“ nur wegen der Stars auf dem roten Teppich in den Wettbewerb der Berlinale geladen wurde.
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