Auf dem Dachboden versteckte sich Frau Rosenthal, eine Jüdin. Im Keller hauste ein Kleinkrimineller. Die Wohnungen waren eng. Auf der Straße musste man ständig grüßen, weil jeder jeden kannte. Wie eng die Verhältnis in Berlin-Prenzlauer Berg während des Zweiten Weltkriegs waren, davon bekommt man in Vincent Perez’Hans-Fallada-Verfilmung „Alone in Berlin“ (Jeder stirbt für sich allein) einen guten Eindruck.
Dass trotz der Enge jeder Mensch für sich allein lebt, außer in den Gesten des Widerstands, macht die Aussage des Films und auch einen gewissen pädagogischen Kitsch aus. Tatsächlich werden auch die Täter sich nicht einsam gefühlt haben.
Fallada hat den Roman im Herbst 1946 geschrieben. Nach einer Übersetzung ins Englische wurde er vor einigen Jahren ein Überraschungserfolg in Großbritannien und danach auch in Deutschland. Fallada setzte in ihm dem Ehepaar Otto und Elise Hampel ein Denkmal, im Film heißen sie Otto und Anna Quangel; nach dem Tod ihres Sohnes im Krieg legten sie Hitler-kritische Postkarten an öffentlichen Orten aus. Vincent Perez wollte das Buch bereits vor dem Erfolg verfilmen. Nun, nach dem Erfolg, hatte er das Budget dazu und die britischen Stars Emma Thompson und Brendan Gleeson in den Hauptrollen.
Es fällt leicht, sich über die guten Absichten des Films lustig zu machen. Die Denunzianten wirken als Charaktere zu flach. Die Kriminalpolizei tut ihre Pflicht, aber richtig fies ist die SS. Und die dramaturgische Linie, dass Otto und Anna Quampel am Anfang noch nicht einmal zusammen um ihren Sohn trauern können und sich am Ende im Akt des Widerstands wenigstens selbst wiedergefunden haben, ist zu deutlich.
Musterschülerhafter Kostümfilm
Alone in Berlin
16. 2., 10 Uhr, Haus der Berliner Festspiele, 12 Uhr, 18 Uhr, Friedrichstadtpalast; 18. 2., 18.30 Uhr Babylon
Außerdem sagen die Unmengen von Komparsen eine Spur zu schaudernd immer wieder „Heil Hitler!“. Nachdem das alles ein Weile musterschülerhaft als Kostümfilm abgelaufen ist, findet der Film dann doch beeindruckende Szenen.
Das sind vor allem Momente der Nähe zwischen Emma Thompson und Brendan Gleeson, und bevor der von ihm gespielte Kriminalkommissar allzu tragisch selbst seinen Glauben an das Regime verliert, kann Daniel Brühl auch Ambivalenz in die Figurenzeichnung bringen.
Berlinale 2016
Der „Goldene Bär für den besten Film“ ging an „Fuocoammare“. Der Preis ist ist die höchste Auszeichnung der Internationalen Filmfestspiele in Berlin. „Fuocoammare“ hält das Leben der Menschen auf Lampedusa fest. Er wurde erstmals am 13. Februar im Wettbewerb der Berlinale gezeigt.
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Blitzlichtgewitter, ein selbstfahrendes Auto und jede Menge Stars – das war die Berlinale 2016. Am Sonntag geht sie zu Ende.
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Silberne Bären bekamen Majd Mastoura als „Bester Darsteller“ in „Inhebbek Hedi“ und Trine Dyrholm als „Beste Darstellerin“ in „Kollektivet“ (v.l.). Außerdem erhielt Danis Tanovic den „Silbernen Bären Großer Preis der Jury“ für seinen Film „Smrt u Sarajevu“. Der „Silberne Bär Alfred-Bauer-Preis“ ging an den Film „Hele Sa Hiwagang Hapis“ von Lav Diaz.
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Preisträgerin Mia Hansen-Love ist glücklich über ihren Silbernen Bären für die beste Regie von „L'avenir“. Auch Tomasz Wasilewski erhielt einen für das Beste Drehbuch von „United States of Love“. Auch Mark Lee Ping-Bing konnte sich glücklich schätzen: Er erhielt einen „Silbernen Bären für eine Herausragende Künstlerische Leistung“ in „Crosscurrent“.
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Kameramann Michael Ballhaus hat den Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk bekommen. Sein Markenzeichen: 360-Grad-Kamerafahrten. Bei der Preisverleihung wurde auch „Gangs of New York“ mit Leonardo DiCaprio und Cameron Diaz gezeigt.
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Meryl Streep erhielt 2012 auch einen Goldenen Ehrenbären für ihr Lebenswerk. Die dreifache Oscar-Gewinnerin war in diesem Jahr die Präsidentin der internationalen Jury. Diese verleiht den Goldenen und den Silbernen Bären der Berlinale. Die US-Schauspielerin ist derzeit im Film „Suffragette“ zu sehen.
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Nur durch seine bloße Anwesenheit stach George Clooney bei der Eröffnung der Berlinale am 11. Februar hervor. Selfies mit Fans zu machen gehört zur Berlinale einfach dazu. Clooney spielt die Hauptrolle im Film „Hail, Caesar!“ und zeigte sich mit seiner Frau Amal Alamuddin auf dem Roten Teppich. Am 12. Februar sprach er mit Kanzlerin Angela Merkel über die Flüchtlingskrise.
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In „Hail, Caesar!“ mimt George Clooney den Hollywoodstar Baird Whitlock. Der Film von den Coen-Brüdern entführt den Zuschauer in eines der großen Filmstudios im Hollywood der frühen Fünfzigerjahre. 2011 eröffneten die Coens bereits mit „True Grit“ die Berlinale. „Hail, Caesar!“ ist seit dem 18. Februar in den deutschen Kinos zu sehen.
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Der deutsche Filmstar Daniel Brühl erregte ebenfalls Aufsehen, als er zur Eröffnungsgala der Berlinale in einem selbstfahrenden Auto erschien. Zudem spielt er im Berlinale-Film „Alone in Berlin“ einen Kommissar, der die Herkunft von Anti-Hitler Postkarten aufdecken soll. Mit Emma Watson ist Brühl abseits der Berlinale auch im Kinofilm „Colonia Dignidad“ zu sehen.
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Der Künstler Ai Weiwei hat am 13. Februar das Berliner Konzerthaus mit Rettungswesten von der griechischen Insel Lesbos einkleiden lassen. Damit will er auf die Flüchtlinge, die auf ihrer Flucht nach Europa ertrunken sind, aufmerksam machen. Ai Weiwei ist Ehrenpräsident des „Cinema for Peace“, das zeitgleich zur Berlinale stattfand.
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Der einzige deutsche Film im Wettbewerb heißt „24 Wochen“. Was macht ein Paar, bei dessen ungeborenem Kind Trisomie 21 diagnostiziert wird?
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Außerdem war im Wettbewerb: der Film „Chang Jiang Tu“. Kapitän Gao Chun fährt mit seinem Frachter auf dem chinesischen Jangtse flussaufwärts. Er soll die Seele seines verstorbenen Vaters befreien und ist gleichzeitig auf der Suche nach der großen Liebe. Der Film ist am 21. Februar im Haus der Berliner Festspiele zu sehen.
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Johnny Oritz ist erst 19 Jahre alt und hat bereits seine erste Hauptrolle im Film „Soy Nero“, der im Wettbewerb gezeigt wurde. Darin verkörpert er den mexikanischen Jungen Nero, der US-Bürger werden will. Oritz hat eine besondere Verbindung zum Thema: Seine Familie ist auch in die USA migriert.
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Der Schauspieler Gérard Depardieu bewarb am Freitag „Saint Amour“. Der Film gewann keinen Bären, er lief außer Konkurrenz.
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Der Schluss handelt davon, dass man aufrechten Menschen ihre Würde nicht nehmen kann, auch nicht im Foltergefängnis und nicht im Volksgerichtshof. Aber das ist dann, auch wenn es einen berühren mag, nur noch ein Märchen.
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Dass man "aufrechten Menschen ihre Würde nicht nehmen kann, auch nicht im Foltergefängnis und nicht im Volksgerichtshof", ist KEIN Märchen. Ein Märchen ist, dass Menschen ohne eigenes Rückgrat ebenfalls aufrecht gehen müssen, wo es solche Menschen gibt. Wer lebt, der lebt mit anderen zusammen. Wer stirbst, der stirbt für sich allein. Offenbar gilt das auch für Regisseure.
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