Berlinale-Staralbum: Richard Gere: Der Engagierte
Richard Gere ist einer der politischsten Hollywood-Stars. Erst traf er Claudia Roth, dann Angela Merkel und am Freitag die Berlinale-Journalisten.
Da ist er, der erste echte Hollywoodstar der diesjährigen Berlinale: Richard Gere. Seit über 40 Jahren dreht er Filme. Viele schlechte, ein paar gute – und „Pretty Woman“. Pretty ist auch er: In den 1990ern wurde er zweimal zum „Sexiest Man Alive“ gewählt. Noch heute zieht sein Name – und sein Äußeres. Leicht welliges, graues Haar, Jackett über blasslila Hemd und randlose Brille. Er winkt links, er winkt rechts, lächelt, als er die überfüllte Pressekonferenz betritt.
Im Wettbewerbsfilm „The Dinner“ spielt Gere den US-Kongressabgeordneten Stan Lohman, der beim Luxusdinner mit Frau, Bruder und Schwägerin ein Familiengeheimnis aufarbeiten muss. Viel verlangt ihm die Rolle nicht ab. Solide, unangestrengt spielt er den anfangs eindimensionalen Charakter.
„Es war ein sehr organischer, offener Prozess“, sagt Gere über den Dreh. Die Herausforderung lag darin, dass sich sein Charakter kaum entwickelt – bis kurz vor Ende des Films. Professionell beantwortet er die oft vagen Fragen der Journalisten. Wen er noch zu einem Dinner mit Trump einladen würde, will einer wissen. „Ich wäre nie auf einem solchen Dinner“, sagt Gere.
Doch Trump beschäftigt ihn. Später hebt er ungefragt doch zu einer ordentlichen Trump-Kritik an. „Die Hassverbrechen haben zugenommen, seit Trump regiert. Es wird Angst geschürt.“ Trumps größtes Verbrechen sei es gewesen, Flüchtlinge mit Terror in Verbindung zu bringen. „Wir müssen vorsichtig sein, sind alle gefordert.“
Da ist er, Gere, der Engagierte, einer der politischsten Schauspieler Hollywoods. Er setzt sich etwa für Obdachlose und Aidskranke ein, ist Buddhist und kämpft seit den 1990ern für die Belange der Tibeter.
„Unsere Herzen tanzen“
Schon seit Mittwoch ist er in Berlin. Statt im Luxushotel die Reisestrapazen wegzudösen, traf er sich mit seiner alten Freundin Claudia Roth, um mit ihr über die Menschenrechte der Tibeter zu reden. „Unsere Herzen tanzen, wir sind aufgeregt, und wir freuen uns“, sagte Gere.
Derartig euphorische Sätze sind von seinem Treffen mit Kanzlerin Angela Merkel nicht überliefert. Sie traf Gere am Donnerstag, unter Ausschluss der Öffentlichkeit. 45 Minuten sprachen sie über Umwelt und die Lage in Tibet. Er wolle ihr eine persönliche Botschaft des Dalai Lama – seines persönlichen Freunds – überbringen, hatte Gere zuvor angekündigt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Die Wahrheit
Herbst des Gerichtsvollziehers