Berlinale-Film „El Diablo Fuma“: Turnschuhe für den Teufel
In dem mexikanischen Spielfilmdebüt „El Diablo Fuma“, zu sehen in der Berlinale-Sektion Perspectives, kämpfen fünf Geschwister mit bösen Kräften.
Auf der Berlinale sorgten zuletzt immer wieder überraschende Beiträge aus Mexiko für Aufmerksamkeit, welche die Perspektive von Kindern in krisenhaften Momenten in den Mittelpunkt rückten. So gehörte „Totem“, ein Spielfilm von Lila Avilés über den Abschied einer Tochter von ihrem todkranken Vater, gewiss zu den Highlights des Wettbewerbs 2024. Aber auch „El Eco“ von Tatiana Huezo von 2023 oder „Los Lobos“ von Samuel Kishi Leopo aus dem Jahr 2020 bleiben dauerhaft in Erinnerung.
In „Perspectives“, dem neuen Programm für den talentierten Filmnachwuchs, präsentiert der mexikanische Regisseur und Drehbuchautor Ernesto Martínez Bucio jetzt sein Debüt „El Diablo Fuma (y guarda las cabezas de los cerillos quemados en la misma caja)“ (Der Teufel raucht (und hebt die abgebrannten Streichhölzer in derselben Schachtel auf).
Der Spielfilm mit dem geheimnisvoll klingenden Titel handelt von fünf Geschwistern zwischen sieben und dreizehn Jahren, die auf eine baldige Rückkehr des Vaters und der verschwundenen Mutter warten.
Die ungeklärten Umstände ihrer Abwesenheit und der unbestimmte Verbleib belasten die Kinder. Großmutter Romana, die bei ihnen geblieben ist, jedoch lieber zurückgezogen in ihrem Zimmer werkelt, ist keine große Unterstützung. Im Bademantel schlurft sie manchmal durchs Haus und kümmert sich eher unwillig um die Versorgung ihrer Enkel.
18. 2., 12.30 Uhr, Colosseum 1
22. 2., 21.30 Uhr, Cubix 8
Die Handschrift des Teufels
Stattdessen meint sie in den Familienereignissen die klare Handschrift des Teufels zu erkennen. Warum sonst würde Willy, der Hund, nächtens so wild anschlagen? Oder wer hat die neuen Turnschuhe vor die Zimmertüren der Kinder gestellt? Und welche zwielichtigen Absichten verfolgen vor dem Tor die Nachbarn?
Van, Victor, Marisol, Elsa und Tomás übernehmen Romanas düstere Erklärung, lässt sie ihnen doch gleichzeitig die schwierige Situation plausibel erscheinen. Unter der Ägide der Großmutter verbarrikadieren sie sich immer mehr in ihrem Zuhause, während die Vorräte knapp werden.
Noch vor den Dreharbeiten von „El Diablo Fuma“ berichtete der Nachwuchsregisseur Martínez Bucio 2023 auf LaTAm cinema von dem Projekt: „Wir wollen einen fragmentarischen Film, mit Nahaufnahmen, die nur Teile einfangen, nie das Ganze. Dadurch entstehen Lücken, erzählerische Leerstellen, die der Zuschauer ausfüllen muss. Die Textur des Bildes wird rau sein, Dies ist ein Film, der mit einer breiten Bürste gemalt wird, nicht mit einem feinen Pinsel.“
In der Tat folgt die Kamera in dem realisierten Vorhaben den jungen Protagonisten aus nächster Nähe. Mit großer Natürlichkeit und Intimität hält sie die Interaktionen der Geschwister auf engem Raum in Haus und Patio fest. Grobkörnige Einspielungen von Homevideos aus unbeschwerteren Tagen mit der Mutter geben in der Rückblende bruchstückhafte Hinweise auf die Familiengeschichte. Nicht zu übersehen ist das Bemühen von „El Diablo Fuma“, eine ausdrucksstarke Filmsprache zu entwickeln. Eine tragende oder sogar relevante Erzählung ergibt sich aus diesen Fragmenten und Leerstellen deshalb aber nicht zwangsläufig.
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