piwik no script img

Berlin und der „kriminelle Sog“

■ Ost-Berlins Polizei spricht von Kriminalitätsanstieg

Ost-Berlin. In Ost-Berlin hat die Kriminalität nach Polizeiaussagen in den letzten Monaten deutlich zugenommen. Die Polizei registrierte rund fünf Prozent mehr Delikte als im Vorjahr. Raub und Erpressung sowie Brandstiftung, Geiselnahme und Bombendrohungen stünden bei dieser Statistik an erster Stelle, sagte Kriminalhauptkommissar Rüdiger Baumann in einem Interview mit dem Ostberliner Blatt 'Der Morgen‘. Baumann bezeichnete diese Entwicklung als „natürliche Folge einer Sogwirkung der kommenden einheitlichen Großstadt Berlin auf Kriminelle aus ganz Europa“. Es seien 211 Anzeigen wegen Raub oder Erpressung mehr eingegangen als im Vorjahreszeitraum.

Betrugsdelikte bereiten der Ostberliner Polizei ebenfalls Sorgen. Aktien und andere Wertpapiere mit angeblich hohen Renditen würden von obskuren Unternehmen zum Beispiel per Postwurfsendung angeboten. Auch „Bauernfängertricks“ bei Haustürgeschäften nehmen zu. Bei der Gewaltkriminalität zeigt die Tendenz ebenfalls nach oben. Bis Ende Juli wurden neun Morde verübt, davon seien sieben aufgeklärt.

Baumann ist sicher, daß die Polizei im Ostteil sich in absehbarer Zeit auch mit Bandenkriminalität beschäftigen muß. Drogenhandel sei zur Zeit noch kein Problem, werde aber eines werden. Aktivitäten von Waffenschiebern sind ebenfalls noch nicht aktenkundig.

Im Zuge einer Drogenwelle erwartet die Ostberliner Polizei auch „Arbeit“ im Zusammenhang mit der Prostitution, hieß es. Zum Bereich Extremismus meinte Baumann: „Mit dem haben wir es spätestens seit 1987 zu tun. Bis zur Wende ein Tabuthema, reicht er von ganz links bis ganz rechts.“ Zur Bekämpfung des Extremismus sei ein spezielles Dezernat geschaffen worden. Ebenfalls bereite man umfangreiche Fortbildungsmaßnahmen vor. Die Ostberliner Kripo arbeite bereits eng mit ihren Westberliner Kollegen zusammen.

dpa

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen