piwik no script img

Berlin bremst Mahnmal

■ Regierender Bürgermeister will keine schnelle Entscheidung im Künstlerwettbewerb

Berlin (AP) – Zwischen Bonn und Berlin verschärft sich der Streit um das geplante Holocaust- Mahnmal. Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) sagte gestern in einer Aktuellen Stunde im Abgeordnetenhaus, er halte es nicht für notwendig, den noch laufenden Künstlerwettbewerb für das Mahnmal schnell abzuschließen. Damit würde der Bundestag bei seiner Entscheidung über das in Berlin geplante Bauwerk bedrängt.

Bundestagspräsident Thierse hatte Diepgen zuvor in einem Brief aufgefordert, einen schnellen Abschluß des Künstlerwettbewerbs mitzutragen. „Es sei denn, eine derartige Verzögerungstaktik wäre gewollt, was ich niemandem unterstellen mag.“

Über seinen Sprecher Butz ließ Diepgen entgegnen: „Wer hier auf Eile drängt, vergißt die nationale und internationale Bedeutung des Themas.“ Ein klärendes Gespräch zwischen Diepgen und Bundeskanzler Schröder sei dringend geboten, sagte Butz. Ein solches wurde von der Bundesregierung jedoch zurückgewiesen: Dafür gäbe es keine Veranlassung, hieß es aus Bonn. Diepgen selbst kündigte an, der Senat werde sich in der Mahnmal-Frage „in den nächsten Wochen positionieren“.

Hintergrund des Streits sind Rechtsfragen. Entsprechend einem Gutachten nehmen Thierse und Kulturstaatsminister Naumann an, daß der 1997 begonnene zweite Künstlerwettbewerb erst formal abgeschlossen werden muß, bevor der Bundestag entscheiden kann. In einer seit über einem Jahr unentschiedenen Endrunde sind noch drei Entwürfe. Zwei der drei Auslober, der Bund und der Förderkreis, haben erkennen lassen, daß sie den Entwurf des US-Architekten Peter Eisenman zum Sieger küren wollen. Diepgen ist hingegen strikt dagegen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen