Berichterstattung über Tibet: Chinesen kritisieren Westmedien

Nicht nur die chinesische Regierung kritisiert, die Berichterstattung über Tibet sei verzerrt. Auch chinesische Blogger finden Schwachstellen in westlichen Fernsehbeiträgen.

Die nepalesische Polizei verhaftet tibetische Mönche in Kathmandu. Bild: dpa

PEKING taz Die Stimmung im vorolympischen China ist gereizt. Nicht nur die sogenannte Dalai-Lama-Clique, sondern auch die ausländischen Medien sind im Visier. Die Regierung wirft ihnen "unfaire und falsche Berichterstattung" über Tibet vor. Aber auch "Laobaixing" - einfache Menschen aus dem Volk - fragen ausländische Journalisten in kategorischem Ton: "Was schreiben Sie in Ihren Zeitungen im Ausland über Tibet?" Im Internet sind Debatten entbrannt, genährt von Berichten, die von chinesischen Bewohnern Lhasas von Blog zu Blog weitergereicht werden: Von bitteren Schicksalen ist darin zu lesen wie dem der fünf Textilarbeiterinnen, die in ihrem Laden verbrannten.

Im Kern geht es darum: War der Aufruhr in Lhasa Teil einer organisierten Verschwörung der "Dalai-Lama-Clique"?

Der Pekinger Rao Jin etwa sammelt auf seiner Website www.anti-cnn.com manipulierte und verzerrte Berichte: Dazu gehört etwa ein Bericht im deutschen Fernsehsender n-tv, der einen Report über die Unruhen in Tibet mit Bildern aus Nepal illustrierte; n-tv bedauerte den Fehler.

Die Debatte über die "unfaire Berichterstattung" trifft einen empfindlichen Nerv. Peking will alles dafür tun, perfekte Olympische Spiele zu inszenieren, und jede Störung oder Kritik als Teil einer internationalen Verschwörung darstellen. Die Kampagne soll auch davon ablenken, dass die Regierung alle ausländischen Medien aus Tibet verbannt hat und die meisten Reporter in von Tibetern besiedelten Gebieten an Straßensperren und Militärpatrouillen scheitern. BBC-Berichte über den Zwischenfall bei der Entzündung des olympischen Feuers in Griechenland wurden gestern geschwärzt, obwohl BBC ohnehin nur in Ausländerwohnquartieren und 5-Sterne-Hotels zu empfangen ist.

Tibet ist - wie Taiwan oder auch die Situation der muslimischen Uiguren in Xinjiang - ein politisch so heikles Thema, dass kein Universitätsprofessor öffentlich darüber nachdenken darf, wie Peking die Minderheiten in den Grenzregionen behandeln sollte. Derartige Fragen stellt nur eine winzige Schar mutiger Schriftsteller und Bürgerrechtsaktivisten. Unter dem Titel "12 Vorschläge zum Umgang mit der Situation in Tibet" veröffentlichten 29 Intellektuelle einen offenen Brief, in dem sie die Regierung aufforderten, ihre "Nationalitätenpolitik grundlegend zu ändern" und das Angebot des Dalai Lama für Verhandlungen anzunehmen.

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