Berichterstattung über Corona: Kritik an Medien überprüft
Auch für Nachrichtenmedien war die Pandemie eine neue Situation, sie wurden häufig kritisiert. Eine Studie hat die Kritik nun geprüft.
Seit dem Beginn der Coronapandemie stehen Nachrichtenmedien in der Kritik. Doch bisher fehlten Daten, um Vorwürfe zu prüfen. Eine am Montag veröffentlichte Studie von Wissenschaftler*innen der Universitäten in Mainz und München analysierten bei elf deutschen Medien die Berichte über Corona.
Die Studie untersuchte sieben Online-Nachrichtenangebote überregionaler Medien wie der Süddeutschen Zeitung, t-online und der Bild. Außerdem untersuchten die Wissenschaftler*innen die Fernsehnachrichten von ARD, ZDF und RTL sowie die ARD Extra-Sendungen zur Coronapandemie. Dabei berücksichtigten sie Beiträge von Januar 2020 bis inklusive April 2021 und zogen daraus methodisch eine Stichprobe.
Bewertet wurden die Beiträge anhand verschiedener Kriterien wie Relevanz, Sachlichkeit oder Einordnung. Die Ergebnisse der Studie unterscheiden sich je Kriterium.
Ein Ergebnis lautet, dass die „untersuchten Nachrichtenmedien nicht völlig unkritisch insbesondere gegenüber den Regierungen in Bund und den Ländern waren“. Laut der Studie bemängelten sie bei Kritik vor allem, dass die Maßnahmen nicht ausreichen, um die Pandemie einzudämmen. Negative Folgen für Wirtschaft und die psychosoziale Gesundheit durch die Pandemiemaßnahmen berichteten die untersuchten Medien vergleichsweise selten.
Prognosen waren nicht immer richtig
Das Coronavirus und das Krankheitsbild Covid-19 waren auch eher selten Thema der Medienberichte. Zugleich berichteten die meisten Medien über Prognosen so, als würden sie sicher eintreten. Dabei sind diese immer von Unsicherheiten behaftet. Nur bei etwa 20 Prozent der Beiträge „war die Unsicherheit der Prognosen“ erkennbar, wie in der Studie steht. Im Nachhinein wurde oft bemängelt, wenn Prognosen nicht eintraten.
Für Einzelpersonen ist es schwer, Berichterstattung vollständig zu erfassen. Zum einen fehlt die Zeit, um alle Artikel zu lesen oder Sendungen zu schauen. Zum anderen beeinflussen verschiedene Effekte die Wahrnehmung der Einzelnen, wie andere Studien belegen. Ein Beispiel dafür ist der Third-Person-Effekt: Menschen halten dritte Personen für leichter von Medien beeinflussbar als sich selbst und schreiben daher Medien eine höhere Macht zu, als sie eigentlich haben. Bei einer breit angelegten Studie lässt sich das vermeiden.
Die ganze Auswertung lässt sich auf der Website der Rudolf Augstein Stiftung downloaden, welche die Studie mitfinanzierte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“