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Berichterstattung über Beate ZschäpeOhhh, die Arme

Die Oma von Beate Zschäpe ist gestorben und die „Süddeutsche Zeitung“ schreibt mit Bestürzung. Angebracht?

Wir wollen sie schon gar nicht mehr sehen – deswegen hier nur von hinten: Beate Zschäpe Foto: ap

Fettgefütterte Nazis, die für den Verfassungsschutz arbeiten, Verfassungsschützer, die Nazis schützen, angestellte Spitzel, die ihr Wissen nicht preisgeben, eine Szene, in denen rassistische Mörder Helfer und Fans haben, Polizisten, die sicher sind, dass nur Ausländer umbringen, Politiker, die nicht wollen, dass in der rechten Richtung ermittelt wird, Untersuchungsausschüsse, die auf der Stelle treten, weil Akten fehlen, Zeugen, die sterben wie die Fliegen, eine Bundesanwaltschaft, die beim Täterzählen nicht weiter als bis drei kommt. Die Geschichte des mordenden NSU ist nicht eben einfach. Wie gut, dass es Beate Zschäpe gibt!

Mit ihr ist alles leicht. Was hat die Terrorbraut aus der Nazi-WG an, wenn sie den Gerichtssaal betritt? Wie trägt die braune Teufelin die Haare? Im Tagesspiegel liest es sich so: „Beate Zschäpe kommt im schwarzen Hosenanzug, das üppige, lockige Haar ist offen, um den Hals wallt ein seidenartiger Schal mit grauschwarzem Muster.“

Vor Kurzem hat Beate Zschäpe uns ein wahres Geschenk bereitet. Sie hat gesprochen. Endlich wissen wir, wie ihre Stimme klingt. „Leise und dünn“ meint die dpa und die Süddeutsche: „Die Stimme ist klar, tief, weich, mit leichtem thüringischen Einschlag. Und sie zittert nicht.“

Und so sind wir Beate Zschäpe längst ganz nah gekommen. Wir wissen auch, dass es ihr gerade nicht so gut geht. Beate Zschäpes Oma ist gestorben. Die Süddeutsche schreibt: „Der Tod ihrer geliebten Oma fällt in eine ohnehin schwierige Zeit.“

Klar, die Frau sitzt im Knast, kommt wahrscheinlich so schnell nicht raus und könnte sogar in der Isolationshaft landen. Und jetzt stirbt auch noch die Oma, bei der sie aufgewachsen ist. Wir sind bestürzt und spenden eine Runde Mitleid.

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15 Kommentare

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  • Herr Rüttenauer, glauben Sie ernsthaft, jemand der das Recht auf Würde von Tschäpes Oma und auch Tschäpe selbst verneint, wäre besser als irgendein dahergelaufener Wald- und Wiesen-Nazi?

     

    Was dürfen wir als nächstes von Ihnen lesen? Sie begeben sich da auf ziemlich glattes Eis. "Wir" anständigen Menschen sagen "Wehret den Anfängen!" Dieser Artikel ist ein solcher Anfang.

  • "Oder haben Sie bisher gewusst, dass sie noch lebt?" Ja, das hat man eigentlich gewusst, da die Oma die wichtigste Bezugsperson im Leben von Zschäpe war. "Kein Recht zu trauern"? Puh, gut das dieses Recht nicht erst verliehen werden muß, daß hat man qua Natur...

  • Liebe Taz,

     

    Menschen entmenschlichen, weil sie einem nicht passen, das kennt man sonst eher von den Braunen.

     

    Währet den Anfängen.

  • Freud hätte diesen Text vielleicht als Ergebnis einer klassischen Effekt-Verschiebung angesehen. Das Lexikon weiß dazu: "Verschiebung dient der psychischen Ökonomie, indem Affektbeträge relativ frei von einem Inhalt zum anderen überwechseln können." Soll heißen: Geärgert hat sich Andreas Rüttenauer über seine KollegInnen vom Tagesspiegel und der Süddeutschen. Den "Affektbetrag" überträgt er allerdings. Auf eine Frau, mit der unmöglich Mitleid haben kann, wer nicht als Nazi-Kumpel gelten will. Warum? Tja, stand bereits geschrieben: Aus Gründen der Ökonomie. Profit muss nicht in Geld gemessen werden.

     

    Übrigens, Herr Rüttenauer: Die Rechten machen so was auch. Effekte verschieben, meine ich. Die bringen glatt neun völlig unbekannte Menschen um, die ihnen nie etwas getan haben, wenn sie sich drüber ärgern, dass sie nie eine Chance haben werden, in diesem Land, das vom Erfolg geradezu besessen ist, auch nur nen Blumentopf zu kriegen für etwas was sie tun.

  • Ich habe eine ganz banale Feststellung getroffen. Weit davon entfernt Frau Z auch nur die geringste Sympatie entgegen zu bringen, finde ich den Ton des TAZ Artikels unerträglich. Es geht ja eigentlich auch nicht um sie, sondern um die ebenfalls unerträgliche Berichterstattung über den NSU Prozess, der längst das Yellow Press Niveau unterschreitet. Nur, diesen Mist schreibt sie ja nicht selber. Also! Wohin zielt der Artikel? Wen trifft er? Und was hat die tote Oma da zu suchen? Was die NSU und der Sumpf darum herum unserem Land angetan hat, ist schlimm genug, die Berichterstattung ist jämmerlich und der letzte Satz des TAZ Artikels voll daneben!

    • 4G
      4932 (Profil gelöscht)
      @Christine Kiefer:

      Als leidenschaftlicher Taz-Verehrer möchte ich Ihnen gerne recht geben. Wenn dieser Artikel als Kommentar eingeordnet worden wäre, hätte ich mich gefreut. Inhaltlich ist ja alles richtig. Aber es nicht Berichterstattung.

  • Wem zum Tod eines Menschen nur freudig-sarkastische Bemerkungen einfallen, sollte mal überprüfen, ob mit der eigenen Gefühlswelt alles stimmt. Das Niveau hätte ich nur bei der "Bild" erwartet.

  • Was für ein Geschreibsel!

    Die Würde des Menschen ist unantastbar!

    Das bedeutet auch, dass eine des Mordes Angeklagte das Recht hat, um ihre Oma zu trauern. Darüber zu spotten, gehört sich schlicht und einfach nicht.

  • Was für ein Geschreibsel!

    Die Würde des Menschen ist unantastbar!

    Das bedeutet auch, dass eine des Mordes Angeklagte das Recht hat, um ihre Oma zu trauern und dass sie deswegen keinem Spott auszusetzen ist.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Christine Kiefer:

      Wen interessiert bitte, ob Tschäpes Oma stirbt? Oder haben Sie bisher gewusst, dass sie noch lebt? Natürlich hat Tschäpe auch kein Recht, um ihre Oma zu trauern. Denn weder existiert ein solches, noch würde es irgendwer brauchen, der trauert. Aber diese braune Trulla derart zu hofieren, ja sie geradezu (von wegen Haaren und Stimme) zu erotisieren und sie jetzt noch zu bemittleiden, weil ihre wahrscheinlich alte Oma verblichen ist, verdient es sehr wohl, journalistische Häme über jene auszuschütten, die Tschäpe zu einer Person der öffentlichen Anteilnahme machen.

      • 5G
        571 (Profil gelöscht)
        @849 (Profil gelöscht):

        Sie könnten sich trotz allem um die richtige Schreibweise des Namens der "braunen Trulla" bemühen.

        Es sei denn, es liegt eine LRS vor...

      • @849 (Profil gelöscht):

        Schade nur, dass dieser Artikel keine journalistische Häme über jene ausschüttet, die Tschäpe zu einer Person der öffentlichen Anteilnahme machen, sondern stattdessen

        a) sich über den Tod eines ansonsten unbeteiligten Menschen lustig macht.

        b) sich über die Idee lustig macht, das auch böse Menschen trauern könnten.

         

        Beides ist würde- und respektlos.

        • @kleinalex:

          Offenkundig haben Sie den Artikel an keiner Stelle auch nur ansatzweise verstanden. Es geht nämlich in dem Artikel an keiner Stelle um den Tod der Großmutter der mutmaßlichen Nazi-Terroristin noch geht es um die Trauer der mutmaßlichen Mörderin.

          Insofern gult wohl. Nomen est omen.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Christine Kiefer:

      Ist sie denn schon des Mordes angeklagt worden?

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Nein!

    Dann lieber gar nichts schreiben, als dem Sarkasmus freien Lauf zu lassen.