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Berichte über Tote bei Freitagsgebet in Algier

Algier (ap/taz) — Die Spannungen zwischen radikalen Moslems und dem in Algerien regierenden Militär haben sich am Freitag, dem moslemischen Wochenfeiertag, in Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften entladen. Der Radiosender France Inter berichtete unter Berufung auf Quellen in Algier, vor der Moschee Es-Sunna habe es bei Auseinandersetzungen mit der Polizei Tote gegeben. Tausende von Menschen hätten zu dieser Moschee durchdringen wollen. Die Polizei sei mit Schüssen und Tränengas gegen die Menge vorgegangen. In Es-Sunna hatten die Militärs am Donnerstag zwangsweise einen regierungstreuen Imam anstelle des FIS-Abgeordneten Abdelkader Moghni eingesetzt. Augenzeugen berichteten, die Polizei habe Scheich Jasid, einen religiösen Führer der Fundamentalisten, beim Verlassen des Gotteshauses festgenommen. In anderen Berichten hieß es, Soldaten und Polizei hätten mit Warnschüssen eine große Menschenmenge zerstreut, die auf dem Weg zu einer Moschee im Universitätsviertel gewesen sei. Die „Islamische Heilsfront“ FIS hatte in der Nacht zu Freitag — wie schon in der Woche zuvor — zu Besonnenheit und Geduld aufgerufen.

Im Zuge ihres Vorgehens gegen radikale Moslems hatten die algerischen Sicherheitskräfte am Freitag Moscheen in den fundamentalistischen Hochburgen Algiers und anderer algerischer Städte weiträumig abgeriegelt. In allen Straßen, die zu der El-Sunna-Moschee und der Kuba- Moschee in zwei Vororten der algerischen Hauptstadt führten, patrouillierten schwer bewaffnete Soldaten und kontrollierten Gläubige, die in den Gotteshäusern dem Freitagsgebet beiwohnen wollten. Durchgelassen wurden nur Personen, die in dem Bezirk wohnen. In Seitenstraßen waren gepanzerte Fahrzeuge mit Maschinengewehren aufgezogen.

In der nordalgerischen Stadt Constantine, wo am Freitag drei zur FIS gehörende Imame vor dem Untersuchungsrichter standen, vertrieb die Polizei Demonstranten mit Tränengas. Am Donnerstag hatte der Gouverneur von Algier alle Versammlungen im Gebiet der Hauptstadt verboten.

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