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Bericht zu Konfliktrohstoff PhosphatRaubbau in besetzter Sahara

Marokko weitet die Ausbeutung der Phosphatvorkommen in den Westsahara-Gebieten noch weiter aus. Aber auch eine Gegenkampagne zeigt Wirkung.

Die Boukraa-Phosphatmine in der westlichen Sahara Foto: ISS/Bridgeman Images

Madrid taz | Für Marokko ist die Besetzung der ehemaligen spanischen Kolonie Westsahara ein gutes und vor allem wachsendes Geschäft. Das zeigt der aktuelle Bericht „P for Plunder“ – auf Deutsch „P für Plünderung“ – der NGO West Sahara Resource Watch (WRSW). Im Fokus: die Ausbeutung der Phosphatminen zwischen ­Bucraa und El Aaiún im seit 1975 besetzten Gebiet an der Nordwestküste Afrikas direkt gegenüber den Kanarischen Inseln durch das marokkanische Staatsunternehmen Office Chérifien des Phosphates SA (OCP).

Für die Vereinten Nationen gilt die Ausbeutung von Bodenschätzen in der Westsahara als Verstoß gegen internationales Recht. Die lokale Bevölkerung hat weder zugestimmt, noch ist sie an den Gewinnen beteiligt. Zudem verhindert Marokko auch wegen dieses Geschäftes bis heute eine 1990 unter UN-Aufsicht mit der Befreiungsbewegung Polisario vereinbarte Volksabstimmung über die Zukunft des Landstrichs.

2021 hätten 26 Schiffe insgesamt 1,4 Millionen Tonnen Phosphatgestein illegalerweise abtransportiert, schreiben die AutorInnen. In den beiden Jahren davor waren es jeweils 1 Million Tonnen. Die Steigerung geht auf einen neuen Abnehmer zurück: 27 Prozent der exportierten Menge landete beim Konzern Innophos in Mexiko. Da sich zugleich die Phosphatpreise verdoppelten, würden „die illegalen Exporte zunehmend lukrativer“, so der Bericht. Der Wert des 2021 verkauften Gesteins lag bei 349 Millionen US-Dollar, das ist gut doppelt so viel wie 2020. Großabnehmer sind neben Mexiko Indien, China, Neuseeland und die USA.

So geht das Gestein an Tochtergesellschaften des marokkanischen Phosphatunternehmens in Irland und Indien. Daneben beliefert Marokko aber auch die großen Düngemittelhersteller, etwa die neuseeländischen Konzerne Ballance Agri-Nutrients und Ravensdown oder die Eurochem Group, die in Russland, der Schweiz und Estland beheimatet ist. WSRW verdächtigt auch die japanische Itochu Corp, 2021 12.000 Tonnen Phosphatgestein gekauft zu haben.

Die Transportschiffe fahren meist unter Billigflaggen, einige Frachter kamen nach Angaben der NGO aber auch aus den USA und selbst aus Deutschland. Bei der Arbeit in den Minen werde unter anderem Ausrüstung von Siemens, Caterpillar oder ThyssenKrupp genutzt, sodass auch diese Unternehmen an dem Raubbau mitverdienten.

Eine Million Tonnen Düngemittel jährlich

Bisher verkauft Marokko nur den Rohstoff. Um mehr Gewinn zu erzielen, ist in Bucraa nun eine Aufbereitungsanlage für 2 Milliarden US-Dollar geplant. Sie soll jährlich eine Million Tonnen Düngemittel produzieren.

Mit der Kampagne gegen die Plünderung der Phosphatvorkommen in der Westsahara hat WRSW bereits erste Erfolge erzielt: Verschiedene Fonds zogen ihre Investitionen aus Firmen ab, die Gestein aus den Minen abnehmen. „Unternehmen, die Phosphat aus der Westsahara kaufen, unterstützen in Wirklichkeit die Präsenz Marokkos auf dem Territorium, da […] davon ausgegangen werden muss, dass die Einnahmen aus dem Betrieb größtenteils an den marokkanischen Staat fließen“, begründet etwa der Ethikrat des Pensionsfonds der norwegischen Regierung, warum er seit 2015 keine Aktien beteiligter Unternehmen aufnimmt.

Und der staatliche schwedische Pensionsfonds AP-Fonden schloss Phosphatunternehmen, die mit Marokko handeln, aus dem Portfolio mit der Begründung aus, „die Westsahara ist seit 1975 unter marokkanischer Besatzung und steht auf der Liste der nicht selbstverwalteten Gebiete der Vereinten Nationen, die entkolonialisiert werden sollten“.

Dieser Druck auf die Geldgeber zeigt Wirkung. „Die gute Nachricht für das Jahr ist, dass das chinesische Unternehmen China Molybdenum seinen Investoren versprochen hat, keine erneuten Importe in seine Tochtergesellschaft in Brasilien vorzunehmen“, heißt es im WSRW-Bericht. Und in Neuseeland erforsche Ravensdown „Wege, um Westsahara-Felsen zu vermeiden“.

Dennoch gibt es neben dem Import von Innophos nach Mexiko weitere Beispiele in die genau entgegengesetzte Richtung. Für Ballance Agri-Nutrients aus Neuseeland verzeichnet „P wie Plünderung“ den „höchsten jährlichen Kauf seit Beginn der täglichen Überwachung durch WSRW im Jahr 2011“.

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1 Kommentar

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  • Solange es nach den gängigen ökonomischen Erfolgskriterien billiger ist auf solche endlichen (linearen) Quellen zurückzugreifen, wird es auch weiter praktiziert. Und beteiligte Unternehmen werden einen Weg finden, durch Umladen oder Umetikettieren diese Ware überall anzubieten. Der Hunger in der Welt ist ein gutes Argument für dieses Vorgehen.



    Kreislaufwirtschaft ist einfach "zu teuer"...........