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vorlaufBeratungswüste

Diagnose Brustkrebs,

19.20 Uhr, 3Sat

19.000 Todesfälle und 50.000 Neuerkrankungen gibt es pro Jahr: Brustkrebs ist nicht nur gefährlich, sondern auch schwer diagnostizierbar. Über die mangelnde Vorsorge und Diagnostik in deutschen Praxen hat Jobst Thomas diesen sensiblen, teilweise beängstigenden Film gemacht. Betroffene Patientinnen erzählen von ihren skandalösen Erfahrungen mit der Krebsbehandlung. „Ich dachte, Deutschland wäre weit vorne“, sagt eine Patientin ernüchtert, „aber ich habe dann gemerkt: In Bezug auf Brustkrebs ist es ein Entwicklungsland.“

80 Prozent der Frauen ertasten ihren Knoten in der Brust selbst, obwohl die meisten von ihnen regelmäßig zur Früherkennung gehen. Und ob dann die richtige Diagnose gestellt wird, hängt von den Untersuchungsgeräten und der Mammografie-Fähigkeit der behandelnden ÄrztInnen ab. Nachbarländer sind da schon weiter: In den Niederlanden etwa fahren so genannte Mammamobile durch die Städte, in denen Frauen an den neuesten Geräten und unter der Obhut von Fachleuten regelmäßig Vorsorge betreiben können. Seitdem ist die Krebsrate im fortgeschrittenen Stadium bis zu 30 Prozent gesunken. In Deutschland wird Frauen viel zu selten die Möglichkeit angeboten, zu erlernen, wie man die einfachste Art der Früherkennung, das Brustabtasten, richtig durchführt. Laut Autor versagen in diesem wichtigen Stadium sogar viele ÄrztInnen. Ihre Brust sei so klein, bekam eine betroffene Frau zu hören, da könne man eventuelle Knoten leicht selbst ertasten und brauche keine Mammografie. Eine schwerwiegende Fehleinschätzung. Natürlich gehört die psychologische Betreuung ebenfalls zu den Behandlungsmethoden, und auch da stellt der Autor Mängel fest. Wie die ÄrztInnen mit den oft stark verunsicherten Patientinnen umgehen, was sie ihnen raten und wie die Familie betreut wird, ist oft Glückssache. Ein Film, der versucht, Frauen und am Thema Interessierte vorsichtig mit der oft erschreckenden Realität vertraut zu machen, ohne eine allzugroße Panik zu verbreiten. JZ

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