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Benno ist weg

■ Gestern nachmittag wurde HSV-Trainer Benno Möhlmann entlassen

Das Nachmittagstraining durfte Benno Möhlmann noch leiten, dann war für den 41jährigen Schicht beim HSV. Der neue Präsident Uwe Seeler und der auf der Jahreshauptversammlung scheidende Schatzmeister Gerhard Flomm überbrachten dem erfolglosen Coach persönlich die Nachricht, daß er mit sofortiger Wirkung entlassen sei. Als Nachfolger wurde Felix Magath bestimmt, Möhlmanns illoyaler Assistent. Schon vor einigen Tagen hatte der passionierte Schachspieler erklärt, bereit zu stehen, wenn sein Chef gehen müsse.

„Ich habe die Gefahr erkannt, daß es, wenn es so weitergegangen wäre, in einem Jahr keinen Erstliga-Fußball mehr beim HSV gegeben hätte“, erklärte Seeler sein rasches Handeln gleich am ersten Tag seiner Präsidentschaft, um sich danach mitfühlend zu zeigen. Schon lange habe auch er Möhlmanns Situation als „unmenschlich“ empfunden, der schon seit längerem von der Hamburger Boulevardpresse meist unter der Gürtellinie attackiert worden war. Vor allem Seelers tägliche Presseschau, die Bild-“Zeitung“ – man kommt einfach nicht um dieses dünne Blättchen herum, wenn es um die Machenschaften beim HSV geht –, hatte sich auf Möhlmann eingeschossen, der in diesem Jahr mit seiner Mannschaft nur drei von sechsundzwanzig Bundesligaspielen gewinnen konnte. „Wir haben die Situation besprochen und sind zu dem Entschluß gekommen, uns zu trennen“, gab sich Möhlmann betont sachlich. Er empfinde gar nichts und wolle erst einmal ausschlafen.

Über drei Jahre hatte sich der ehemalige Profi des HSV und von Werder Bremen als Cheftrainer gehalten. Seine Bilanz ist jedoch niederschmetternd: Es reichte in dieser Zeit nur zu einem elften, zwölften und dreizehnten Platz in der Bundesliga. Dabei hatte der in Bremen lebende als Ziel immer wieder die Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb angepeilt und als realistisches Ansinnen verkaufen wollen. Es wurde nichts, nun ist Magath dran – vorerst.

Dessen unsolidarisches Verhalten wird sich für den als Bundesliga-Manager vielfach gescheiterten Brillenträger jedoch nicht auszahlen. Der Torschütze des einzigen Tores beim Europapokalsieg 1983 und seit zwei Jahren Co-Trainer beim HSV ist nur Verantwortlicher auf Zeit. „Felix Magath wird nur eine Übergangslösung sein, denn ich möchte nicht Hals über Kopf schon jetzt langfristig entscheiden. Dafür brauche ich den Kopf frei. Das ist im Moment nicht der Fall“, äußerte auch Seeler Zweifel an der Befähigung Magaths. cleg/dpa

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