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Belohnung für NeuwagenkäuferHer mit der Abwrackprämie!

Ab sofort können Neuwagenkäufer, die ein Altfahrzeug verschrotten, 2.500 Euro Abwrackprämie beantragen. Die taz zeigt, was zu beachten ist und ob Missbrauch droht.

Nix wie weg mit den alten Karren! Bild: dpa

Bislang konnte die Abwrackprämie noch gar nicht beantragt werden - aber bei der Kundschaft stieß sie schon auf großes Interesse. Autohändler, Autohersteller und Autohandels-Internetportale jedenfalls melden eine deutlich angestiegene Nachfrage nach Neufahrzeugen in den letzten Tagen. Wichtige Fragen zur Abwrackprämie beantwortet die taz hier:

Wer bekommt die Prämie?

Die staatliche Abwrackprämie in Höhe von 2.500 Euro bekommen private Fahrzeughalter, die einen mindestens neun Jahre alten Pkw verschrotten lassen und sich einen Neu- oder Jahreswagen kaufen und zulassen. Das Altfahrzeug muss zuletzt mindestens ein Jahr auf den Antragsteller zugelassen gewesen sein.

Wann und wie lange gibt es die Abwrackprämie?

Stichtag für das Inkrafttreten der Abwrackprämienregelung ist der 14. Januar 2009, sie endet am 31. Dezember 2009. Ab heute, dem Tag der geplanten Entscheidung des Bundeskabinetts über die Prämie, können die Interessenten entsprechende Antragsunterlagen beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) herunterladen. Das Amt bearbeitet und bescheidet die Anträge.

Welche Unterlagen sind nötig?

Wichtigstes Dokument ist der Verschrottungsnachweis eines staatlich anerkannten Demontagebetriebes; dieser muss zusätzlich bestätigen, dass die Restkarosse des Fahrzeugs geschreddert wurde. Beizufügen sind zudem Kopien von Fahrzeugbrief und -schein des Alt- und Neuwagens sowie eine Kopie der Rechnung über den Erwerb des Neufahrzeugs. Die Formalitäten kann auch der Autohändler übernehmen.

Kann man leer ausgehen?

Ja. Denn es gilt das sogenannte Windhundverfahren. Das bedeutet: Die Bundesregierung stellt insgesamt 1,5 Milliarden Euro für die Prämie zur Verfügung. Die Verteilung der Mittel richtet sich nach der Reihenfolge der Antragseingänge - bis das Geld alle ist.

Was bewirkt die Prämie?

Die Prämie führt dazu, dass die Autokonzerne ihre Fahrzeughalden abbauen können. Einen ökologischen Effekt gibt es nicht, denn die Prämie kriegen Käufer aller Neufahrzeuge, unabhängig vom Verbrauch.

Gibt es Mitnahmeeffekte?

Ja. Alle, die ohnehin ein altes Auto abschaffen und sich ein neues zulegen wollten, werden die Prämie dankend einkassieren.

Können Autokäufer wegen der Prämie auch verlieren?

Ja - wenn sie auf günstige Gebrauchtwagen angewiesen sind. Denn viele Fahrzeuge bis zu einem Wert von 2.500 Euro dürften künftig verschrottet statt verkauft werden. Das verknappt das Angebot günstiger Autos und dürfte damit zu steigenden Preisen führen. Zudem könnte es grundsätzlich schwierig werden, überhaupt Fahrzeuge unter 2.500 Euro zu bekommen, da deren Besitzer ja die Abwrackprämie einstreichen könnten - sofern sie sich einen Neuwagen leisten können.

Ist Missbrauch denkbar?

Ja. Wenn sich Autohändler und Autokäufer einig sind, sind Geschäfte über einen Strohmann denkbar - indem etwa ein Altwagenbesitzer sich nur pro forma und für kurze Zeit einen Neuwagen zulegt, um die Prämie zu kassieren. Dies rein privat zu versuchen, dürfte sich jedoch nicht lohnen, da der Wertverlust des weiterzuverkaufenden Neuwagens höher ist als das, was die Abwrackprämie einbringt. Kriminalexperten halten solche Formen privater Mogeleien ohnehin nicht für das große Problem. Sie fürchten eher, dass die organisierte Kriminalität zuschlägt - und etwa mit Hilfe von Scheinfirmen und gefälschten Dokumenten Abwrackprämien im großen Stil kassiert.

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2 Kommentare

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  • S
    SozialstaatAmEnde

    Durch die sogenannte Abwrackprämie werden Wirtschaftsgüter, die bei guter Pflege durchaus auch nach 10 Jahren noch fahrtüchtig sind und einen Marktwert von einigen Hundert bis Tausend Euro besitzen, vernichtet. Es werden schlicht Ressourchen vernichtet.

     

    Dies geht auf Kosten all derer, die sich schlicht und ergreifend keinen Neuwagen leisten können oder wollen. Man denke an Studenten, ArbeitslosengeldII-Bezieher und mittlerweile ziemlich viele in unserer Mitte, die eine Job nachgehen, aber mit Sicherheit nicht das Geld auf der hohen Kante liegen haben, um sich einen Neuwagen zu kaufen - auch wenn er am Ende nur 5000,00 Euro kostet.

     

    Die Abwrackprämie wird auf kurz oder lang dazu führen, dass Gebrauchtwagen unter 2500 Euro zukünftig nicht mehr zu haben sein werden.

    Auch wenn diese Prämie befristet ist, es ist damit ganz klar eine Richtung vorgegeben, die die Ober- und Mittelschicht fördert und alle anderen diskriminiert.

     

    Wann begreift diese Regierung endlich, dass solche Vorhaben den Hass schüren und die Abwärtsspirale sich immer weiter dreht.

     

    Natürlich soll dahinter ein Instrument der Wirtschaftsförderung stecken. Es stehen Arbeitsplätze in Aussicht, die dafür entstehen. Wieso muss die Regierung dazu aber Güter vernichten? Wieso bekommt nicht jeder, der ein Hybridauto oder ein sonstiges besonders Umweltfreundliches Auto kauft die 2500 Euro? Wieso müssen dazu Güter zerstört werden?

    Das Märchen, dass die alten Autos Dreckschleudern seien, zählt hier bei mir wirklich nicht. Die meisten alten Autos über 10 Jahren, die auf Deutschlands Straßen herumfahren, sind Klein- bzw. Kleinstwägen, die wenig Sprit verbrauchen und auf die die Menschen angewiesen sind.

    Ganz zu schweigen vom Fahrstil, der nach meinen Alltagsbeobachtungen bei Bmw, Mercedes und Co. deutlich aggressiver und schneller und somit mit mehr CO2-Ausstoß einher geht.

     

    Denkt mal drüber nach...

  • M
    Martin

    Wirklich jeder Neuwagen?

    Manchmal ist von einer Grenze von 160g CO2 zu lesen.

     

    Weiteres Problem: Man benötigt die Neuwagenrechnung für den Antrag. Somit ist folgendes denkbar. Ich bestelle einen Neuwagen, z.B. den Polo Bluemotion, der eine recht lange Wartezeit hat. Durch die Krise, Zuliefererpleiten oder sonst was verzögert sich die Produktion/Lieferung. Das Auto kommt nach 5 Monaten und der Prämientopf ist schon leer.

     

    Alerdings ist davon auszugehen, daß die Regierung den Topf rechtzeitig auffüllen würde.