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Belgien Jagd auf die Terroristen ist noch nicht vorbei. Festnahmen auch in Frankreich und DeutschlandRazzien und Indizien

aus Brüssel Eric Bonse

Offiziell herrschte am Freitag noch Staatstrauer in Brüssel. Vor der Börse, dem zentralen Gedenkplatz für die Opfer der Terrorakte vom vergangenen Dienstag, spielte die städtische Philharmonie Beethovens „Ode an die Freude“.

Doch wenige Kilometer entfernt, im Stadtteil Schaerbeek, herrschten Angst und Schrecken. Mehrere Explosionen erschütterten das Viertel, in dem die Terroristen offenbar ihre Bomben gebaut und versteckt hatten. Vermummte Einsatzkräfte hätten einen Mann „neutralisiert“, meldete die Nachrichtenagentur Belga am Nachmittag. Auch am Tag drei nach dem schlimmsten Attentat der belgischen Geschichte kam Brüssel somit nicht zur Ruhe. Schon in der Nacht hatte die Polizei mehrere Stadtviertel durchkämmt und sechs Verdächtige festgenommen, drei direkt vor dem Justizpalast im Stadtzentrum.

Einer der Festgenommen könnte der fieberhaft gesuchte „dritte Mann“ vom Flughafen Zaventem sein, meldete die Tageszeitung Le Soir. Auf einem Fahndungsfoto war er mit Hut neben zwei weiteren Männern zu sehen, die sich offenbar in die Luft gesprengt haben.

Immer mehr Indizien weisen darauf hin, dass die Angriffe auf Brüssel und Paris, zu denen sich die Terrorgruppe Islamischer Staat bekannt hat, eng zusammenhängen. So wurde in beiden Städten derselbe Sprengstoff verwendet. Zudem wird neben Abdeslam noch ein weiterer IS-Anhänger, Najim Laachraoui, verdächtigt, an beiden Anschlägen beteiligt gewesen sein. Laachraoui galt als Sprengstoffexperte und soll sich am Flughafen Brüssel in die Luft gesprengt haben.

Fest steht, dass die Attentate von Paris in Brüssel vorbereitet wurden. Die neuen Erkenntnisse weisen nun darauf hin, dass beide Attentate auch weitgehend von derselben Terrorzelle durchgeführt wurden – sie könnte allerdings wesentlich größer sein als bisher vermutet.

Die neuen Erkenntnisse weisen darauf hin, dass die Atten­tate von Brüssel und Paris von derselben Terrorzelle durch­geführt wurden

Darauf weisen auch die Hausdurchsuchungen hin, die die französische Polizei in der Nacht zu Freitag im Pariser Vorort Argenteuil vornahm. Bei der Razzia wurde ein Verdächtiger festgenommen. Innenminister Bernard Cazeneuve sagte, der Mann habe ein Attentat geplant.

Auch in Düsseldorf wurde ein Verdächtiger festgenommen. Er soll wie der Brüsseler U-Bahn-Attentäter Ibrahim El Bakraoui im Sommer 2015 von den türkischen Behörden im Grenzgebiet zwischen der Türkei und Syrien aufgegriffen worden sein. Die Türkei hatte El Bakraoui in die Niederlande abgeschoben. Der Mann war in Belgien bereits 2010 zu zehn Jahren Haft verurteilt worden – allerdings wegen eines Raubüberfalls, nicht wegen Terrorismus. Nun fragt sich ganz Belgien, wieso er vorzeitig aus der Haft kam und auch nach der Ausweisung aus der Türkei nicht festgesetzt wurde.

Die Behörden hätten „schwere Fehler“ begangen, titelte die Zeitung Le Soir am Freitag. Innenminister Jan Jambon und Justizminister Koen Geens hatten am Mittwoch ihren Rücktritt angeboten; Premier Charles Michel lehnte aber ab. Doch sobald sich die Lage beruhigt, dürften beide ausgetauscht werden.

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