piwik no script img

Beirutis mußten wieder in die Keller

■ Flächendeckender Beschuß auf beide Teile der libanesischen Hauptstadt / Neuer Waffenstillstandsappell der Arabischen Liga ungehört / Pressebüros unter gezieltem Beschuß

Beirut (dpa) - In der libanesischen Hauptstadt gingen nach dem blutigsten Wochenende der letzten Zeit am Montag die Kämpfe mit unverminderter Heftigkeit weiter. Beide Teile Beiruts sowie das Berggebiet nordöstlich der Hauptstadt standen bereits in den frühen Morgenstunden unter flächendeckendem Artilleriebeschuß. Auch ein neuer Appell an die Konfliktparteien seitens der Arabischen Liga, die vor zehn Tagen einen Waffenstillstand ausgerufen hatte, blieb ungehört. Die Polizei sprach von bislang 28 Toten und rund 100 Verletzten seit der Wiederaufnahme der Kämpfe.

Nach Angaben der Polizei waren die Büros der libanesischen und internationalen Presse bevorzugtes Ziel von Angriffen mit schwerkalibrigen Granaten und Schrapnellen. Mehrere schwere Geschosse schlugen beim Gebäude der Tageszeitungen 'As Safir‘ und 'An Nahar‘ ein. Auch die Büros der Nachrichtenagenturen 'Reuter‘, 'Deutsche Presse Agentur‘, 'Tanjug‘, 'EFE‘ (Spanien) und 'Irna‘ (Iran) sowie des Fernsehsenders World Wide Television und der Zeitung 'Washington Post‘ wurden getroffen. Verletzt wurde niemand, doch konnten die Korrespondenten zeitweise nur hinter Sandsäcken verschanzt ihre Arbeit tun. Bereits am Sonntag waren im gleichen Stadtviertel Westbeiruts zahlreiche Feuer ausgebrochen, nachdem 15 Busse in Brand geschossen worden waren, die nahe der Amerikanischen Universität geparkt worden waren. Auch das Informationsministerium und die Tageszeitung 'An Nahar‘ waren bereits am Sonntag mehrfach getroffen worden. Der syrische Verteidigungsminister Mustafa Tlass sagte am Sonntag beim Besuch syrischer Einheiten im Libanon, Syrien werde den Libanon weiterhin mit allem versorgen, was das Land „zur Erhaltung seines arabischen Charakters“ brauche. Er beschuldigte den irakischen Präsidenten Hussein, er schüre den anti-syrischen Kampf des General Aouns durch massive Waffen- und Expertenhilfe.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen