: Beim Transfer herrscht Stillstand
Alles sollte schneller werden, in der neuen Forschungspolitik von Bundesministerin Dorothee Bär. Raketengleich sollten die Innovationen nur so aufpoppen, um das Land dynamisch aus der Wirtschaftskrise zu führen. Beim Transfer von Forschungsergebnissen in die Wirtschaft wie auch in die Gesellschaft, wo sie dann zu neuen Produkten oder sozialen Innovationen führen, kann davon aber nicht die Rede sein. Seit einem Jahr herrscht bei der Neugestaltung des Technologie- und Wissenstransfers auf Bundesebene nämlich Stillstand, wie sich auch am Mittwoch, den 3. Dezember, bei einer Expertenanhörung im Bundestag zeigte.
Das Kind, das im November letzten Jahres politisch in den Brunnen fiel, hat einen Namen: DATI. Die „Deutsche Agentur für Transfer und Innovation“ war ein Rennomierprojekt der Ampelkoalition, mit dessen Hilfe bundesweit regionale Innovations-Ökosysteme entstehen sollten, in der Wissenschaft und Wirtschaft auf neue Weise verbunden wurden. Pech nur, dass an dem Tag, an dem Scholz-Regierung das DATI-Konzept verabschiedete, die Koalition am Abend auseinanderbrach.
Das Merz-Kabinett versucht es nun in einem neuen Anlauf mit einer „Initiative Forschung und Anwendung“, für die es seit Mai aber keinerlei Aktivitäten des zuständigen Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) gab. Wie jetzt Staatssekretär Matthias Hauer im Forschungsausschuss mitteilte, soll es im ersten Quartal 2026, Ende März, einen Entwurf seines Hauses für einen „Transferbooster“ geben.
Dabei verdeutlichten die fünf Sachverständigen im Ausschuss, wie dringend ein schlagkräftiger Transfer mit neuen Instrumenten gebraucht wird. Es gebe in diesem Bereich insgesamt 63 Fördermaßnahmen des Bundes mit einem Volumen von 1,3 Milliarden Euro, sagte die Vertreterin des Stifterverbandes, Andrea Frank. Dies sei unübersichtlich und unpraktikabel.
Für die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) unterstrich Karim Khakzar, Präsident der Hochschule Fulda, das Anliegen, die vielfältige Transferaktivität dieser Hochschulgruppe besser zu unterstützen. Derzeit gebe es vom Bund nur 70 Millionen Euro für zwei Fachhochschulprogramme.
Es sei zudem falsch, ergänzte Andreas Zaby von der Leipziger Innovationsagentur Sprind, „für den Transfer mehr Geld in bestehende Strukturen zu geben, sondern wir brauchen neue Strukturen“. Er machte auch den Vorschlag, die neue Transfer-Agentur zunächst als Tochtergesellschaft aufzubauen, weil dies schneller gehe. Der Vorteil von Sprind sei, dass die Agentur durch ein eigenes „Freiheitsgesetz“ ohne größere bürokratische Restriktionen arbeiten könne. Manfred Ronzheimer
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