Bayern schlägt Arsenal: Tonis Traumtor
Die Münchner hatten anfangs größe Mühe mit Arsenal. Nach einer Roten Karte für den Londoner Torwart Szczesny fanden die Bayern besser ins Spiel.
LONDON/MAILAND dpa | Mit einem starken Manuel Neuer und Toni Kroos als besten Mann auf dem Platz hat der FC Bayern München wieder einen Champions-League-Erfolg in London gefeiert. Neun Monate nach dem Titelgewinn gewann der Triple-Sieger am Mittwochabend in einem spektakulären Achtelfinal-Hinspiel beim FC Arsenal in Überzahl mit 2:0 (0:0). „Wir wollten ein gutes Ergebnis. Das zweite Tor war sehr wichtig“ erklärte Toni Kroos, der mit 172 Ballkontakten auffälligster Münchner Spieler war.
Kroos (54. Minute) mit einem sehenswerten 18-Meter-Schuss und der eingewechselte Thomas Müller (88.) per Kopf erzielten die Tore zum am Ende ungefährdeten Sieg. Damit verschaffte sich der anfangs wankende Klub-Weltmeister eine ideale Ausgangsposition für die entscheidende zweite Partie am 11. März in München. „Wir werden weiter viel über den Kopf arbeiten müssen“, betonte aber Bayern-Coach Pep Guardiola.
Nach je einem vergebenen Foulelfmeter und dem Platzverweis für Arsenal-Schlussmann Wojciech Szczesny spielten die Bayern vor 59.911 Zuschauern ihre Überzahl in der zweiten Hälfte aus. Genau ein Jahr nach dem 3:1-Achtelfinalsieg an gleicher Stätte traf der starke Kroos wieder gegen den FC Arsenal – Champions-League-Treffer Nummer sechs für den gebürtigen Greifswalder.
Arjen Robben und Mario Götze hätten das Ergebnis beim siebenten Auswärtssieg in der Königsklasse nacheinander noch ausbauen können. Kroos traf in der Nachspielzeit auch noch den Pfosten. „Das ist eine sehr gute Ausgangslage, aber wir sind gewarnt vom vergangenen Jahr“, erklärte Kapitän Philipp Lahm mit Hinweis auf die 0:2-Rückspielniederlage 2013.
Am Anfang waren die Münchner, die ohne Franck Ribery antreten mussten, vom Höllentempo und vom Mut der Gastgeber im Emirates Stadium noch überrascht worden. Doch ein überragender Manuel Neuer hielt die Münchner im Spiel. Erst parierte der neue Torwart-Titan gegen Arsenal-Stürmer Yaya Sanogo erstklassig (7.), dann verhinderte er im Elfmeter-Duell gegen seinen ehemaligen Schalker Mitschüler Mesut Özil eiskalt den Rückstand.
Neuer hält Özils Elfer
Der knapp im Abseits stehende Özil bekam vom italienischen Referee Nicola Rizzoli nach Attacke seines Nationalmannschafts-Kollegen Jérome Boateng den Foulstrafstoß. Doch die Ausführung war schwach – Neuer parierte fast problemlos (8.). „Ich hatte für Mesut nicht so eine gutes Gefühl, denn Manuel Neuer kennt seine Art zu schießen bestens“, äußerte Bundestrainer Joachim Löw als Stadionbesucher.
„Wir brauchen die beste Leistung gegen den bisher besten Gegner“ hatte Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer noch gewarnt. Doch nach den sportlichen Spaziergängen in den vergangenen Wochen fiel dem Champions-League-Titelverteidiger das Umschalten lange Zeit schwer. Die Defensivabteilung mit Lahm wieder als Rechtsverteidiger und Javi Martinez in der Mittelfeldzentrale wirkte zunächst unsicher.
So musste Neuer noch einmal gegen den schnellen Alex Oxlade-Chamberlain klären (23.). „Die Bayer waren sicher etwas überrascht. In den vergangenen Monaten waren sie nicht so gefordert und mussten an die Grenzen gehen“, urteilte Löw im TV-Sender Sky. Später rückte Lahm wieder auf die Sechser-Position, Rafinha kam für den gelb-rot gefährdeten Boateng – mit positiver Wirkung: Lahm bereitete beide Bayern-Treffer vor.
Wesentlich beeinflusst wurde das „unglaublich intensive Spiel“ (Löw) durch einen Bayern-Angriff in der 37. Minute: Nach Traumpass von Kroos holte Szczesny den schnell schaltenden Robben von den Beinen. Der Pole musste wegen der Notbremse mit Rot vom Platz, David Alaba schoss den Ball aber vom Elfmeterpunkt nur an den Außenpfosten (39.).
Özil taucht ab
Bayerns erster Elfmeterschütze Thomas Müller saß zunächst nur auf der Bank. Arsenal-Coach Arsène Wenger holte Santi Cazola für Ersatztorhüter Lukasz Fabianski vom Platz – in Überzahl wurde die Aufgabe für den deutschen Rekordmeister leichter. Özil tauchte im Duell der deutschen Nationalspieler nach seinem verschossenen Elfmeter immer mehr ab, Lukas Podolski sah die Niederlage seiner „Gunners“ nur von der Bank aus.
Die Rote Karte für Arsenal-Keeper Szczesny hat die Debatte über die mehrfache Bestrafung nach einer sogenannten Notbremse im Fußball neu entfacht. „Diese Regel sollte man mal überdenken“, forderte Neuer. Auch Bayern-Präsident Uli Hoeneß würde die Strafstoßentscheidung ausreichen, damit sei eine Mannschaft schon genug gestraft. Arsenal-Coach Arsene Wenger beklagte ebenfalls die doppelte Bestrafung: „Mit dieser Entscheidung hat der Schiedsrichter das Spiel gekillt.“
Mit einer Regeländerung ist aber nicht so bald zu rechnen. Das zuständige International Football Association Board IFAB hat das Thema nicht auf seiner Tagesordnung für das jährliche Meeting am 1. März in Zürich. Eventuell wird das neu geschaffene Expertengremium des IFAB damit betraut, über die Regel zu beraten.
Atletico bezwingt den AC Mailand
Der neunmalige Europapokalsieger AC Mailand droht auch seine letzte Titelhoffnung der Saison frühzeitig zu verspielen. Trotz zunächst guter Torchancen verloren die Rossoneri das Achtelfinalhinspiel der Champions League gegen den spanischen Tabellenzweiten Atletico Madrid mit 0:1 (0:0) und stehen damit vor dem Rückspiel am 11. März vor dem Aus. Damit dürfte die Saison ohne Titelgewinn für die Italiener enden. Milan liegt in der Meisterschaft abgeschlagen auf Platz zehn und ist im Pokal bereits ausgeschieden.
Den Siegtreffer für Atletico erzielte Diego Costa in der 83. Minute. Vor 65.000 Zuschauern im Giuseppe-Meazza-Stadion zeigten die Italiener im ersten Europacupspiel unter der Regie ihres neuen Trainers Clarence Seedorf aber lange Zeit eines ihrer besseren Spiele. Speziell der frühere Weltfußballer Kaka überzeugte im Mittelfeld. Der Brasilianer war es auch, der mit einem Lattenschuss (14.) und einer weiteren Großchance (30.) die Führung im ersten Durchgang knapp verpasste. Außerdem traf Poli mit einem Kopfball den Pfosten (18.).
Die Madrilenen, bei denen der Ex-Wolfsburger Diego und Weltmeister David Villa über 90 Minuten auf der Bank saßen, blieben lange blass. In der Schlussphase schlug Torjäger Costa dann doch zu, als er nach einer Ecke den Ball aus kurzer Entfernung ins Tor köpfte. Damit hat sich nach dem FC Barcelona, der am Dienstag bei Manchester City 2:0 gewann, auch der zweite spanische Klub eine glänzende Ausgangsposition für das Rückspiel verschafft.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Verkehrsvorbild in den USA
Ein Tempolimit ist möglich, zeigt New York City
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich