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Bayern-SoapTheo gegen Franz

Der Bayrische Rundfunk dreht 200 Folgen der eigenen Daily Soap "Dahoam is Dahoam". So will er auch die Jugend anzusprechen.

Dahoam ist, wo ein Bier steht. Bild: dpa

MÜNCHEN taz Einen Dorfbrunnen gibt es und ein Kriegerdenkmal, eine barocke Kirche und ein Kosmetikstudio. Und, natürlich, einen Maibaum. Lansing ist ein normales bayerisches Dorf. Ein bayerisches Dorf, das allerdings nur als Kulisse existiert.

Schon im April hatte der Bayerische Rundfunk angekündigt, eine eigene Daily Soap zu produzieren. "Dahoam is Dahoam" heißt sie nun - und so weißblau wie der Titel soll auch die gesamte Serie werden. Vergeben wurde der Auftrag aber nicht an die schon dem Namen nach bayerischen Bavaria-Studios im Münchner Süden, sondern an die Anfang 2007 eigens gegründete Produktionsfirma "Polyscreen", hinter der das Studio Hamburg des NDR und Fred Kogels "Constantin Film" stehen.

Herauskommen soll, trotz der Hamburger Beteiligung, "eine richtig schöne, bayerische Geschichte", wie BR-Fernsehdirektor Gerhard Fuchs sagt. Das Pressefoto spricht schon einmal für sich: ein Stammtisch, Brezen, weißblaue Bandln.

Gedreht wird ab August in einer 15.000 Quadratmeter großen Papierfabrik bei Dachau, die mit viel Stahl und Holz zur Dorfkulisse umgebaut wird. Fünf je halbstündige Folgen pro Woche sollen gedreht werden. Und wie Fuchs gibt sich auch Fred Kogel begeistert: "Es ist eine Herzensangelegenheit", sagt er. Nebenbei ist die Herzensangelegenheit ein millionenschwerer Auftrag über 200 Folgen.

Vorbild für "Dahoam is Dahoam" soll nicht Schicki-Micki-Kitsch sein, sondern eher die augenzwinkernde Kultserie "Café Meineid" von Franz Xaver Bogner. Für den BR betreut die Serie die jüngst Grimme-prämierte Redaktionsleiterin Caren Toennissen ("Marienhof", "Türkisch für Anfänger"). Peter Rappen gibt den Pfarrer Ignaz Neuner, Heidrun Gärtner eine schwangere Tochter, und über allem liegt eine Erbschuld: Vor vielen Jahren sind der Kirchleitner Franz und der Brunner Theo in die Berge gegangen. Als nach einem Unwetter nur einer zurückkommt, beginnt eine lange Fehde zwischen ihren Familien.

Für den BR ist die Soap ein Baustein der Programmoffensive - ab September, wenn die Serie startet, wird auch darüber hinaus umgebaut. Dazu gibt es auch ein neues Senderlogo und eine 13-teilige fiktionale Rathausserie von Franz Xaver Bogner. Hintergrund der Bemühungen ist die Erkenntnis, dass man zunehmend am Zuschauer vorbeisendet. "Wir wollen eine moderne Programmstruktur bieten, die sich noch besser an den Lebensgewohnheiten unserer Zuschauer orientiert", lautete im Frühjahr das verklausulierte Eingeständnis von Fernsehchef Fuchs. Wichtigste Erkenntnis: Die jungen Zuschauer fehlen. Auch sie sollen erreicht werden mit "Dahoam is Dahoam". Vor allem aber ist für sie ein Nachmittagsprogramm geplant, das von der Zielgruppe selbst produziert wird.

"E-Motion" lautet der Arbeitstitel des Formats, das in Deutschland neuartig wäre. Zentrales Modul: Sendebusse. Abgekupfert von der BBC sollen sie durch Bayern fahren, sollen Produktionsstätte für Filme, Begegnungsstätte für die lokale Jugend und auch Sendeort der Livesendung sein, die wochentags jeweils für eine Stunde gesendet werden soll.

So spannend das Konzept aber klingt, so gefährlich dürfte es auch sein. Denn erst zum Jahreswechsel hatten der Rundfunkrat und die BR-Geschäftsführung Pläne für ein UKW-gestütztes Jugendradio aufgegeben - unter dem Strich fehlte damals einfach der Mut.

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