piwik no script img

BavariaHimmlische Ratschläge

Gespräch mit einem Münchener im Himmel: Der CSU-Übervater Franz-Josef Strauss gibt Rebellin Gabriele Pauli ein paar Tipps mit auf den Weg.

"Jetzt wird gestorben!": FJS weiß guten Rat. Bild: dpa

Neulich nachts im ICE München-Nürnberg. Die Kandidatin für den CSU-Vorsitz, Gabriele Pauli, kommt von der ersten Unterstützerkonferenz aus München. Sie ist vergnügt, aber müde. Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht. 400 Leute, 15 Kreisvorsitzende der CSU, Bürgermeister, Stadträte, Frauen, wenn das kein Auftakt ist! Plötzlich erstarrt die Fürther Landrätin. Im Zugfenster, in dem sich das Abteil spiegelt, zeichnet sich ein ihr wohlbekannter Kopf auf kurzem Hals ab. Es war das Gesicht des Parteigotts. "Allmächt, der Franz Josef, also der Herr Strauß", sagt sie. "Mir können ruhig beim Du bleiben", sagt die Erscheinung gütig. "Du bist ein beträchtlicher Unruhefaktor, so wie ich früher auch." Gabi Pauli stammelt: "Ich hätt so viel Fragen, wo du grad da bist." "Nur zu", sagt der Mann im Fenster. Und also beginnt sie zu fragen:

Franz Josef, meinst, du, dass ich das richtig gemacht habe mit der Kandidatur?

Gabriele Pauli: Braucht guten Rat. Bild: dpa

Jetzt ist der Augenblick gekommen, auf den es ankommt. Wir müssen uns jetzt endlich freischwimmen. Jetzt müssen wir durchstoßen. Jetzt gibt es keine Pietät mehr, jetzt wird gestorben.

Aber die CSU ist doch immer noch eine Männergesellschaft!

Wenn das ein Haufen wäre, und wir in der CSU sind doch heute die Hoffnung von Millionen außerhalb Bayerns, und dann streitet man und rauft herum in Resolutionen, ich hätte beinahe gesagt vom sozialpolitischen Arbeitskreis des Ortsverbands Tipfelhuberhausen.

Aber die werden überall hin eingeladen und ich nicht!

Der Normalfall ist doch der, dass die in einem Hinterhof eines Dorfwirtshauses die Hälfte vollkriegen, wenn sie reden, Das ist doch der Normalfall überhaupt.

Was glaubst du, was der Stoiber demnächst macht?

Den sind wir so schnell nicht los. Mit dem werden wir noch Spaß haben.

Der könnte doch Ruhe geben und sich ein schönes Leben machen?

Eher legt sich ein Bernhardiner einen Wurstvorrat an. Der frisst ned, der sauft ned, der vögelt ned.

Und der Huber Erwin, was hältst du von dem?

Dem Bürscherl hätte man rechtzeitig Kunstdünger in die Schuhe schütten müssen.

Wie findest du es, dass der Seehofer ein uneheliches Kind hat?

Ich habe mit der Sache nichts zu tun. Im wahrsten Sinn des Wortes nichts zu tun.

Günther Beckstein wird bald dein Nachfolger. Von dem hältst du wohl auch nicht viel?

Weil er nicht regieren kann, weil er Außenpolitik für ein Fernsehprogramm hält.

Die Staatsregierung und die Landtagsfraktion waren auch schon stärker.

Fett, faul und auf Feuerwehrfesten. Diese Zwerge im Westentaschenformat, diese Reclamausgabe von Politikern!

Was sag ich denn, wenn es Zwischenrufe bei meiner Rede gibt?

Jetzt halten Sie den Mund, Sie hirnloser Schreier. Sonst fliegen Sie hinaus, Sie Pfifferling, Sie. Du bist so dumm, wie du klein bist, das Schlimmste daran ist: beides ist unkorrigierbar.

Und wenn mich dieser Stoiber-Knecht Höhenberger auf dem Parteitag anmacht, der mich bespitzeln wollte, was sag ich dem?

Ich lasse mir von so charakterlosen Burschen wie ihr die Partei nicht kaputtmachen. Juso-Methoden wird es bei uns nicht geben. Der Erste, der damit anfängt, der kriegt von mir persönlich einen Kinnhaken, dass es ihn raushaut.

Und wie geh ich mit der Merkel und der CDU um?

Wir lassen sie leben, aber mehr nicht. Ihr Spielraum muss eingeengt bleiben, sonst werden sie gleich wieder frech und aufsässig.

Zu welchem Schlussgag würdest du mir raten?

"Ich will nicht und werde nie Kanzler werden."

Jetzt mal ehrlich, Franz Josef: Meine Latex-Fotos waren doch toll, oder?

Ich möchte niemanden hindern, Propaganda gegen sich selber zu machen. Genügt das jetzt?

Beim kursiv gesetzten Text handelt es sich um Originalzitate des früheren CSU-Vorsitzenden Franz Josef Strauß.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!