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Bauprojekt Stuttgart 21Die Bahn rechnet mit Verspätung

Mit großer Wahrscheinlichkeit wird der neue Bahnhof in Stuttgart erst im Jahr 2022 fertig. Die Bahn hat dafür schon mal 100 Millionen Euro einkalkuliert.

Kommste heute nicht, kommste morgen. Bild: dpa

STUTTGART dpa/taz | Das Bahn-Bauprojekt Stuttgart 21 wird sehr wahrscheinlich erst 2022 fertig und damit ein Jahr später als zuletzt geplant. Die Wahrscheinlichkeit für die Verzögerung liege bei 80 Prozent. Die Bauherrin Bahn habe nun 100 Millionen Euro dafür einkalkuliert, sagte der Infrastruktur-Vorstand des Konzerns, Volker Kefer, am Dienstagabend nach einer Sitzung der Projektpartner in Stuttgart.

Mit immerhin 40-prozentiger Wahrscheinlichkeit dauert es noch ein Jahr länger – bis 2023. Kefer betonte aber: „Wir wollen den Termin 2021 halten.“ Die Einstellung der Millionen-Summe sei eine „rein kaufmännische Vorkehrung“, fügte er nach dem ersten Treffen des S-21-Lenkungskreises nach neunmonatiger Pause hinzu.

Grund für die Verschleppung des Projektes ist das Genehmigungsverfahren für die Anbindung des Stuttgarter Flughafens an den Fildertunnel und die geplante Schnellbahnstrecke nach Ulm. Hier versucht die Bahn bereits seit 2002 ein Planfeststellungsverfahren in Gang zu bringen. Bislang hat das Eisenbahnbundesamt das Planfeststellungsverfahren aber noch nicht einmal begonnen.

Für den zähen Fortschritt machen sich Bahn einerseits und Land und Stadt Stuttgart andererseits gegenseitig verantwortlich. Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) sagte mit Blick auf von der Bahn angedrohte Klagen: „Damit wird das Verfahren nicht ganz so gemütlich.“ Kefer hingegen forderte, die Projektpartner müssten ihrer Förderpflicht gewissenhafter nachkommen.

Nach den Worten von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) plant das Land keine Feststellungsklage gegen die Bahn. Mit so einem von den S-21-Gegnern geforderten Schritt könnte möglicherweise gerichtlich festgestellt werden, dass das Land im Fall von Kostenerhöhungen nicht mehr als die bislang vorgesehenen 930 Millionen Euro zu Stuttgart 21 beitragen muss.

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3 Kommentare

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  • Ich frage mich, ob Merkel S21 bis nach der Wahl ruhig hält und dann beerdigt, oder ob sie so größenwahnsinnig oder sch...egal drauf ist, das Desaster weiter laufen zu lassen? Was meint ihr?

  • P
    PeterPan

    Ich biete 2035, aber dann nicht als Bahnhof sondern als City-Atommüllklo. Oder als Mineralbad mit direktem Gleisanschluss. Oder als Bauruine in einer ruinierten Stadt, mit einem nur noch provisorischen Bahnverkehr im Ländle, der aus Nah und Fern einen Bogen um das Loch21 macht. Flankiert wird das dann noch von einigen modernen und fortschrittlichen Höhlen auf der Schwäbischen Alb (Neubaustrecke!), in denen man Gollum spielen und nach Ulm robben kann. Vorausgesetzt man fällt nicht in eines der vielen Löcher im Karst und taucht im Blautopf (http://www.blautopf.de/) wieder auf. Das Ding wird NIE fertig werden. Wetten ?

  • UF
    Ulrich Frank

    Das Ideal der Bahn AG ist doch, daß die Behörden die Anträge einfach durchwinken, obwohl viel auf dem Spiel steht - was die Bahn AG allerdings nicht interessiert (z.B. Stuttgarter Mineralwasserquellen). Erwiesen ist aber, daß die Bahn AG ihre Anträge ändert (z.B. Entnahmemengen Grundwassermanagement) bzw. zwecks Weiterbaugenehmigungen zurechtdreht, oder bzw. Unterlagen zu spät einreicht, wie vom Eisenbahnbundesamt festgestellt wird. Man kann gespannt sein, was den Hari Seldons hierzu einfällt. Alle Fertigstellungstermine stehen nur auf dem Papier. In zwei Jahren - oder nach der nächsten Kostenexplosion - sprechen wir uns wieder. Herr Kretschmann will allerdings angeblich keine Kostenfeststellungsklage führen. Das nennt sich "kritische Begleitung" mit vollem Risiko. Den GRÜNEN macht es auch nichts aus wenn am Ende jede/r bezahlt für ein unnötiges umwelt- und infrastrukturschädliches Prestigeprojekt.