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Bauliches Understatement

Masterplan für die Hafen-City: Platz für „Hamburger Hochhäuser“, eine Straßenbahn und ein paar Normalverdiener  ■ Von Gernot Knödler

Der Erste Bürgermeister erschien zum epochalen Anlass mit frisch frisiertem Haupthaar. Denn der Masterplan für die Hafen-City, den Ortwin Runde (SPD) gestern vorstellte, enthält die Grundzüge der Planung für das ehemalige Hafengebiet zwischen Innenstadt und Elbbrücken für die nächsten 20 bis 30 Jahre: Eine Gelegenheit, in die Geschichte einzugehen.

Entwickelt wurde der Masterplan aus den ersten drei Preisen des offenen städtebaulichen Wettbewerbs. Dabei wurde der Siegerentwurf des Teams Hamburgplan/Kees Christiaanse ergänzt durch mehr Wohnungen, mehr Büros und mehr Gewerbefläche: Eine „gelungene Verbindung von Vision und Qualität“ (Eigenlob Runde).

Die Bauten an den markanten Plätzen – den Höften, der Ericusspitze, dem Eingang des Magdeburger Hafens – bilden dem Volumen nach weiterhin hanseatisches Understatement ab. Richtige Hochhäuser, 70 bis 80 Meter hoch, mit 20 bis 30 Geschossen, werden lediglich an den Elbbrücken in den Himmel ragen. Was sonst über die durchgängig etwa sechsstöckige Bebauung hinausragt, soll – etwa am Strandkai – höchstens zehn Stockwerke haben: „Hamburger Hochhäuser“ nennt Runde das. Ein zweites „Mainhattan“ soll die Hafen-City nicht werden.

Am Westrand des Magdeburger Hafens, auf dem wichtigsten Weg in die Innenstadt, soll ein Boulevard mit Geschäften und Restaurants entstehen, ein zweiter Jungfernstieg; die Kais und Höfte bleiben zugänglich. Von der Ericusspitze zum Baakenhöft wird sich als breites grünes Band ein Park ziehen. Wie schon im Siegerentwurf sollen zwei weitere Parks hinter dem Sandtor- und dem Grasbrookhafen entstehen.

Wohnungen werden vor allem am westlichen Teil des Baakenhafens und rund um den Sandtorhafen errichtet. Ein Bebauungsplan für das letztgenannte Gebiet befinde sich bereits „in Abstimmung“, sagte Runde. Möglicherweise schon im kommenden Jahr könnte er den ersten Spatenstich tun.

Nach dem Willen des Senats sollen es sich auch ein paar NormalverdienerInnen leisten können, in der Hafen-City zu wohnen. Für sie kämen allerdings sicher nur die schlechteren Lagen in Frage, sagte Stadtentwicklungssenator Willfried Maier (GAL). Der Anteil solcher Wohnungen, versprach er, solle aber bei „mehr als fünf bis zehn Prozent“ liegen.

Der Masterplan sieht auch eine Straßenbahnlinie vor, die vom Jungfernstieg am Magdeburger Hafen entlang über die Versmannstraße zu den Hochhäusern an den Elbbrücken führt. „Die Stadtbahn wäre für das Gebiet der beste Anschluss“, versicherte Maier, „sofern es sie gibt“. Das Planfeststellungsverfahren für die Linie solle noch in dieser Legislaturperiode abgeschlossen werden. Über die Realisierung soll jedoch erst zu Beginn der kommenden Legislaturperiode entschieden werden.

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