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■ StandbildBauknechtstimme

37 Grad: „Für diesen einen Tag“, Di., 22.15 Uhr, ZDF

Wer erinnert sich nicht gern an „Unser Walter“, den herzig integrativen Versuch Anfang der 70er Jahre, mittels einer Vorabendserie Mongoloide fernsehtauglich zu machen? Man lachte sich schlapp, wenn Walter pfützenbildend lüllte oder sich die Eiswaffel an die Backe rammte, statt sie zielsicher wie ein Qualitätsmensch an die Lippen zu führen. Auf dem Schulhof wurde er mit freudigem Quieken nachgeäfft und mit einem herzlich- brutalen „Hey, Walter, du Mongo!“ begrüßt. Die Dokumentation „Für diesen einen Tag“ von Angelika Schmidt- Biesalski, die verschiedene Mütter und Väter behinderter oder totgeborener Kinder vorstellte, bewies, daß man auch im überkorrekten Ton die alte Hilflosigkeit nicht abgelegt hat. Ließ sie die Eltern anfänglich noch vom Entscheidungsterror erzählen, von dem Zwiespalt, daß sie den „makelhaften Embryo“ zwischendurch gehaßt und schließlich doch gewollt haben, mischte sich ihr Kommentar später zunehmend ein. Mit Bauknecht-Stimme, die weiß, was Frauen wünschen, wurden Angst und Hoffnung der Interviewten peinlich allwissend zusammengefaßt. In aufdringlicher Bild-Ton-Tautologie sprach sie vom „Schock der Pärchen“. Abtreibung wurde allenfalls negativ, nämlich als bewußt nicht vollzogen thematisiert, und das behinderte Kind kam einer überirdischen Prüfung gleich.

„Ich bin nicht befugt“, diese letzte Stellungnahme der Mutter eines Kindes mit Down-Syndrom zum Thema Abtreibung, hallte wie ein Donnerschlag nach. Und als Schmidt-Biesalski am Ende das Paar, das sich für die Geburt eines Sterbenden entschlossen hatte, auf eine Kirche zugehen ließ, war das nicht nur tantenhaftes Wohlwollen, sondern eine visuelle Segnung. Birgit Glombitza

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